gebiet unserer Wissenschaft anders abzugrenzen, als es gewöhnlich geschieht. Spann® definiert Wirtschaft als einen „Inbegriff von Mitteln für Ziele“ (lies „Zwecke‘“). Er ist an der Hand dieser Begriffsbestimmung dann genötigt, die entlegensten Gebiete in den Bereich der nationalökonomischen Untersuchungen einzubeziehen; denn was kann nicht alles gelegentlich „Mittel“ werden? Aber auch das, was seiner Natur nach nur Mittel sein kann (Spann nennt es das „reine‘“ Mittel), ist so heterogener Natur, daß es unmöglich von einer Wissenschaft umfaßt werden kann. So würde z. B. alle Politik, alle Erziehung zum Untersuchungsgebiet der Nationalökonomie gehören. Annehmbar ist die Begriffsbestimmung Spanns nur, wenn wir den Begriff des „Mittels“ auf Sachgüter einschränken. Aber dann ist ihr die Spitze abgebrochen. Zudem enthält der Begriff „reines Mittel“ eine unberechtigte, meta- physische Bedeutung. Warum ist Wirtschaft nur Mittel und nicht auch Kulturzweck? „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“! Warum ist nur Wirtschaft Mittel, nicht etwa auch der Staat, wie viele vermeinen? Übrigens ist Spanns liebenswürdige Auffassung in einer anderen Hinsicht typisch für diejenige zahlreicher Theoretiker durch das ihnen selber nicht zum Bewußtsein kommende Schwanken zwischen einer Bestimmung des Begriffes „Wirtschaft“ nach materialen und nach formalen Merkmalen. Während unser Autor nämlich mit aller nur wünschbaren Entschiedenheit im Anfang einen objektivistischen Standpunkt vertritt („alle Wirtschaft meint Gesellschaft; alle Wir- schaftsbetrachtung führt zu gesellschaftlichen Voraussetzungen‘“‘), wandelt sich im Verlauf der Darstellung der Begriff ‚Wirtschaft‘ ganz unmerklich in den Begriff „Wirtschaftlichkeit‘, und plötzlich erfahren wir, daß der Gegensatz von Wirtschaft — Unwirtschaft- Kchkeit sei. „Wirtschaft ist der Unwirtschaft (= Unwirtschaftlich- keit) gegenüber ein Gattungsbegriff‘‘. Was aber, so fragen wir erstaunt, hat der Begriff „Unwirtschaftlichkeit‘“ und sonach sein Gegensatz „Wirtschaftlichkeit“, also ‚Wirtschaft‘, in diesem Sinne noch mit „Gesellschaft“ zu tun? 8 Othmar Spann, Fundamente der Volkswirtschaftslehre. xgr8. 4. Aufl. 929. 9 Othmar Spann, a. a. 0..5. 3 und 56,