36. inhabers mit den Arbeitern; der »Meister« arbeitet mit ihnen, »leitet« aicht bloß, ähnlich wie der Kleinkaufmann, die Arbeiter können daher schwerer zum (falschen) Urteile gelangen, daß der Betriebsinhaber »arbeitsloses« Einkommen, das von Rechts wegen ihnen gebühre, beziehe. Bei einigem guten Willen und Einsicht auf beiden Seiten — der Charakter des Österreichers sollte hier helfend mitwirken — müßte eine Verständigung über die Fragen des Arbeitsverhältnisses nicht allzu schwer zu erreichen sein, namentlich wenn rein politische Einflüsse davon abgehalten werden. So aber wird das Dogma vom Klassenkampf auch auf die Kleinbetriebe erstreckt (die allerdings vorerst, wahrscheinlich weil es technisch unmöglich wäre, noch nicht sozialisiert werden sollen); auch in der kleinbetrieblichen Arbeit herrscht Organisationszwang — aber in der Praxis sind diese mehr politisch orientierten Velleitäten doch oft wesentlich abgeschwächt, das Arbeitsverhältnis doch viel menschlicher gestaltet. In kleinen Betrieben hat der Arbeitgeber am Samstag häufig nicht Mittel zenug, um die paar Löhne voll auszuzahlen: die Arbeiter begnügen sich .mit einer Abschlagszahlung, denn sie haben sich von der finanziellen Notlage ihres Brotherrn überzeugt. Dazu kommt, daß Meister (oder Prinzipale) in der Regel aus dem Gehilfenstande hervor- zingen, da hier doch noch vielfach dieser (bescheidene) soziale Aufstieg möglich ist, so daß auch die Gehilfen sich des Öfteren als künftige Gewerbeinhaber fühlen; das »give him a chance« des amerikanischen Arbeiters wirkt gerade im Kleinbetriebe noch stark mit, um eine ‚verträglichere soziale Lage zu schaffen. Die gelernten professionellen Arbeiter des Gewerbes mit ihren Fachschulen und Prüfungen haben auch etwas Standesbewußtsein und auch das Be- wußtsein, Angehörige eines Fachgewerbes zu sein. Auf dem deutschen Erziehungskongreß (Hamburg, September 1927) wurde mit Recht betont, daß im Handwerk meist nur noch hochwertige Arbeiter unter- kommen. Sozial versöhnlich (rationell) wirken ferner auch im Klein- aetriebe: die Beteiligung am Umsatz für Verkäufer und Gehilfen ınd das Anregungssystem (suggestions) mit Prämien. Wenn als Hauptaufgabe der Rationalisierung im Gewerbe (wie in allen anderen Wirtschaftsgruppen) die Erziehung zur Wirt- schaftlichkeit im Berufe sein soll, so muß dieser wohltätige Geist auch diesem Berufe schon an seinen Fach(und Fortbildungs)- schulen beigebracht werden. Etwa an zwei Stunden in der Woche sollte »Wirtschaftlichkeitslehre« vorgetragen werden, aber haupt-