78 11. Kapitel. | Wann immer wir also von einem besonderen „Zwecke“ sprechen, sprechen wir in Wahrheit von der Besonderheit eines Wollensaugen- blickes, und zwar von der Besonderheit des jenem Wollen zugehörigen Gedankens, „Etwas ist Zweck“ heißt also niemals Etwas anderes als „dieses Etwas ist in einem besonderen Wollen als Zweck gedacht“, nämlich als zu gewinnendes, mit Lust verbundenes Gegenständ- liches der eigenen Seele. Wer von „Zwecken“ spricht, kann daher nur Sinn besonderheiten besonderer Seelenaugenblicke, nämlich be- sonderer Wollensaugenblicke meinen, das Wort „Zweck“ ist ein reines „Sinnwort“ „Zwecke an sich“, „absolute Zwecke“ gibt es also nicht, und wer immer irgendein Gegebenes als „Zweck an sich“ bezeichnet, wird sich vergeblich bemühen, im „An sich“ jenes Gegebenen, in dem, was jenem Gegebenen zugehört, Etwas zu entdecken, was einen „Zweck“ darstellen würde. Vielmehr kann Etwas — und zwar stets nur eine besondere gegenständliche Bestimmtheit der Seele — als „Zweck‘“ nur bezeichnet werden, insofern es „Gewußtes“ besonderen Wollens ist, woraus sich ergibt, daß das logische Subjekt des Urteiles „Etwas ist Zweck“ niemals jenes „Etwas“ ist, sondern stets ein Wollensaugen- blick, welcher durch eine Besonderheit seines Gewußten bestimmt wird. Hingegen sind als „Mittelwirkungen“ im Wollen stets jene Wirkungen in der gewollten Wirkungsreihe gewußt, durch welche nach Meinung des Wollenden der gewollte Zweck verwirklicht werden wird, in welchen also nach Meinung des Wollenden besondere Einzelwesen die wirkenden Bedingungen („Mittel“) für die Zweckwirkung gewinnen werden. „Mittel“ ist also stets solches Allgemeines, welches der Wollende besonderem KEinzelwesen als wirkende Bedingung für die Zweckwirkung zugehörig machen will. Im gewöhnlichen Sprach- gebrauche werden allerdings häufig nicht solche „Allgemeine“ als „Mittel“ bezeichnet, sondern jene Einzelwesen, welchen ein Wollender solche Allgemeine zugehörig machen will. Auch das Wort „Mittel“ ist ein reines „Sinnwort“, es gibt keine „Mittel an sich“, sondern das Wort „Mittel“ kennzeichnet stets nur die Besonderheit eines Wollens- augenblickes. Die Unterscheidung von „Mittelwirkungen“ und „Zweck- wirkung“ im Gewollten ist aber eine wesentliche Unterscheidung, weil im Gedachten jedes Wollens sich vom „Zwecke“ die „Mittel“ ab- heben, also jeder Wollende jene bereits dargelegte Doppelveränderung seiner Seele durch andere Veränderungen wirken will. Will ich z. B. „Nachdenken“, so mag es allerdings scheinen, daß diesem Wollen nur eine Veränderung, nämlich Veränderung der eigenen Seele zu einem besonderen Gedanken vorschwebt. Indes, die Zergliederung zeigt, daß, wie sich das Tun „Nachdenken“ vom „Nachdenken-W ollen“ abhebt, auch im Gegebenen des „Nachdenken-Wollens“ sich stets eine Wir- kungsreihe findet, also mindestens eine Mittelwirkung sich von der