I. Die Verteidigung der Auslandskredite. 95 Dauerpreis“ und ähnlichen Irrtümern der mathemati- schen Richtung die Rede ist, eine statische Betrach- tungsweise zugrunde legt und daher nur die augen- blicklichen Wirkungen sieht. Daher auch der häufige, weniger einem Wissenschaftler als einem Börsenmann entsprechende Hinweis auf „die Konjunktur‘ (soll heißen: steigende Konjunktur), als ob eine starke Hausse für Deutschland vorteilhaft wäre, während es doch klar ist, daß, je mehr eine Volkswirtschaft vom ausländi- schen Kredit abhängig ist, sie um so mehr auf Preis- stabilität bedacht sein muß. Weber hat die Einwendungen, die ich schon 1924 bei der Dawes-Anleihe gegen die starke Kreditinanspruch- nahme im Ausland geltend machte, völlig ignoriert. Selbst neuestens schreibt er noch (in der Schrift „Re- parationen, Young-Plan, Volkswirtschaft‘, Berlin 1929, S. 12): „Alle Sachverständigen waren sich darin einig, daß ohne eine erhebliche Auslandsanleihe die dauernde Stabilisierung nicht möglich sein würde.‘ Dabei haben sich später selbst die eifrigsten Befürworter der Dawes- Anleihe, wie die Frankfurter Zeitung, meiner Ansicht angeschlossen, daß sie gar nicht notwendig warf Auch sonst vertritt Weber unter Berufung auf eine an- gebliche communis opinio Anschauungen, die bei näherer Betrachtung nicht zu halten sind. In seiner Schrift „Ende des Kapitalismus?“ (2. Auflage, München 1929) sind zwar viele ausgezeichnete Bemerkungen enthalten, aber an vielen Stellen treten doch die mangelhaften theoretischen Grundlagen hervor, die auf der Güter- lehre, der hergebrachten, technisch-materialistischen Wirtschaftsauffassung und der damit verknüpften Ver- kennung der Gelderscheinungen beruhen!. So definiert ı Eine Folge der technisch-materialistischen Kapitalauffas- sung Webers ist, daß er in derselben Schrift die Notwendig- keiten geldlicher Umwandlung von Auslandskapital nicht berücksichtigt (siehe unten) und ferner die Kapitalinanspruch- nahme durch die Börsenspekulation leugnet (siehe oben Kapitel 5).