I. Übermäßige Lohnsteigerungen seit der Stabilisierung. 27 Politikern und Nationalökonomen wurde Reichsbank- präsident Dr. Schacht getadelt, als er im Mai 1927 dieser Scheinkonjunktur, die zu einer völlig unberech- tisten und übersteigerten Börsenhausse geführt hatte, ein Ende machte. Im Grunde aber hat er ganz recht gehabt, und wenn die Konjunktur damals noch mehr in die Höhe getrieben worden wäre, wäre der unver- meidliche Zusammenbruch sehr viel plöfzlicher und schärfer geworden. So aber wurde der Rückgang von 1929 schon vorbereitet. Die fortgesetzte Steigerung der Löhne haf man aus politischen Gründen nicht zu verhindern vermocht, und als infolge der amerikanischen Börsenhausse der immer noch stark mit Kredit arbeitenden deutschen Volkswirt- schaft — die gänzlich verantwortungslose Finanzpolitik vieler öffentlichen Körperschaften ist hier an erster Stelle zu nennen — nicht mehr soviel Auslandskapital zufloß, verschlechterte sich die Lage vieler Unterneh- Mungszweige immer ‘mehr, das Kapital wurde immer knapper, und es kam zu viel stärkeren Kursrückgängen, als sie im Mai 1927 zu verzeichnen waren. Ob und in welchem Umfange die Löhne ermäßigt werden müssen, um die heutige Depression zu über- Winden, darüber ist kaum etwas Allgemeines zu sagen. Manche Industrien, insbesondere solche, in denen tech- nische Fortschritte eine sehr große Rolle spielen, werden vielleicht ohne sie auskommen. Ändere werden mög- licherweise durch monopolistische Vereinigungen, even- tuell mit dem Auslande, internationale Kartelle, den sonst notwendigen Preis- und Lohnabbau verhindern können. Aber viele Industrien, die stark unter der Kon- kurrenz des Auslandes stehen, werden, um sich ihr Segenüber zu behaupten, Lohnherabsetzungen vorneh- men müssen. Dabei wird natürlich auch sehr in Betracht kommen, um wieviel vorher die Löhne gestiegen waren. Ein Zurückschrauben der Löhne ohne gleichzeitiges Sinken der Preise wichtiger Genußgüter ist natürlich