60 — früheren Darlegungen betont werden konnte, dem rechnerisch veranlagten Kaufmannsgehilfen auch in der schlechtesten Lage erstrebenswert. So haben einige der 14 Kaufmannsgehilfen, in weiser Voraussicht, daß noch weitere Unglücksfälle ihre Familie betreffen könnten, einige Mark monatlich beiseite gelegt. Auch das Mißverhältnis zwischen den Einnahmen und Ausgaben vor der Stellenlosigkeit zeigt, daß bereits vorsorglich Beträge zurückgelegt wurden, die aber nicht immer als Sparrücklagen besonders notiert wor—⸗ den sind. Mit dieser kleinen Schilderung glauben wir die Haushaltungsführung der stellenlosen Kaufmannsgehilfen klar genug dargelegt zu haben. Zwar hat der Generaldirektor Dr. Piatscheck im Jahre 1926 gelegentlich den Satz geprägt: „Die sehr hohen Sätze der Erwerbslosenunterstützung sind natürlich ein direkter Anreiz zum Müßiggang, wie ja Tausende von Beispielen schon lehren“, so konnten wir doch unter unseren Stellenlosen kein solches Beispiel finden. Es spielte sich im Gegenteil ein harter Kampf um die Existenz, um das tägliche Brot und um die Zugehörigkeit zu einem Berufsstande vor unseren Augen ab. 9. Vergleich mit Erhebungen der Vor- und Nachkriegszeit. Die einzige Erhebung der Vorkriegszeit, mit der die vorliegende in Be— ziehung gesetzt werden könnte, ist die schon mehrfach erwähnte „Erhebung von Wirtschaftsrechnungen minderbemittelter Familien im Deutschen Reiche“, die im Jahre 1907 von der Abteilung für Arbeiterstatistik im Kaiserlichen Statistischen Amte durchgeführt wurde. Unter den damals befragten 852 Haushaltungen befanden sich die Haushaltungen von 19 „Handlungsgehilfen“. Diese verfügten im Durchschnitt über eine Jahres— ausgabe von 2260, — A. Wenn wir den Versuch unternehmen wollen, die Lebenshaltungder Vorkriegszeit mit der Lebens— haltungder Gegenwartzuvergleichen, so müssen wir diesen Haushaltungen eine Gruppe von Kaufmannsgehilfen gegenüberstellen, die im Durchschnitt ein gleiches Einkommen beziehen. Zu diesem Zweck wählen wir die 51 Kaufmannsgehilfenfamilien der Tabelle Ja des Anhanges, die unter Berücksichtigung der Geldentwertung ungefähr ein gleiches Einkommen hatten. Gleichzeitig setzen wir die Jahresrechnungen von 80 Arbeitnehmern der Stadt Hamburg — zumeist Arbeitern — gegenüber, die vom Statisti— schen Landesamt Hamburg im Jahre 1925 untersucht worden sind. Diese Haushaltungsrechnungen sind die ersten, die in Deutschland in der Nach— kriegszeit überhaupt angefertigt worden sind. Da die Gesamteinnahmen dieser Haushaltungsrechnungen gleichfalls mit den 51 Wirtschaftsrechnungen von Kaufmannsgehilfen übereinstimmen, kann sehr wohl auch ein Ver— gleich der Lebenshaltung der Arbeiter und Angestell— teen vorgenommen werden. Die Gegenüberstellung erfolgt in vom Hundert der Ausgaben (Tab. S. 61). Die Veränderung der Bedürfnisverteilung der Kaufmannsgehilfen in den letzen 20 Jahren ist mit wenigen Worten folgende: Die AUusgabequotefür Ernährung sank von 40,2 v. H. auf 35,57 v. H. der Gesamtausgaben. Desgleichen