230 wir einen wirtschaftlichen Zustand nicht aus einer Reihe bewußter Zwecksetzungen heraus verstehen können. So können wir aus den Zwecksetzungen der kapitalistischen Unternehmer zwar den „ab- soluten‘‘ Mehrwert im Marxschen Sinne, weiterhin auch die Ver- zrößerung der Betriebe als notwendiger, gewollter Mittel verstehen; nicht jedoch die Akkumulation des Kapitals oder den „relativen“ Mehrwert. Diese sind ungewollte Wirkungen, bleiben als solche aber verständlich. Kein Unternehmer will zunächst ein Kartell, er will sich nur auf dem Markte durchsetzen. Die Wirkung. dieses Strebens ist die Überfüllung des Marktes, die Gefährdung des Unternehmens, und diese wird Anlaß zu dem neuen Motiv des Unternehmers, sich mit seinen Konkurrenten zu einem Kartell zusammenzuschließen. Verstehbarer Zusammenhang. Oder: die Überfüllung des Marktes regt den Unternehmer an, seine Produktion einzuschränken, zu bud- getieren: abermals ein neues Motiv und ebenfalls ein verstehbarer Zusammenhang. Dieser Sachverhalt ist dem Logiker und Psychologen unter der von Wundt eingeführten Bezeichnung der „Heterogonie der Zwecke‘ bekannt. Wundt versteht darunter die Entstehung von Zwecken aus Nebenwirkungen und Folgen von Handlungen. Das Verhältnis der Wirkungen zu den vorgestellten Zwecken stellt sich eben so dar, daß „in der ersteren stets noch Nebeneffekte gegeben sind, die in den vorausgehenden Zweckvorstellungen nicht mit- gedacht wären, die aber gleichwohl in neue Motivreihen eingehen und auf diese Weise entweder die bisherigen Zwecke umändern oder neue zu ihnen hinzufügen‘ 10, Die Effekte der Willenshandlungen reichen immer über die ur- sprünglichen Willensmotive hinaus, und so entstehen neue Motive mit abermals neuen Effekten; auf diese Weise wachsen die Zwecke und Zweckmäßigkeiten, ohne daß die erreichten Ziele von vorn- herein erstrebt wurden!%. Die auf den verkehrtesten Vorstellungen 10 W, Wundt, Grundriß der Psychologie. 5. Aufl. 1902. S. h0oof. Vgl. die inferessante Verwendung der Wundtschen Gedankengänge in der Behandlung der Rechts- und Staatsprobleme bei G. Jellinek, Allg. Staatslehre. 3. Aufl. 1914. S. 478. 101. W, Wundt, Ethik. 2. Aufl, 1903. S. 266. Vgl. Rudol£ Eisler, Hand-