ft DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 91. DIE NEGATIVE REKLAME Ein Schauspieler soll einem messerscharfen Kritiker gesagt haben, als dieser ihn längere Zeit weder getadelt noch gelobt hatte: „Meinetwegen schreiben Sie ungünstig über mich, wenn Ihnen schon nichts Gutes aus Ihrer giftigen Feder fließen will. Aber schreiben Sie wenigstens! Schreiben Sie was Sie wollen! Nur schweigen Sie mich nicht tot. Das wäre mein Tod und ich würde es nicht überleben! Doch vor einem behüte mich, oh großer Zeus: Vor der böswilligen Verleumdung!. Die nicht Kritik, sondern negative Kritik ist.“ Auch dem Hotel, dem Kurort ist es angenehm und es klingt ihnen lieblich in die Ohren, wenn man von ihnen redet, obwohl sie weder Schauspieler noch Dramatiker sind. Selbst wenn es nicht lauter römische Einser sind, die man ihnen ins öffentliche Zensurenbuch schreibt. Sie wollen gar nicht. das sittsame Mägdelein, die tugendhafte Frau markieren, die um so höher in der Achtung steigen, je weniger die Zunge der Öffentlichkeit sich mit ihnen beschäftigt. Sie werden es mit der Würde und Höhe des Mädchens aus der Fremde — „Und eine Würde, eine Höhe entfernte die Vertraulichkeit“ — zu ertragen wissen, wenn man glaubt, sich in übervertraulichen Kritiken mit ihnen beschäftigen zu müssen. Aber eines wollen sie sich nicht gefallen lassen und darin gebe ich ihnen restlos recht: Sie wollen sich nicht böswillig verleumden lassen! Geschehe es auch nur aus Unverstand und Gedankenlosigkeit! Aus Sensationslust! Aus Rechthaberei! Aus irregeleitetem Kritiker- selbstgefühl! Sie wollen es sich nicht gefallen lassen, daß ihre kostspielige Zeitungsreklame durch leichtfertige Veröffent- lichung ungeprüfter Beschwerden nervöser oder verärgerter Hotelgäste in eine negative Reklame verwandelt wird. Weil den wehleidigen Gast im Hotel Neptun oder im Fremdenheim Nirwana eine Mücke schief angesehen hatte, wird