u Vorwort. Auf Grund dieser meiner Meinung gelangte ich nun zu einer langen Reihe schwieriger und umfangreicher Untersuchungen, als deren Zrgebnis ich das vorliegende Werk der Öffentlichkeit übergebe. Trotz- dem die „Soziologie“ heute fast zu einer Modewissenschaft geworden ist — oder soll ich sagen: weil. die „Soziologie“ heute fast zu einer Modewissenschaft geworden ist? —, glaube ich, daß heute Werke vom Schlage dieses vorliegenden Werkes zunächst starkem Mißtrauen be- gegnen dürften. Erstens nämlich herrscht noch immer in weiten Kreisen die Meinung, daß „theoretische“ Untersuchungen für die „So- zialwissenschaften“ keine Bedeutung haben. Mit jenen, die zu dieser — vor allem sehr bequemen — Meinung stehen, will ich nicht streiten, sondern nur von vornherein mit Nachdruck hervorheben, daß ich ledig- ich für jene schreibe, die Wissenschaft treiben wollen, nicht aber für jene, die bloß vorgeben, Wissenschaft zu. treiben, in Wahrheit aber ethisch-politische „Weltanschauungen“ fabrizieren oder im seichten Gewässer „praktischer“ Betrachtungen plätschern. Zweitens aber gibt es Viele, die zwar ernstlich Wissenschaft treiben wollen, denen aber die Enttäuschung über das Fehlschlagen zahlreicher „sozialwissenschaft- licher“ Versuche eine starke Skepsis gegenüber weiteren Versuchen gewirkt hat. Diese Skepsis verstehe ich sehr wohl, meine aber dennoch, daß wir es nicht aufgeben dürfen, auch weiterhin mit aller Kraft an ainer befriedigenden Lösung der gesellschaftswissenschaftlichen Probleme zu arbeiten. Geben wir nämlich, skeptisch entmutigt, diese gewiß schwierige Arbeit auf, so geben wir nicht nur den Gedanken auf, daß as „Sozialwissenschaften“ gibt, sondern überlassen auch das Feld dem wirren Gerede der „Weltanschauungsfabrikanten“ und „Praktiker“, deren vielfärbiges Unkraut nur auf einem mit wissenschaftlicher Skepsis gedüngten Boden gedeihen kann. Weit entfernt bin ich aber von der Meinung und Behauptung, daß nun gerade in diesem meinem vorliegenden Werke die Probleme der Gesellschaftswissenschaften ihre Lösung gefunden haben, weit ent- fernt bin ich von dem Wollen, die hier vorgetragenen Gedanken als ‚Dogmen“ hinzustellen, an denen nur Unwissende und Böswillige eine Kritik üben können. Denn gerade die vieljährige, ich darf wohl sagen, sehr eingehende Beschäftigung mit den gesellschaftswissenschaftlichen Problemen hat mich nicht nur von ihrer außerordentlichen Wichtigkeit, sondern auch von der außerordentlichen Schwierigkeit ihrer Lösung überzeugt, von einer Schwierigkeit, deren Bewältigung die Kräfte eines Einzelnen weit übersteigt. Wenn ich mich trotzdem entschlossen habe, ınter Hintanstellung anderer Untersuchungen, die gewiß weit leichter and in jeder Beziehung „dankbarer“ gewesen wären, zunächst einmal sine „Allgemeine Gesellschaftslehre“ auszuarbeiten und auch zu ver- 5ffentlichen, so war für meinen -— für mich gewiß sehr wenig „nütz-