51 zei einer prozentualen Erhöhung. Es wird daher vorgeschlagen, die jetzt von den Reisenden stark gemiedene 3. Klasse ganz zu beseitigen und dafür die Preise der Polsterklasse (die i. Klasse würde nur in ganz wenigen Zügen bleiben) um ein geringes zu ermäßigen, d. h. Jas Zweiklassensystem einzuführen. Damit würde die Deutsche Reichsbahn jem Beispiel aller großen Eisenbahnverwaltungen der Welt folgen, die sämtlich weniger als 4 Klassen führen. Dadurch würde es möglich, .den jetzigen Fahrpreis t. Klasse nur um 12 v.H. (anstatt 15 v.H. bei Beibehaltung der jetzigen Klassen) zu ırhöhen. Es ist sogar beabsichtigt, bei diesem System die Preise der Zeitkarten der Holzklasse nicht mitzuerhöhen, um die lohnsteigernde Wirkung einer Fahrpreis- erhöhung zu vermeiden. Die durchschnittliche Entfernung, die der Einzelreisende (also ohne Berücksichtigung des oben genanuten Zeitkartenverkehrs) der 4. Klasse zurück- 'egt, beträgt z. Zt. 28 km. Nach der Erhöhung der Tarife würde sich der Fahrpreis für, diese durchschnittliche Entfernung, der z. Zt. 1 AM beträgt, nur um 10 .Apf erhöhen. Das Zweiklassensystem hat überdies noch den Vorteil, daß durch die infolge der Aufwanderung ınd Hemmung der Abwanderung in den Kraftwagen und das Flugzeug bisher schon ent- stehenden Ausfälle wenigstens z. T. wieder eingeholt werden, was bei der gleichmäßigen Steigerung der Fahrpreise aller Klassen selbst durch verstärkte Erhöhung der Fahrpreise kaum erreichbar wäre, Im Gegenteil sind bei diesem System gerade infolge der verstärkten Tariferhöhung weitere von Jahr zu Jahr steigende Mindereinnahmen zu erwarten. Die bisherige Tarifentwicklung und die Einzelheiten der geplanten Tarıfmaßnahmen sind aus der Anlage VII zu entnehmen. VII. Zusammenfassung Seit Jahresfrist hat sich eine Mehrbelastung der Reichsbahn von rund 650 Mil- jonen R.A4 ergeben, und zwar besonders durch erhöhte Reparations- und Personal- ausgaben. Trotz günstiger Einnahmen sind diese gesteigerten Mehrausgaben nicht mehr zu bestreiten. Fast alle Kennziffern für die Ausgaben liegen weit über denen *ür die Einnahmen. Es fehlen die Mittel zur Abstellung der noch vorhandenen <riegsschäden, obgleich deren Behebung auf viele Jahre verteilt ist. Die Kosten der Unterhaltung der Anlagen vervielfältigen sich, da es an Mitteln für ihre Erneuerung mangelt. Beabsichtigte Verbesserungen zur Erhöhung der Sicherheit müssen unterbleiben. Die als Notmaßnahme zur Zeit durchgeführte Drosselung sächlicher Ausgaben rührt bei manchen Anlagen bereits an die Betriebssicherheit. 1928 sind schon 200 Millionen AM Vorzugsaktien begeben worden. Selbst wenn noch weitere 200 Millionen A.A Kredite dieses Jahr hereingenommen werden. kann das Ausgabeprogramm nicht gedeckt werden. Ein weiterer kurzfristiger Kredit für 1928 würde das Jahr 1929 belasten; das einen Eigenbedarf an 400 Millionen AM Anleihe hat, Einmalige Kredite können laufende Ausgaben nicht decken. Soll die Reichsbahn gesund bleiben, so läßt sich eine Tariferhöhung nicht länger umgehen, In der vorsichtigen Weise, wie die Neugestaltung der Tarife geplant ist, wird sie für die Wirtschaft tragbar sein. Bedeuten doch 250 Millionen AM Tariferhöhung nicht mehr als 1 A/ Lohnerhöhung für die Arbeitsstunde aller Industriearbeiter.