I. Kurzfristige Auslandskredite. una etwaige Zinsdifferenz ist nicht so bedeutend, daß man gerade beim kurzfristigen Kredit unter allen Umständen sagen könnte, sie wiege die‘ Gefahren der kurzfristigen Auslandsverschuldung, das heißt die Verknüpfung mit der ausländischen Börsenspekulation, auf. Es ist ganz klar, daß auf Grund ausländischer Gut- haben die Banken nur begrenzt Betriebskredite geben können, vielmehr immer auf die Notenbank zurück- greifen müssen. Das umlaufende Kapital eines Landes muß im wesentlichen im Inlande selbst gebildet werden. Und solange das, nach der Inflation, nicht in genügendem Umfange geschehen ist, muß die Kapitalbildung geschont und gepflegt werden. Die heutigen Verhältnisse und der hohe Zinsfuß sind aber die natürliche und letzten Endes heilsame Reaktion des Wirtschaftskörpers gegen die Verluste, die die Inflation den Kapitalbesitzenden zu- sefügt hat. Solange man das nicht beachtet und in der Aufnahme von Auslandskrediten ein Allheilmittel gegen unseren Kapitalmangel erblickt, wird man aus der Kapi- talnot und dem hohen Zinsfuß nicht herauskommen. Auf eine Erscheinungsform des kurzfristigen Kre- dits sei hier noch eingegangen, die auch bei langfristig sewährtem Auslandskapital eine Rolle spielen kann, weil die Übertragung meist in der Form von Devisen erfolst. L. Merzbach weist in dem oben (Kapitel 5) erwähnten Aufsatz im „Bankarchiv“, wohl mit Recht, darauf hin, daß für die Devisen, die auf Grund der so heiß begehrten Auslandskredite hereinkommen, die An- lage in Börsenkrediten am liquidesten ist. Gewiß hat er auch darin recht, daß durch die Liquidafionskasse die Gefahren solcher Reportgeschäfte nahezu aus- geschaltet sind. Aber das gilt doch nur privatwirtschaft- lich und banktechnisch für die Sicherheit der Aus- leihungen. Über den volkswirtschaftlichen Nutzen einer solchen Verwendung von Auslandskrediten ist damit gar nichts gesagt. Und der muß durchaus bestritten werden, Schultze, Weltwirtschaftliche Vorträge, Heft 8. %