6. Bericht des Herrn Museumsdirektor Dr. Walter Riezler-⸗Stettin, über die Pariser Ausstellung Dr. Rie zler: Meine Damen und Herren! Es ist für mich nicht leicht, Ihnen heute einen Bericht über Paris zu geben, der auf Objektivität und Endgültigkeit Anspruch machen kann. Ich bin nur sechs Tage in Paris gewesen und es ist schwierig, in so kurzer Zeit einen Eindruck von dieser sehr unübersichtlichen Aus— stellung zu gewinnen und es ist ja die Ausstellung auch heute noch nicht ganz fertig. Wesentliche Teile sind immer noch nicht zu sehen. Der erste Eindruck ist äußerst ungünstig. Man hat den Ein— druck, auf eine richtige Weltausstellung alten Stils zu kommen, auf einen unendlichen Jahrmarkt, wo aus aller Welt alles mög— liche zusammengebracht und unübersichtlich und uneinheitlich auf— gestellt ist. Die Franzosen behaupten zwar mit einem gewissen Stolz, daß diese Weltausstellung die erste sei, bei der von dem alten Prinzip des Massenjahrmarktes abgegangen wurde, auf der eine Sichtung nach bestimmten Gesichtspunkten stattgefunden habe. Wenn das wahr ist, so ist die Sichtung jedenfalls sehr wenig streng gewesen, und vor allem fällt ein großer und sehr in die Augen fallender Teil der Ausstellung gar nicht unter diese Sichtung, das sind die Pavillons der großen Warenhäuser und zahlreiche Läden, in denen alles mögliche feilgebobten wird. Es ist sehr schwer festzustellen, wo die Grenzen dieses reinen Ver— kaufsteiles und der eigentlichen Ausstellung sind. Ferner ist es sehr lehrreich zu sehen, daß ganz offenbar nicht ein einheitlicher Wille für die Ausstellung verantwortlich ist, sondern der Kollektiv— 42