30 Der Zusammenschluß durch Bildung einer Haltegesellschaft vielleicht noch mehrere Anlagen der gleichen Art betreibt. Eine andere vereinigt zwar Anlage und Betrieb, besitzt aber die Aktien- mehrheit in weiteren Unternehmungen oder ruft eine neue Halte- gesellschaft ins Leben, die wieder ihrerseits einige Produktionsunter- nehmungen beherrschen kann. So sickert der Einfluß einer Kapitals- gesellschaft oft in drei, vier und noch mehr Schichten auf andere durch, wobei sich das Effektenkapital ohne Vermehrung des Sachkapitals vervielfältigt. Eine solche Verschachtelung befördert ganz außerordent- lich die finanzielle Machtsteigerung. Eine Haltegesellschaft braucht zur Beherrschung der Untergesellschaften höchstens die Hälfte des Aktienkapitals der letzteren, unter Umständen genügt sogar ein viel geringerer Prozentsatz, namentlich wenn eine Verbindung mit Banken besteht, die das Stimmrecht für die Kundendepots ausüben und manchmal schon bei 10% Eigenbesitz die Generalversammlung beherrschen. Eine Haltegesellschaft kann eine vorteilhaftere Gliederung der Effekten durchführen, indem sie verschiedene Arten von Aktien ausgeben kann. In England kommt eine Zweiteilung in preferred und deferred shares vor, von denen letztere am Erträgnis erst teilnehmen, wenn die ersteren eine bestimmte Verzinsung erhalten haben. Die preferred shares ähneln daher den Obligationen, werden auch oft nach einem bestimmten Plan ausgelost und amortisiert. Auch auf dem europäischen Kontinent hat man neuestens Versuche mit Vorzugsaktien und mit Zwischenformen zwischen Aktie und Obligation gemacht. Der wesentliche Vorteil besteht jedoch darin, daß die Haltegesellschaft eine günstigere Möglichkeit der Kreditbeschaffung hat als eine kleinere Produktionsunternehmung, Einer Aktiengesellschaft stehen im allgemeinen drei Wege zur Beschaffung neuen. Kapitals offen. Die Inanspruchnahme von Kontokorrentkredit ist sehr teuer, weil er mit mindestens 1% über der Bankrate verzinst werden muß. Die Ausgabe neuer Aktien schafft neue Anteilsberechtigte am Ertrage und kann daher wenigstens anfangs die Dividende der alten Aktionäre vermindern. Am günstigsten stellt sich die Ausgabe von festverzinslichen Obligationen, weil ihre Verzinsung verhältnismäßig niedrig sein kann und das von diesem Kapital erzielte Mehrerträgnis die Dividende für die alten Aktionäre erhöht, jedoch werden sie nur dann marktgängig sein, wenn die ausgebende Gesellschaft mehr als lokale Bedeutung hat und großes Vertrauen genießt. Eine Halte- gesellschaft kann nun beispielsweise bei 100 Millionen Geldeinheiten Aktienkapital für 300 Millionen Obligationen ausgeben. Wenn sie drei Untergesellschaften hat und diese dasselbe tun, so ergibt sich eine ge- samte Kapitalsmasse von 4mal 400 — 1600 Millionen, die durch den Besitz der Aktienmehrheit der Haltegesellschaft, also mit 50 Millionen, beherrscht werden kann. Aus dieser Entwicklung darf man aber nicht ohne weiteres auf eine dauernde Kapitalsakkumulation im Sinne der