556 DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE keitsveranstaltung hingewiesen worden war, Also eine durchaus vornehme, aber sehr wirkungsvolle lokale Werbung für das veranstaltende Haus. Wenn ein großer Hotelbetrieb, eine beliebte Gaststätte die eigenen Räume, seine festbesoldeten sowie befreundeten Künstler zur Verfügung stellt, um dem edelsten Zuge des menschlichen Herzens, dem Wohltun, zu folgen, so ist das meines Erachtens noch immer um einige Nuancen ethischer, als wenn die Frau des im Kriege oder durch die furchtbare Inflation millionen- reich gewordenen Kommerzienrats Meyer das gleiche tut. Denn von jener Gaststätte nimmt von vornherein kein Mensch an, daß nicht auch ein ganz klein wenig Egoismus mit der edlen Regung verbunden ist. Sie selbst will etwas derartiges gar nicht vortäuschen. Deshalb halte ich es für durchaus angebracht, daß auch der Wohltätigkeit als einer jener Möglichkeiten gedacht wird, um einen möglichst großen Kreis von Menschen an das Vorhandensein dieses Hotels oder jener Gaststätte öfter zu erinnern. Wenn plumpe Menschen das auch plump Reklame nennen sollten — jener Europäische Hof hat doch ein erkleck- liches Sümmchen zum Bau einer Kirche beigesteuert, er hat alten Kleinrentnern, die in den vom Weltkrieg heimgesuchten Ländern Europas wahrlich die Allerbeklagenswertesten sind, ein wenig Freude bereitet. Oder glaubt man, die vielen Gäste, die dem Rufe jenes Europäischen Hofes zum Wohltun Folge leisteten, würden aus freien Stücken einige Mark für jene Zwecke geopfert haben, wenn man sie in ihrem Heim darum gebeten hätte? Ich glaube es nicht. Deshalb sollten recht viele Hotels und Gaststätten den vom Europäischen Hofe vorgezeichneten Weg betreten. Winke, wie sie Wohltätigkeit üben und sich selbst dabei ein ganz klein wenig nützen können, brauche ich nicht zu geben. Sie liegen in der schweren Luft, die über der notleidenden Bevölkerung vieler europäischer Länder lastet. Diese bittere Not lindern zu helfen, ist eine schöne Aufgabe. Bei Erfüllung dieser Aufgabe mögen die Gaststättenbetriebe sich nicht durch den Gedanken beirren lassen, daß bei ihrem Wohltun etwas Egoismus mit- klingt. Mir ist der selbstverständliche, naive Egoismus jenes Europäischen Hofes tausendmal lieber als der verkapselte Egoismus der millionenreichen Frau Kommerzienrat Meyer.