Referat des Abgeoroͤneten Ferdinand Hanusch auf dem Zweiten österreichischen Gewerkschaftskongreß. Erwarten Sie nicht, daß ich Ihnen die Geschichte der Zogzialpolitik in Osterreich darstelle. Wenn ich das wollte, müßte ich bei Moses anfangen und bei Schmitz endigen. Heiterkeit.) Moses war der erste Sozialpolitiker, er hat als erster verlangt, daß die Arbeitszeit nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang währe, ihm haben wir es zu verdanken, daß wir einen Sonntag haben. Solange es Menschen gab, die um Lohn arbeiteten, gibt es auch Menschen, die Schutz für die Arbeitenden verlangen. Zum erstenmal in Osterreich wurden in der Revolution des Jahres 1848 Forderungen zum Schutze der Arbeiter erhoben. Natürlich damals ohne Erfolg. Erst 10 Jahre später gab es in Osterreich eine sogenannte sozial— volitische Ara. Damals wurde die Gewerbeinspektion, der Elf— stundentag, die Kranken- und Unfallversicherung gesetzlich fest— zelegt. Daß damals gewisse soziale Gedanken zum Durchbruch kamen, ist darauf zurückzuführen, daß man hoffte, den Sozial— demokraten durch kleine soziale Reformen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Als man einsah, daß diese Hoffnung sich nicht erfüllt, kühlte sich auch das Interesse für Sozialpolitik sehr rasch ab. Während der neunziger Jahre und in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts wurde auf sozialpolitischem Gebiet nichts erreicht. Man warf sich dann auf die Angestellten in der Hoffnung, sie dem Bürgertum zu erhalten, man schuf im Jahre 1909 die Pensionsversicherung für die Angestellten. Daß auch diese Hoffnung der Bürgerlichen sich nicht erfüllte, ist zu gut bekannt. Heute ist auch die Angestelltenfreundlichkeit bei den Bürgerlichen vorüber. Während des Krieges wurde von den bestehenden sogzialpolitischen Einrichtungen manches abgebaut. Es ist noch in zu guter Erinnerung, welch brutale Bewalt die Arbeiter während des Krieges zu erleiden hatten. Frit während des Umsturzes und nach dem Umsturz war es