528 DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE schon alles Mitnehmenswerte mitgenommen war oder weil zu scharf aufgepaßt wurde. Es trat Ruhe ein. Die Hotelbesitzer atmeten auf und zählten die Häupter ihrer Lieben, die ihnen aus der Andenkenschlacht noch geblieben. Und siehe, es fehlte manch’ teures Haupt. Ein bekannter deutscher Kurort stellte in seiner Rückschau über die Saison fest, daß zwar die Quantität der Kurgäste abge- nommen, ihre Qualität aber zugenommen und sich gegenüber den Vorjahren wesentlich gehoben habe. Eine erfreuliche Fest- stellung, die man auch in anderen Kurorten gemacht hat. Er- freulich sowohl für die Gäste, denen man nun wieder Respekt entgegenbringen wird, weil auch sie fremdem Eigentum gegen- über Respekt haben. Erfreulich vor allem aber für die Gast- stätteninhaber, weil sie bei Verwaltung ihrer Betriebe nun wieder zu den bewährten Traditionen der Vorkriegszeit zurückkehren können. Damit wird auch das „Andenken“ seine Auferstehung feiern, das früher, namentlich wenn es sinnig und geschmackvoll war, sich bei den Gästen großer Beliebtheit er- freute. Habe ich doch selbst solche kleine Nippes oft jahrelang aufbewahrt, die mir in diesem oder jenem Hotel bei der Abreise verehrt wurden, und die mich dann immer wieder an die in jener gastlichen Stätte verlebten Stunden erinnerten., Es kann natürlich nicht die Aufgabe dieses Werkes sein, ein Verzeichnis von Gegenständen aufzustellen, die sich für Hotels, Kurhäuser und Fremdenheime als Andenken eignen. Von diesem Werk hoffe ich, daß es ein längeres Leben haben wird als sein Erzeuger, und dann würden die Winke bald veraltet sein, weil die Andenken genau so der Mode unterworfen sind wie die Kleider und Hüte unserer Damen. Aber auch, seien wir ehrlich, wie die Kleider der Männer. Einen Wink will ich jedoch geben, während ich es sonst der Phantasie jener Industrie überlasse, die sich mit der Fabrikation von Andenken- und Zu- gabeartikeln befaßt, immer wieder neue Moden auszudenken. Ich bitte, mir wieder in das Land der unbegrenzten Mög- lichkeiten zu folgen. Obwohl Amerika keinen Weltkrieg verloren hat, sind die amerikanischen Damen doch von einer wahren Sammelwut beherrscht. Von der Reise müssen sie alle möglichen, zuweilen auch unmöglichen Andenken mit- bringen. Das war übrigens schon vor dem Kriege so. Die amerikanischen Hoteliers wissen das. Da es ihnen nicht gleich- gültig sein konnte, daß Löffel und Teller usw., auch wenn sie