237 Inhalt ist ebenso reich oder vielmehr reicher als der des besonderen Begriffs, da er tatsächlich das Wesen der Sache zum Ausdruck bringt. Während also, wie man es ausdrücken könnte, alle Allgemeinbegriffe von Naturdingen nominalistische Ordnungsbegriffe sind, sind alle All- gemeinbegriffe von Kulturdingen realistische Wesensbegriffei%a, die nur nachträglich als Gattungsbegriffe gleichsam verwendet werden, sofern man ihnen engere Begriffe unterordnet. Während wir also zu dem Begriff Pferd gelangen, indem wir von Farbe, Größe, Bau- art usw. der einzelnen Pferde absehen, bilden wir den Begriff Hammer weiß Gott nicht, indem wir die besonderen Merkmale des Schmiede- hammers, Maurerhammers, Goldarbeiterhammers usw. „weglassen“, sondern indem wir positiv das „Wesen‘“ des Hammers als eines für bestimmte Zwecke gewählten Werkzeugs, das heißt als Schlagwerk- zeug (verlängerter Arm und verhärtete Faust), in dem Begriffe zum Ausdruck bringen. Ebenso schreiten wir zu dem Begriff „„Werk- zeug‘ nicht weiter, indem wir Hammer, Spaten, Hacke usw. ihrer Sondermerkmale entkleiden, sondern indem wir die Merkmale der Idee Werkzeug „ponieren‘“, während wir natürlich vom Pferd zum Huftier, zum Säugetier, zum Tier immer nur auf demselben Wege der Entleerung der Begriffe gelangen. Jedes Sachgut, jedes Gerät bildet auf diese Weise einen Allgemein- = Wesensbegriff, dessen In- halt wir aus innerster Zweck- und Sinnerfahrung heraus erfüllen, aber ebenso jede Einrichtung des Menschengeistes: Staat; Kirche, Betrieb, Stadt, Schule, Heer, Bank, Handel usw. . Wir stellen also fest: alle kulturwissenschaftlichen Begriffe sind Wesensbegriffe, kein naturwissenschaftlicher Begriff ist Wesens- begriff, denn jede Bestimmung eines Wesens an Naturdingen. ist Metaphysik, wie wir das früher bereits in Erfahrung gebracht haben. Der Unterschied der Begriffsbildung in den beiden Wissensbereichen entspricht dem Unterschiede der Erkenntnisweisen: der verstehen- den, die von innen nach außen erkennt, und der „begreifenden‘‘, ordnenden, die am Äußeren haften bleibt. 1042 Vgl. dazu Sigwart, Logik 1% 357ff., 2% 220ff, Sigwart sieht, daß beim „Zweckbegriff‘““ das Allgemeine früher als das Spezielle ist, zieht aber nicht die Konsequenz, daß dieser Tatbestand für alle Kulturbegriffe zutrifft. Vielleicht das Tiefste hat über Begriffsbildung unter den Logikern des 19. Jahrhunderts Lotze gesagt. Siehe dessen ..Logik'‘ (18724). $$ afl.