296 DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE reich, in der Schweiz, Italien, in der Tschechoslowakei, in Frankreich usw. schon heute Ärzte, die sich bemühen, ihre literarische Befähigung in den Dienst der heimischen Bäder und Kurorte zu stellen. Im Laufe des letzten Jahres sind zahl- reiche populär und allgemein verständlich gehaltene medi- zinische Aufsätze von Ärzten in meine Hände gelangt, wodurch das Verständnis für den Wert einer Badekur geweckt und Kenntnis über die heimischen Bäder verbreitet werden sollte. Solche Aufsätze müßten nicht national, sondern neutral gehalten werden und sich an die leidende Menschheit über- haupt wenden. Ein schönes Beispiel hierfür gab im Jahre 1925 ein englischer Arzt Bensusan. In einer kleinen Broschüre, die Ende 1926 eine erweiterte Neuauflage erlebte, schilderte er seine Erfahrungen und Beobachtungen in verschiedenen Heil- bädern des Festlandes. Darunter befanden sich auch zahlreiche deutsche Bäder. Jener englische Arzt — der selbst leidend war — hatte das Problem also nur vom rein menschlichen Standpunkt aus angefaßt. Aufgabe der Kurorte und Heilbäder wäre es nun, recht viele Ärzte für derartige populäre Schilderungen zu gewinnen. Vor allem Kapazitäten mit klangvollem Namen. In derartigen wohl medizinischen, aber doch volkstümlichen Aufsätzen liegen große Werbewerte. Im Berner „Bund“ habe ich eine Aufsatz- serie über die schweizerischen Heilbäder von einer medi- zinischen Kapazität gelesen, die nicht nur interessant und belehrend, sondern auch außerordentlich werbekräftig war. Im Laufe der Jahre 1925/26 sind aus der Feder eines deutschen Mediziners (Dr. Schweisheimer) Aufsätze über deutsche Heil- quellen, Heilbäder und Kurorte erschienen, die sicher in vielen Lesern den Wunsch weckten und zur Reife brachten, gegen bisher unbeachtet gebliebene Leiden eine Kur an Ort und Stelle, also im Heilbad, zu gebrauchen. Man übersehe nicht, daß in unseren sozialen Verhältnissen eine bemerkenswerte Verschiebung stattgefunden hat. Volks- schichten, die früher an Erholungs- und Badereisen nicht dachten, sind durch die soziale Gesetzgebung dazu in die Lage versetzt worden. Sie benützen diese Möglichkeiten auch. Durch den Augenschein kann man sich leicht von dieser interessanten Umschichtung bei den Kur- und Badegästen überzeugen. Dieser Bevölkerungsklasse fehlt vorerst nicht nur die Reiseerfahrung, sondern auch die Kenntnis der Heilbäder und Heilquellen.