176 position‘ ein, wie man gelegentlich wohl gesagt hat %. Gegen eine solche Annahme sprechen gewichtige Gründe der Wissenschaftslogik. Ich glaube, es ist überhaupt unmöglich, daß eine Wissenschaft „mitten- inne“ zwischen Wissenschaften grundsätzlich verschiedener geistiger Struktur stehe. Wo das der Fall und auch am Platze zu sein scheint, wie etwa bei der Geographie oder der Psychologie, handelt es sich immer um zwei ganz verschiedene Wissenschaften. In den meisteh anderen Fällen liegen nur Stilmischungen vor. Eine Wissenschaft muß wie der charaktervolle Mensch immer einen festen Standpunkt haben, von dem aus sie dann fremdartige Bestandteile ihres Wissens- stoffes meinetwegen auch mit den ihrer eigenen Denkweise fremder Forschungsmethoden behandeln mag. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sie immer eine eindeutig bestimmte Wissenschaft bleibt. Die Nationalökonomie ist endlich 3. Sozialwissenschaft, weil ihr Gegenstand: die Wirtschaft, 3inen Teil der menschlichen Gesellschaft bildet. Und zwar ihrem Wesen nach, so daß das Soziale ein a priori ist, wenn wir Wirtschaft denken. Robinson ist der unwirkliche Grenzfall. Übrigens kann auch er sein Leben als einzelner nur fristen, weil er wenigstens aus einer Gesellschaftswirtschaft herkommt. Er hat zwar sonst nichts, aber loch das Hauptbuch auf seine einsame Insel gerettet, hat Marx ein- mal witzig und treffend bemerkt. Die Notwendigkeit des sozialen Charakters menschlicher Wirtschaft ist ebensowohl in äußerlichen wie innerlichen Bedingungen der Wirt- schaft begründet: äußerlich betrachtet kann die menschliche Unter- haltsfürsorge nicht anders als im gesellschaftlichen Verbande er- folgen, weil die Aufzucht des Menschen das Zusammenwirken mehrerer, mindestens zweier erheischt; innerlich betrachtet deshalb nicht, weil es keine wirtschaftliche Handlung gibt, die nicht Teil am sozialen Geiste hätte: erst muß das Gemeinsame, Verbindende, Ein- heitliche da sein, ehe die soziale Tätigkeit des einzelnen möglich ist. % J. E. Cairnes, 1. c. Lect, Il. Dilthey, Einleitung. S. 17. Schmoller, Art. Volkswirtschaftslehre im Handwörterbuch der Staatswissenschaften (bis zur 3. Aufl).