ite 7 3 7 5 Einleitung. Der Tatsache, daß in den 6 Jahren seit der Stabili- sierung der Mark der landesübliche Zinsfuß in Deutsch- land nicht im mindesten gesunken ist und daß heute noch. für sicherste hypothekarische Anleihen auf Gold- basis der unerhörte Zinssatz von etwa 10%: gezahlt werden muß, wird in der deutschen Wirtschaftswissen- schaft nicht die ihr gebührende Beachtung geschenkt. Man hat sich eben schon an sie gewöhnt und hat der- maßen verlernt, an die Zukunft zu denken, daß man sie als unabänderlich hinnimmt. Dabei ist aber klar, daß in einem hochentwickelten Lande wie Deutschland ein so hoher Zinsfuß unmöglich ein Dauerzustand sein kann, daß er insbesondere die deutsche Konkurrenz- fähigkeit auf dem Weltmarkt empfindlich schädigen muß. In neuerer Zeit wird immer deutflicher, daß ein Teil der Schuldner, insbesondere die Landwirtschaft, eine irgendwie nennenswerte Belastung bei einem solchen Zinssatz auf die Dauer nicht verträgt, daß sie also durch Zollschutz rentabler gemacht werden muß, was aber bekanntlich auch nur dem gegenwärtigen Be- sitzer nützt, und die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Exportindustrie schmälert. Trotz des hohen Zinsfußes bleibt aber die inländische Kapitalbildung unzureichend, weil sie durch übermäßig hohe Steuern, soziale Lasten und Kriegstribute 'er- schwert und eingeschränkt wird. Die Gefahren, die mit diesem Zustand bei längerer Dauer verbunden sind, werden ebenfalls häufig noch zu leicht genommen. Das hängt damit zusammen, daß die Ursachen der heutigen Kapitalknappheit und des hohen Zinsfußes keineswegs alle klar erkannt werden.