Die Urbevölkerung und ihre Wirtschaft ete. 35 
durch Verträge seiner Interessensphäre einbezogen zu haben. 
Neben den genannten Reichen bestand aber noch eine ganze 
Zahl unabhängiger kleinerer Staatswesen und Stämme, die wohl 
an Macht, nicht aber immer wesentlich am Kulturhöhe den 
Azteken oder Mayas nachstanden., Insbesondere standen die 
Zapoteken und die den Mayas stammverwandten Völker von 
Chiapas und Tabasco auf einer ansehnlichen Kulturhöhe, und 
auch die übrigen Stämme des Südens waren mehr oder weniger 
von diesen Kultureinflüssen durchtränkt. Da zudem die Haupt- 
kulturen sich gegenseitig stark beeinflußt und dadurch assimi- 
liert hatten, so war im ganzen Süden und Zentrum des gegen- 
wärtigen mexicanischen Staatsgebiets eine trotz zahlreicher 
Abweichungen im einzelnen doch ziemlich einheitliche Kultur 
von beträchtlicher Höhe vorhanden, mit wohlorganisierten, 
streng aber gerecht regierten, teils monarchischen, teils republi- 
kanischen Staatswesen, mit fester sozialer Gliederung des 
Volkes in Vornehme, Freie und Sklaven, mit nicht unbeträcht- 
licher höherer Bildung (Kalenderwesen, Bilder- oder Hiero- 
glyphenschrift) und sorgfältig ausgedachten Religionssystemen, 
deren Kultus freilich oft barbarische Züge zeigte (Menschenopfer 
und Kannibalismus, besonders viel geübt bei den Azteken). Die 
Stämme des nördlichen außertropischen Mexico standen zu- 
meist auf viel niederer Kulturstufe und waren in dieser Hinsicht 
den Indianerstämmen des gegenwärtigen Gebiets der Ver- 
einigten Staaten von Nordamerika etwa gleich, mit denen sie, 
zum Teil wenigstens, auch verwandtschaftliche Beziehungen 
verbanden. 
Da der Reichtum des Landes an Jagdwild und Fischen nur 
mäßig war, so war die Bevölkerung zur Ernährung in den dünn- 
bewohnten Gebieten teilweise, in den stärker besiedelten fast 
ausschließlich auf Ackerbau angewiesen. Freilich wurden im 
kleinsten Maßstab auch Haustiere (Truthühner und haarlose, 
nichtbellende Hunde) gehalten, um durch ihr Fleisch bzw. auch 
Eier die Tafel zu verbessern; aber Viehzucht im großen fehlte, 
und das Halten gezähmter Wildtiere, das noch heutzutage viel- 
fach bei abgelegenen Indianerstämmen gefunden wird, war auch 
damals schon lediglich zum Vergnügen der Hausbewohner be-