206 2. Die Arten des Verstehens a) Das Sinnverstehen Genauer müßte ich diese Art des Verstehens als reines Sinnver- stehen bezeichnen, da alles Verstehen auch Sinnverstehen ist. Ge- meint ist derjenige Erkenntnisakt, mittels dessen wir das Zeitlose an den geschichtlichen (kulturellen) Erscheinungen erfassen. Hierhin rechne ich im Bereiche unserer Wissenschaft ı. das Verständnis der „Ideen“, mit deren Hilfe wir das System der Nationalökonomie aufbauen: siehe das vorhergehende Kapitel. Diese sind in ihrer begrifflichen Reinheit, in ihrer gesetzmäßigen Gestalt und in ihrer funktionellen Bedeutung zu erfassen. Es handelt sich also um die Zergliederung der Ideen der Wirtschaft, des Wirt- schaftssystems und der Arbeitsideen. Wie dieses zu geschehen habe, habe ich bereits dargetan, so daß ich mich auf das im vorigen Kapitel Gesagte beziehen kann. Eine weitere Aufgabe, die das Sinnverstehen zu erfüllen hat, ist 2. das Verständnis der möglichen (potentiellen) Bestandteile des Wirtschaftssystems zu wecken. Diese sind in durchgängiger Allgemeinheit und Abstraktheit darzulegen. Die Aufgabe zerfällt in zwei Teile: einen analytischen und einen synthetischen Teil. In dem analytischen Teile sind die in jedem Bestandteile des Wirtschafts- systems (siehe oben S. 184f.) enthaltenen Möglichkeiten festzustellen und auf ihre eigene Sinnhaftigkeit hin zu untersuchen, also die Mög- lichkeiten der Wirtschaftsgesinnung (des subjektiven Geistes), der Wirtschaftsordnung (Organisation) und der Wirtschaftstechnik (Ver- fahren). Wie das zu geschehen habe, habe ich in meiner oben ange- führten „Ordnung des Wirtschaftslebens‘“ zu zeigen versucht. Das Ergebnis ist das folgende Schema: Die verschiedenen Möglichkeiten der Gestaltung, denen das Wirtschaftsleben ausgesetzt sein kann: A. Geist (Wirtschaftsgesinnung) : I. Bedarfsdeckungsprinzip — Erwerbsprinzip; IL. Traditionalismus — Rationalismus: IL Solidarismus — Individualismus.