Veberfälle mehrten sich. Aber auch die Finbrecher arbei- teten nicht mehr mit Dietrich und Nachschlüssel, wie vor dem Kriege, sondern mit einer schon recht. weit vorge- Schrittenen Technik. Abhilfe schien hier dringend geboten. Daher mußte vor allem die präventive und repressive Vätigkeit der Sicherheitsbehörde verschärft werden. Zu diesem Zwecke wurde zunächst an eine Vermehrung der Zahl der für den kriminalpolizeilichhen Erhebungs- dienst bestimmten Organe geschritten, Dieses Ziel verfolgte die Umgestaltung des Polizei- üßgenteninstitutes; die Zahl der Kriminalbeamten wurde in den einzelnen Kommissariaten auf 12 bis 20 erhöht. Hand in Hand damit ging eine sachgemäße Schulung und Ausbildung der Kriminalbeamten, die diese Organe Zu gediegenen Mitarbeitern auf dem Gebiete der Krimi- nalpolizei machen sollte. Bei der Umorganisierung des Dienstes der Kriminalbeamten ging das Streben nun da- hin, ungeachtet der straffen Disziplin, die in einem poli- Zeilichen Kxekutivkörper immerhin herrschen muß, dem Kriminalbeamten doch eine gewisse Freiheit der Be- tätigung zu ermöglichen. Denn zwischen dem Dienst der Uniformierten Sicherheitswache, für den im gewissen Sinne naturgemäß immer das militärische Vorbild maß- gebend sein wird, und jenem der Kriminalbeamten be- Steht — ungeachtet des gemeinsamen obersten Zweckes - doch ein tiefgehender Unterschied. Es wurden daher die bei den Bezirkspolizeikommissariaten tätigen Kriminal- heamten in Gruppen geteilt, die bis zu einem gewissen Grade selbständig arbeiten und Teile der Amtshand- lungen der Konzeptsbeamten unter deren Aufsicht durch- zuführen haben. Dies gilt insbesondere hinsichtlich deı Bekämpfung des Berufsverbrechertums, namentlich der für die Sicherheit des Kigentums gefährlichen Elemente. Diese Organisation, . die den Kriminalbeamten mehr als <S vordem der Fall sein konnte, die Leistung wertvoller Vorarbeiten ermöglichte, hatte eine Vereinfachung des 'nternen Amtsganges der Kommissariate und eine teil- weise Entlastung der Konzeptsbeamten zur Folge, die Sich wiederum den für sie bestimmungsgemäß in Betracht kommenden Geschäften eifriger und erfolgreicher zu- Yenden konnten. Die Zentrale für die Bekämpfung des Berufsverbrechertums blieh aber das Sicherheits- bureau, das somit eine der wichtigsten Dienststellen der Polizeidirektion ist. Um aber eine möglichst einheitliche Handhabung der \timinalpolizei zu erzielen und ein zielbewußtes Zu- Oenmenwirken aller mit dem Kriminaldienste betrauten he De der Bezirkspolizeikommissariate zu sichern, ist Sich jedem Kommissariate ein Konzeptsbeamter m Bezug Citsreferenten bestellt, dem unter der Leitung es des sleiters die Sorge für eine planmäßige Deka pP lie Crufsverbrechertums im Kommissariatsbereiche ob- 8 BE Die hier nur in großen Zügen angedeuteten or- SWiSatorischen Reformen hatten erfreulicherweise den SCWünschten Lrfolg. Ja, es kann ohne Uebertreibung eng werden, daß dieser Frfolg zum Teile die gehegten artungen überstieg. 9 Sank die Zahl der angezeigten schweren Finbrüche won Jahren 1918 his 1922 von 4688 auf 854, der Würden Diebstähle von 6572 auf 1465. Im Jahre 102 ©n 51.871 Diebstahlsanzeigen, 16.006 Betrugs- un Veruntreuungsanzeigen und 47.121 sonstige Strafanzeigen arstattet. Im Jahre 1922 waren die bezüglichen Zahlen #139, 17.409 und 43.104. Es war also auch hier ein kückgang der Diebstahlsanzeigen festzustellen. Bemer- ‚enswert ist es ferner, daß im Jahre. 1922 nur mehr ;8 Kasseneinbrecher gegen 109 im Jahre 1921 verhaftet vurden. Der Grund mag hier auch darin liegen, daß die Zahl der Kasseneinbrüche zu dieser Zeit wegen des yinkens unserer Valuta stark zurückging. Vielen Ver- »rechern erschien eben die mit Mühen und Gefahren ‚erbundene Verübung von LEigentumsdelikten im Hin- »lick auf den geringen Geldwert der Beute nicht genug ohnend. Ein nicht geringer Einfluß auf die Besserung ler Verhältnisse war wohl auch der Arbeitslosen- ‘ürsorge beizumessen. Daß aber auch die Tätigkeit der Kriminalpolizei günstige Wirkungen äußerte, geht ıus den statistischen Zahlen mit Deutlichkeit hervor 50 betrug die Zahl der wegen Einbruchsdiebstahles ver- 1afteten Personen im Jahre 1921.. ... . . 741 und » » 1922. . . . . 758, hielt ich somit auf gleicher Höhe, was angesichts der Ab- ı1ahme der Fälle ein günstiges Ergebnis der polizeilichen Vachforschungstätigkeit darstellt. Die Zahl der im Wiener ’olizeirayon im Jahre 1918 wegen schwerer Verbrechen rstatteten Anzeigen betrug 12.562, im Jahre 1922 je- ioch 3247. Dagegen befanden sich im Jahre - 1918 2.0...) +... 10,566 Personen, 1020 010000000 4 4. 10,050 n und 1921. 00.0. „0. 13.007 , m Polizeigefangenenhause in Haft. Die Zahlen der in len angeführten Jahren im Sicherheitsbureau behandelten )ersonen wegen schwerer Verbrechen waren: 1812, 4846 ınd 3077; von den Kriminalbeamten der Polizeidirektion zurden im Jahre 1918 2838, im Jahre 1919 6303 und im jahre 1921 5762 Personen verhaftet. Aehnlich verhielı »s sich bei den von der Sicherheitswache vorgenommenen \rretierungen. Die Zahl der in den Jahren 1918 bis 1926 ınd 1921 Arretierten war: 73.135 (darunter 18.7 2 7 Strafgesetzübertreter), 90.225 ( 38.725 » ) und 81.218 („34.660 » Wir ersehen daraus, daß die Straffälle abnahmen, die Zahl der Verhaftungen jedoch — und zwar nicht relativ, sondern absolut — zunahm, was den Fortschritt in der ırganisatorischen Entwicklung der Polizeidirektion und lie dadurch erzielten Erfolge sinnfällig zum Ausdrucke ringt. In den Jahren 1923 und 19024 konnte erfreulicher- veise ein Sinken der Kriminalität wahrgenommen verden. Auch der durch verfehlte Spekulationen im Frühjahre 924 eingetretene „Börsenkrach” und die im Gefolge lamit eingetretene Wirtschaftskrise haben im allgemeinen :inen besonders schwerwiegenden Einfluß auf die Krimi- ı1alität nicht ausgeübt. Daß speziell die Kridafälle zu- ı1ahmen, ist begreiflich. Die Abnahme der Eigentums- lelikte im allgemeinen wird sich wohl auch zum Teile laraus erklären lassen, daß breite Massen der Bevölkerung ‚ich in — wenn auch nicht durchwegs günstigen — so doch vieder erträglichen Finkommensverhältnissen befanden ınd daß den nicht in regelmäßiger Arbeit stehender: \rbeitern die Arbeitslosenunterstützung einen gewissen tückhalt bot. Allerdings darf die bedauerliche Tatsache