sozialisten eine einheitliche Front. Die Regierungs: mehrheit wurde nach diesen Wahlen durch den Fintriti des Landbundes verstärkt, was die Großdeutsche Volks- partei durch die Überlassung der vom Landbunde gefor- derten Vizekanzlerstelle an den Landbündler Hartleb ermöglichte. Seither hat die Partei die Stelle des Justiz- ministers und des Handelsministers inne. Durch die “inbeziehung des Landbundes wurde der nationale Ein- luß in der Regierung erhöht. Während der Teilnahme der Großdeutschen Volks- partei an der Regierung konnten auch in der Anschluß- politik große Fortschritte erzielt werden. Als ’die Groß- deutsche Volkspartei ihre erste Koalitionsvereinbarung mit der Christlichsozialen Partei schloß, machte sie dies von der Aufnahme einer Bedingung in den Koalitions- vertrag abhängig, die besagte, daß die Regierung in ihrer Außenpolitik keine Wege gehen dürfe, die Öster- reich dem Deutschen Reiche entfremden könnten. Eben dieser Bedingung und dem Umstande, daß seit dem Eintritt der Großdeutschen in die Regierung cein Abschwenken von dieser geraden Linie mehr erfol- zen, Experimente mit „westlicher Orientierung”, Donau- Ööderationspläne usw. nicht mehr gemacht werden konnten, ‘st es in erster Linie zuzuschreiben, daß allmählich auch die innere Einstellung dem Anschlußgedanken gegenüber sine so einheitliche geworden ist. Darin, daß die natio- 1ale Vertretung im österreichischen Parlament diese Bin- lung herbeizuführen vermochte, liegt ein historisches Verdienst, das zugleich einen vollgültigen Beweis für die 3Zerechtigung der aktiven Regierungspolitik. darstellt. Die Großdeutsche Volkspartei hat, als sie sich vor 6'/, Jah- :en entschloß, die Verantwortung für die Regierung mit zu übernehmen, gewußt, daß sie sich eine schwere Last aufbürde und große Opfer an Popularität werde bringen müssen. Sie hat dieser Verantwortung durch eifrige Mit- arbeit entsprochen und hat als nationale Partei im natio- nalen Staate ihre Pflicht erfüllt. Manch wertvollen dauern- den Erfolg konnte sie erringen, indem sie, ihrem Leit- motiv getreu, jederzeit das Volkswohl dem Parteivorteil voranstellte. DER LANDBUND FÜR ÖSTERREICH, SEINE GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG ; Von Abgeordneten Josef Zangel. Vor dem Kriege und auch gleich nach dem Umsturze bestand die Deutsche Agrarpartei, die alle deutschen bäuerlichen Abgeordneten umfaßte. Sie war Unterverband desDeutschen Nationalverbandes und zählte 28 Mitglieder, aber auch in der konstituierenden Nationalversammlung waren die national gesinnten bäuerlichen Vertreter Mit- glieder der Großdeutschen Vereinigung, die sich aus 3 städtischen und 12 bäuerlichen Abgeordneten zusammen- setzte. Als der Versuch des steirischen Abgeordneten Stocker. nach diesen Wahlen eine eigene Bauernpartei in Deutsch- österreich zu bilden, an dem Widerspruche der meisten Mitglieder der großdeutschen Vereinigung gescheitert war, unternahmen es der ehemalige Staatssekretär für Heer- wesen Josef Mayer, der; frühere Abgeordnete Josef Goll und Abgeordneter Stocker, wenigstens durch Gründung eines außerparlamentarischen Vollzugsausschusses der Deutschen Bauernbünde Österreichs eine gemeinsame Plattform der national bäuerlichen Interessen zu schaffen. Im Nationalrat bildeten die bäuerlichen Abgeordneten nach ihrem Eintritte in die großdeutsche Vereinigung sogleich die „Deutsche Bauernpartei” als selbständige Untergruppe, die zwar parlamentarisch und satzungs- gemäß nach außen hin nicht als solche erschien, in fach- lichen Angelegenheiten jedoch volle Freiheit der Ent- schließung hatte, Zu ihrem Obmann wurde Abgeordneter Leopold Stocker gewählt. Aber die Versuche zur Schaffung einer selbständigen Organisation wurden keineswegs aufgegeben; schon der am ‚6. und 7. September 1919 in Salzburg stattfindende erste Vertretertag der Unabhängigen Bauernbünde beschäf- tigte sich ausschließlich mit dieser Frage. Nach längerer stellenweise stürmischer Wechselrede wurde beschlossen, anverzüglich einen Verband der Unabhängigen Bauern- bünde Deutschösterreichs als selbständige, unabhängige olitische Vertretung zur Wahrung der Interessen der Bauernschaft und des gesamten Landvolkes zu bilden. In der Vorstandssitzung am 1. Oktober 1919 erfolgte lann bereits die Aufstellung einheitlicher Richtlinien für lie Organisation der Bünde. Gleichzeitig wurde für die \bfassung eines einheitlichen Programmes ein Ausschuß gewählt. Und dann folgte der nächste Schritt. In der Vorstands- ätzung am 10. Dezember 1919 stellte Franz Winkler den Antrag auf Bildung der Unabhängigen Bauernpartei, der angenommen wurde. In der Vorstandssitzung am 8. Ve- bruar 1920 wurde dann ein weiterer Antrag über die künftige Gestaltung des Verbandes für den Vertretertag 'n Graz angenommen, der dahin ging, daß der Verband ıls übergeordnete Vereinigung der Unabhängigen Bauern- nünde in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, den nzelnen Bauernbünden jedoch bezüglich ihrer partei- politischen Haltung vollkommen freie Hand gelassen wird. Dieser Beschluß war einer der schwersten Fehler. die gemacht werden konnten. Am 17. und 18. März 1920 fand in Graz der zweite Reichsbauerntag statt. Den Vorsitz führte Sigl aus Salz- burg. Hier wurde dem Steirischen Bauernbund die Vor- arbeit für die Gründung einer selbständigen Partei übertragen. In der Leitungssitzung am 12. Mai 1920 ildete daher den Hauptgegenstand der Verhandlungen die Frage. ob eine selbständige Bauernpartei oder. eine