241 Der Fehler jedoch, an dem die meisten Schriften kranken, ist der, daß sie den Typenbegriff nur mit Bezug auf die menschliche Seele oder allenfalls die menschliche Gestalt zu bilden versuchen. Wir brauchen aber auch eine Bearbeitung geistiger, ja (in der Nationalökonomie) selbst körperlicher Typen, wie wir sehen werden. Ein anderer Mangel der bekannten Begriffsbestimmungen des Typus ist der, daß in ihnen die Abgrenzung gegen den Gattungsbegriff nicht scharf genug ist. Das gilt z. B. für die Definitionen, die Dilthey und Stern vom Typus geben: Typen sind „Grundformen, die in dem Spiel der Variationen immer wiederkehren. In einem solchen Typus sind mehrere Merk- male, Teile oder Funktionen regelmäßig miteinander verbunden. Diese Züge, deren Verbindung den Typus ausmacht, stehen in solcher gegenseitigen Relation zueinander, daß die Anwesenheit des einen Zuges auf die des anderen schließen läßt, die Variationen in einer auf die einer anderen‘ 1, Oder: ein Typus ist „eine Struktur, welche die möglichst reine Ausprägung eines gemeinsamen Zuges und die möglichst geringe Beimischung störender, zufälliger, rein individueller Züge aufweist‘““11%0, Ich frage mich, ob diese Begriffsbestimmungen auf Begriffe wie Börse, Bank, Fabrik nicht zutreffen und finde, daß sie es tun. Nimmermehr sind aber diese Begriffe Typen, es sind echte „Gattungsbegriffe‘““. Wir können uns auch nicht dadurch aus der Verlegenheit ziehen, daß wir sagen: „Typen sind nicht extrem (!) be- griffliche,, sondern begriffsanaloge Bildungen (wie z. B. Charakter, Wesen usw.), die nicht nur merkmalmäßig abstrahieren, sondern ge- staltmäßig usw. (!) zusammenfassend fungieren.‘“111 Ohne scharfe Begriffe können wir nun einmal keine Wissenschaft treiben: quod non est in conceptu, non est in mundo scientifico! Wenn wir den_Typus richtig bestimmen wollen, so müssen wir uns klar sein, daß es ein Begriff ist, der, wie ich schon sagte, zwischen Individualbegriff und Gattungsbegriff steht. Dem Gattungs- begriff ist er verwandt dadurch, daß er stets die Merkmale meh- rerer Individuen zu einer Einheit zusammenfaßt, daß also immer mehrere Individuen unter ihn fallen. Dem Individualbegriff nähert 109 W, Dilthey, Ges. Schriften 4, 270. 40 W, Stern; Differentielle Psychologie. S. 280£f. 41 M. Wertheimer, Drei Abhandlungen zur Gestaltstheorie (1925). S, 115, Sombart, Die drei Nationalökonomien 16