129 Nun schritt auch die neue Arbeitskunde, ausgestattet mit dem Rüstzeug physiologischer und psychologischer Wissenschaft, an die Erforschung des alten Problems der richtigen (rationellen) Dauer der Arbeitszeit und gelangte bisher im wesentlichen zu folgenden Ergebnissen. Zunächst konnte festgestellt werden, daß der 8-Stunden-Tag durchaus nicht das Optimum, wenigstens nicht für alle Arten von Arbeit sei, man denke z. B. nur an den großen Unterschied zwischen einem Bergarbeiter (Häuer) und einem Verkäufer oder einem Spinner. Man bemühte sich, wie Professor Ermanski am angeführten Ort vemerkt, für jede Art der Arbeit, den wissenschaftlich genauen Wert der Arbeitsdauer festzustellen. Man maß bei jeder Länge des Arbeitstages Resultat (R) und Energie (E) und erreichte in einem Falle das Optimum dieses Verhältnisses etwa bei 8 Stunden, für andere Arbeiten bei 71% oder 7 Stunden. In der Praxis erfolgt allerdings die Festsetzung der Arbeitszeit meist auf Grund der Kollektivverträge. Ähnlich verfuhr man mit der Erhebung der Arbeitspausen, Ihrer rationellen Legung und Länge. Nirgends gibt es mehr ununter- prochene Tagesarbeit. Zunächst ist die Zweiteilung üblich, fast überall, durch Einschiebung einer größeren Mittagspause. Außerdem ist es wichtig, die kleineren Pausen rationell einzuschalten; da gibt es zwar viele Möglichkeiten, aber stets nur eine Lösung, die ein Optimum darstellt. Einzelne Arbeitsphysiologen sind dabei vom Vergleiche mit dem menschlichen Herzen ausgegangen, welches zwar — scheinbar — ununterbrochen arbeitet, aber regelmäßige Pausen einschiebt. Es macht 75 bis 80 Schläge in 1 Minute; auf N | Schlag entfallen Sr =075, jeder Schlag besteht aber aus zwei Teilen, der Systole oder der eigentlichen Arbeit, und der Diastole, der Erholungspause; die 0.75” zerfallen in 253” Arbeit und 2X 25 — 50” Pausenzeit: das Spiegelbild der 8-Stunden-Bewegung! Es besteht die Proportion: Arbeitszeit : Erholungszeit = 1:2. In den englischen Rüstungsindustrien ging zur Kriegszeit die Arbeitsleistung zurück, weil zu große Intensität erforderlich war, weil zu große Ermüdung 2intrat; das Verhältnis zwischen Arbeitszeit und Erholungsdauer war ungesund. In der Fachliteratur wird oft folgendes Beispiel erzählt. Zwei englische Soldatenabteilungen für Erdarbeiten wetteten, welche rüher mit der Arbeit fertig sein werde. Der eine Offizier ließ alle seine Leute mit der größten Anspannung der Kräfte arbeiten. der andere Kobatsch, Wirtschaftlichkeitslehre.