114 sonderes Kennzeichen naturwissenschaftlichen Wissens.. Auch die „strengsten‘‘ .Naturgesetze (die „Mikro“-Gesetze) entbehren der Not- wendigkeit. Diese Einsicht ist dem Logiker seit Aristoteles, der schon den „streng“ wissenschaftlichen Charakter‘ der Induktion geleugnet hat, nie verborgen gewesen: daß die Naturgesetze auch als allgemeinste Gesetze „,induktiv gewonnene Hypothesen (bleiben) und alles deduk- tiv von ihnen Abgeleitete . .. an ihrem hypothetischen Charakter teil- nimmt‘ 24, „Notwendigkeit kann aus der Erfahrung nicht ab- genommen werden...‘ Die Erfahrung lehrt mich zwar, „was da sei and wie es da sei, niemals aber, daß es notwendigerweise so und nicht anders‘ sein müsse“... „Die Erfahrung kann uns nur zeigen, daß oft und, wenn es hoch kommt, gemeiniglich auf einen Zustand ein anderer folge, und kann also weder strenge Allgemeinheit noch Notwendigkeit verschaffen.‘ 25 „,J ede empirische, bloß durch Induk- tion gewonnene Erkenntnis (hat) immer nur approximative, folglich prekäre, nie unbedingte Gewißheit.““ „Sogar das allgemeinste und ausnahmsloseste aller... Naturgesetze, das der Gravitation, ist schon empirischen Ursprungs, daher ohne Garantie für seine Allgemein- heit.‘ 2 „Weil etwas berechenbar ist, ist es deshalb schon not- wendig?‘“2 Naturgesetze sind „ungefähre Allgemeinheiten der Ko- existenz und Sukzession, auf Tatsächlichkeiten bezüglich, die in einem Falle so, im anderen anders sein können“... „Durchschnittsallge- meinheiten, von denen es heißt: ‚Keine Regel ohne Ausnahme*‘.‘“ „Die Induktion begründet... nicht die Geltung des Gesetzes, sondern nur die mehr oder minder hohe Wahrscheinlichkeit dieser Geltung; ein- sichtig gerechtfertigt ist die Wahrscheinlichkeit, nicht das Gesetz.“ „Ihre Allgemeinheit ist also keine ‚reine‘ oder ‚unbedingte‘, und ebenso ist die Notwendigkeit alles ihnen untergeordneten, dinglichen Geschehens mit ‚Zufälligkeit‘ behaftet. Die Natur mit allen ihren physikalischen Gesetzen ist eben ein Faktum, das auch anders sein 2 E, v. Hartmann, Die Weltanschauung der modernen Physik, 2. Aufl. '999- S. 211, 2 I. Kant, Prolegomena. $$ 2, 14, 33. % Schopenhauer, Vierfache Wurzel: usw. $ 20. 27 F. Nietzsche, Werke (Großoktavausgabe) 15, S. 314.