Das Preisproblem wäre lückenhaft behandelt, wenn wir nur bei dem Produzenten festgestellt hätten, daB er, ohne Ver- lust seiner Rentabilität nicht billiger produzieren kann und bei dem großen Teil der Konsumenten gesehen hätten, daß ihre Kaufkraft für die Inlandsfleischpreise nicht aus- reicht. Von selbst wendet sich der Blick dem Verteilungs- apparat der großstädtischen Fleischversorgung zu und jeder Laie, der sich dieses komplizierte Gebilde einmal angesehen hat, glaubt den Schlüssel zur Lösung des Preisproblems gefunden zu haben. Dieser vielgliedrige Apparat und der lange Weg, den das Fleisch zurücklegen muß, haben zu den programmatischen Forderungen „Ausschaltung des Zwischenhandels“ und „Verringerung der Spanne zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis‘“ geführt. Man übersicht aber dabei völlig die Tatsache, daß etwa ?/; des gesamten, im Reiche verbrauchten Fleisches auf dem kürzesten Weg — Landwirt, Fleischer, bzw. Landwirt, Viehhändler, Fleischer — zum Konsumenten wandert. Die nur in den Großstädten existierenden Zwischen- glieder, Viehagent und Großschlächter verdanken dem‘ Bedürfnis nach rationeller Arbeitsteilung ihr Dasein. Sie ermög- lichen eine erhebliche Vereinfachung des umfangreichen groBstädti- schen Marktverkehrs. Ueber die in der Oeffentlichkeit immer noch diskutierte Frage der Preisspanne des Ladenfleischers mag man noch so verschiedener Meinung sein, ausschlaggebend für das Urteil ist doch die Tatsache. daß. wie das Bild zeigt, ein Monopol nicht besteht. Die großen Qualitätsunterschiede der Ware schließen auch praktisch jegliche Preisverabredungen aus. Wo aber, wie in Berlin, 4000 Betriebe verschiedener Organisationsform in freier Konkurrenz nebeneinander stehen, da muß dieser Konkurrenzkampf unweigerlich, wenn er es nicht schon getan hat, zur wirtschaftlichsten Betriebs- form!) führen. Wenn man die Fleischpreise in Kleinstädten des Viehproduktionsgebietes mit den Berliner Fleischpreisen vergleicht?), so stellt sich heraus, daß manche Sorten trotz der dazwischen lie- genden Transportkosten und trotz der vielen Verteilungsglieder we- niger kosten als in den Kleinstädten, weil offenbar durch rationelle Arbeitsteilung, bessere Verwertung der Nebenprodukte und höheren Umsatz in der GroBßstadt die höheren Transportkosten aus- geglichen werden. 3. 1) Eine eingehende Untersuchung hierüber siehe E. Vv. d. Warth: „Deutsche Fleischversorgung und -verarbeitung“‘, Wirtschaftshefte der Frankfurter Zeitung Nr. 5. ?) Veral. Stat. Korrespondenz.