dierte dieser Auslandsreise eine Verwaisung des Hauses, das, im Monat Mai sich selbst überlassen, einer fran- zösischen Gastgruppe sowie dem Kölner Opernensemble Unterkunft gab. Und noch im Juni waren die Nach- wirkungen in einer zweifelhaft festlichen Beteiligung an den Festwodhen des Monates zu spüren. Die Lücke im Tenorfache ging unausgefüllt auch noch in das laufende Spieljahr über, das bis jetzt keine No- vitäten, nur Neustudierungen, eine solche. von Brülls „Goldenem Kreuz” und eine von „Rheingold” mit Furt- wängler als Gastdirigenten und in der neuen Inszenierung Dr. Wallersteins zu bieten hatte, mit dem drei Jahre nach dem Abgange Wymetals dem Hause wieder ein Regisseur von Rang gegeben ist. Letztgenannte Auf- führung formte sich zu einem jener starken Abende des Hauses, die seine innere Gesundheit ‚bezeugen. Der Tenoristenmangel hat gewiß ebenso in einem allgemeinen Qualitätsniedergang der Stimmgattung wie in deı Schwierigkeit rechtzeitigen Zugreifens seine Wurzel, aber auch im System kurzfristiger Verträge. Müßte nicht alles daran gesetzt werden, mit diesem System eines durch jedes Nichtwollen oder Nichtkönnen ‘ gestörten Nach- einanders einrückender und scheidender prominenter Sänger zu brechen, das Spielplan, Neustudium, Be- setzungsmöglichkeit erschwert oder gefährdet? Diese gedrängte Ueberschau mag als von.einem Be- trachter herrührend gelten, der das Haus am Opernring mit offenen Augen liebt. Spiegelt nicht dessen Los jenes von ganz Oesterreich? Es hat zu kämpfen, aber es ge- hießt die Sympathie der Welt, die förmlich daran mit- interessiert ist, zugleich mit dem sich glücklich aufrichten- den Staat auch diese altberühmte Kunststätte gedeihen, blühend vorleuchten zu sehen. Mögen ihr aus der inneren ’estigung der Gesamtheit frische, belebende Säfte zu- Direktor Franz Schalk ließen, und möge sie selbst alles dazu tun, sich das zute künstlerische Gewissen zu wahren. Operntheater, jsterreichisches Kunstgefühl und österreichisches Wesen - sie bleiben enge verkettet. DIE NEUE BELEUCHTUNGSANLAGE DER STAATSOPER Von R. Bed, Beleuchtungsinspektor der Staatsoper. In den Sommermonaten der Ferienzeit 1928 wurde der Umbau der Bühnenbeleuchtungsanlage des Opern- <heaters durchgeführt. Die Gesamtbühnenbeleuchtung umfaßt nun unter Beibehaltung der alten Anlage: Bühnenregleranlage, Schalt- und Leitungsanlage, Por- tal- und Vorderbühnenbeleuchtung, Öberlicht- und Fußrampenbeleuchtung, Horizontbeleuchtung, Schein- werfer-E.ffekt- und Versatzbeleuchtung, Lichtsignal- und Telephonanlage. Die Bühnenregleranlage besteht aus einem Regler mit 160 Hebeln, mittels deren durch Drahtseilüber- tragung ebensoviel 100stufige Widerstände, welche außerhalb der Bühne untergebracht sind, betätigt Werden und welche zur Regelung der Helligkeitsgrade der Portal-, Vorbühnen-, Oberlicht- und Fußrampen- beleuchtung, ferner eines Teiles der Horizontbeleuch- tung und der transportablen Scheinwerfer-E.ffekt- und Versatzbeleuchtung dienen. Das zweite Stellwerk mit JO Hebeln, welche jeder einzelne durch zirka SO Meter Drahtseil mit den Laternen der Beleuchtungsgerüste verbunden ist, hat die mechanische Regelung der Farbscheiben und Verdunklungsblenden der Horizont- satterien zu betätigen. Fin drittes kleines Stellwerk mit 24 Hebeln betätigt die zum Teil über 100 Meter langen Drahtseilzüge, an welchen die Farbscheiben der Vorbühnenscheinwerfer, welche sich an mehreren Stellen des Zuschauerraumes befinden, angebracht sind. Die Schaltanlage ist im Bühnenreglerraum unter- gebracht und umfaßt mehrere Schaltgerüste, an welchen [4 Schalttafeln befestigt sind. Auf diesen befinden sich 237 Hebelschalter, welche einzeln oder in Gruppen vereinigt, gekuppelt verwendet werden, um Teile der Anlage nach Bedarf ein- oder ausschalten zu können. Außerdem acht Fernschalter, womit die ganze Anlage außer Strom gesetzt werden kann, ferner Meßinstru- nente für die nötige Kontrolle. Eine Wählertafel mit 354 Stecklöchern ermöglicht eine wahlweise Stromüber-