DAS ÖSTERREICHISCHE TABAKMONOPOL 
l. Die k. k. Tabakregie — Vorkriegszeit und 
Weltkrieg. 
Die bald hundertfünfzigjährige Geschichte der öster- 
‚eichischen Tabakregie verlief bis zum Weltkriege in 
siner ruhigen Linie stetiger Aufwärtsentwicklung. Bei 
Kriegsausbruch hatte das österreichische Tabak- 
nmonopol den Bedarf an Rauchmaterial für eine 
Bevölkerung von rund dreißig Millionen Köpfen 
zu befriedigen. Es verfügte über 30 Tabakfabriken, 
18 Verschleißmagazine, sowie 7 Ämter für die Ein- 
lösung der im Inlande gebauten‘ Tabake und be- 
schäftigte insgesamt rund 1200 Beamte und 27.000 
Arbeiter. Die Zentralleitung oblag der k. k. General- 
direktion in Wien (siehe Abb. I). Deren vornehm- 
ste Aufgabe bestand in der Beschaffung der Rohstoffe 
and in der Organisation und Überwachung der Er- 
zeugung. Die Organisation und Überwachung des 
Verschleißes war dem k. k. Finanzministerium und 
den ihm unterstellten Finanzbehörden (Landesdirek- 
tionen, Bezirksdirektionen, Kontrollbezirksleitungen 
zw. Direktionen und Inspektoraten) vorbehalten. 
er Ankauf der Rohstoffe erforderte zwar reiche Er- 
ahrungen, bereitete aber keine Schwierigkeiten, denn 
lie k. k. Tabakregie verfügte über altbewährte Ein- 
z:aufsverbindungen auf dem Weltmarkte. Die für die 
illigen Erzeugnisse in großen Mengen benötigten 
Tabake wurden teils durch Anbau im Inlande 
ınter Anleitung und Aufsicht der Generaldirektion 
zewonnen, teils aus den ungarischen Ernten 
ıuf Grund eines mit der ungarischen Tabakregie ge- 
ichlossenen Vertrages angekauft. 
Die Bezahlung der zumeist im Frühjahre und Herbst 
älligen großen Beträge für Tabaklieferungen aus dem 
\uslande bereitete der k. k. Tabakregie keine 
Schwierigkeiten. Innerhalb des finanzgesetzlich zur 
Verfügung stehenden Kredites standen ihr die benö- 
:igten Summen jederzeit zur Verfügung. Die Zahlungen 
wurden durch die Österreichisch-ungarische Bank in 
Devisen geleistet, deren Kurs damals nur ganz ge- 
ingfügigen Schwankungen unterlag. 
In den Magazinen der k. k. Tahbakregie lagerte 
stets ein für einen mehrjährigen Bedarf ausreichender 
Vorrat, der das österreichische Tabakmonopol vom 
Ausfalle einzelner Ernten und von spekulativen Ein- 
Jüssen unabhängig machte und die gleichmäßige Be- 
ichaffenheit der. Fabrikate bei fast konstanten Ge- 
stehungskosten sicherte. 
Die in altüberlieferten Erfahrungen ver- 
ankerten Fabrikationsmethoden der k. k. 
Tabakregie wurden von einer für ihr ganzes Leben 
dem Unternehmen verbundenen Beamten- und Ar- 
beiterschaft aufs genaueste eingehalten. Dennoch blieb 
Erstarrung vermieden. In den wissenschaftlichen Ab- 
teilungen der Generaldirektion wurden alle Neuerun- 
gen auf dem Gebiete des Tabakbaues und der 
Tabakverarbeitung aufmerksam verfolgt und erprobt; 
eigene Forschungsarbeiten führten zu Verbesserungen 
aller Art und auch der Erfahrungsaustausch der 30 
Fabriken zeitigte reiche Früchte. 
Die gewiß nicht leichte Aufgabe, die Rauchbedürf- 
nisse einer national, kulturell und sozial so differen- 
zierten Bevölkerung wie die des alten Österreich zu 
befriedigen, hatte die k. k. Tabakregie mit vollem 
Abb. 1. Generaldirektionsgebäude