29 Amtes als der Herrscher der Welt, er ist vielmehr, nachdem er die Welt geschaffen, bescheiden hinter sein Werk zurückgetreten, das nun wie ein gut gearbeitetes Uhrwerk auch ohne sein Zutun abläuft. Die „Gesetze‘* der: Weltordnung sind nicht mehr die von Gott dem Herrn erlassenen Gebote, „Gesetze“ durchwalten vielmehr die Natur als Zwangsläufigkeiten des Geschehens. Das Wort „Gesetz‘“ hat eine Wandlung ‚erfahren: ‚es bedeutet nicht mehr Satzung, nicht mehr rechtliche oder sittliche Norm, sondern Regel des Naturgeschehens. Die Befolgung der „ewigen Gesetze‘ geschieht darum auch nicht mehr zur höheren Ehre Gottes und weil es Gottes Wille so von uns fordert, sondern sie geschieht um des Menschen und seines Wohlergehens willen. Denn dieses ist das eigentliche Geheimnis der Ordnung dieser Welt, in der sich die unendliche Güte des Schöpfers offenbart: daß sie dem „Glücke‘“ der Menschen dient, wenn diese sich den in ihr, das heißt „in der Natur‘ waltenden „Gesetzen“ fügen. Die Befolgung der „Naturgesetze‘“, die also dem Menschen das Höchstmaß von „Glück‘‘ (das immer in einem hedonistischen Sinne verstanden wird) verbürgt, erheischt nun aber nicht mehr, wie die Befolgung der göttlichen Gebote, eine sittliche Aufraffung gegen die Triebwelt, sondern — gerade im Gegenteil — eine möglichst un- gehemmte Entfaltung des Trieblebens jedes einzelnen. Kein sündiger Mensch braucht überwunden zu werden, vielmehr muß der ursprüng- liche Mensch nur zur Geltung gebracht werden: dieser triebhaft handelnde Mensch ist „gut“; die Erbsünde ist ein Wahn. Nur die verkehrten gesellschaftlichen Einrichtungen haben das Urbild des gütigen Menschen, das im „bon sauvage‘““ noch hindurchschimmert, entstellt. Wird dieses Urbild wieder hergestellt, läßt man seinen natürlichen Trieben freien Lauf, so wird in der menschlichen Gesell- schaft eine vollendete Harmonie herrschen, die der „Harmonie der Sphären“‘ entspricht. Anthropozentrismus, Optimismus, Monismus — alles verklärt durch einen sanften Deismus: das sind die Grundzüge dieser Metaphysik, die das Zeitalter der Aufklärung beherrscht hat. Descartes, Newton und Rousseau haben Anteil an ihrem Auf- bau -— den größten aber gewiß Newton, der — wohl un- wissentlich — den Grundriß für den Gesellschaftsbau geliefert. hat. Denn die „natürliche Ordnung‘‘, der „ordre naturel‘, nach dem die