AD ALTE FLUGBLÄTTER Das Papier aus der Sumpfpflanze Papyrus war zwar bereits um 3500 vor Christus erfunden, aber so teuer, daß seine Ver- wendung nur für sehr wichtige Schriftstücke in Betracht kam. Auch das Pergament, das bereits. im 2. Jahrhundert vor Christus in ziemlich vervollkommneter Weise erzeugt wurde, stellte sich mit Rücksicht auf den hierzu verwendeten Rohstoff, das sind Häute junger Kälber, junger Ziegen und totgeborener Lämmer sehr hoch. Eine grundlegende Änderung brachte in dieser Hinsicht erst das im Jahre 123 v. Chr. in China erfundene Büttenpapier; dasselbe kam jedoch erst im 12. Jahrhundert. über Nord-Afrika nach. Spanien und Deutschland. Die frühesten mechanischen Vervielfältigungseinrich- tungen bildeten die Holzschnitte, welche erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Europa aufkamen. Sie wurden zu- nächst ausschließlich für Spielkarten und.Heiligenbilder ohne Text von den sogenannten Briefmalern verwendet, welche sich auf diese Weise die zeitraubende, einzelweise Erzeugung dieser Artikel abkürzten. Die beiden ältesten Holzschnitte mit Schriftzeichen stammen aus den Jahren 1418 und 1423. Im Jahre 1450 stellte bereits Gutenberg seine aus beweglichen Lettern bestehende 42zeilige Bibel her; durch diese Erfindung war die zweite Vorbedingung für die Entwick- lung des Flugblattes, nämlich die bequeme Vervielfältigungs- möglichkeit, gegeben. Die ältesten Flugblätter waren die geschäftlichen An- kündigungen der Buchhändler. Aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind 20 derartige Anzeigen erhalten. Die Blätter wurden gleichzeitig als Flugblätter und Plakate verwendet (s. Abb. 32 u. 44). Als Flugblatt wurden sie allen jenen wenigen Personen in die Wohnung zugestellt, welche damals für einen (Bücher-)Ankauf in Betracht kamen. Sie enthielten zunächst das Verzeichnis der Erzeugnisse einer Druckerei; bald darauf finden wir auch derartige Flugblätter, welche die Erzeugnisse mehrerer Buchdrucker vereinigen. Der beste Beweis, daß derartige Druckwerke als Flugblätter und Plakate gleichzeitig verwendet wurden, ist, daß einzelne hiervon zweiseitig bedruckt waren (s. Abb. 32), trotzdem aber auch affichiert wurden; das Format betrug in der Regel ca. 20 X 25 cm.