246 stimmen. Sonst hätte es nicht vorkommen können, daß man den Begriff des Idealtypus auf Erscheinungen, wie das Christentum oder den modernen Kapitalismus, also auf historische Individuen, angewandt hätte. Ein Individualbegriff kann doch nie und nimmer ein „Typus“ sein, und sei dieser noch so „ideal“. Die ziemlich dunkle‘ Lage wird, wie mir scheint, durch die schlichte Einsicht aufgehellt, daß man den Gegensatz: ideal. — real auf alle Begriffsarten gleichmäßig anwenden kann, also auf Indivi- Jualbegriffe, Gattungsbegriffe und Typen. Ein Ideal-Individualbegriff ist derjenige, der die. Wesenheit eines Individuums zum reinen Ausdruck bringt, dasjenige also, was ein Individuum sein könnte, wenn es seinem Wesen voll entspräche, ein Begriff, der die „Idee“ des Individuums erfaßt. Ein Real-Indi- vidualbegriff dagegen ist derjenige, der die „zufällige“ empirische Beschaffenheit des Individuums darstellt. Also etwa: der Begriff der Reichsbank, wie er dem Statut und den Absichten des Gesetzgebers entsprechen würde, und der Begriff der Reichsbank, wie diese in ainem beliebigen Jahre tatsächlich gestaltet ist. Nach demselben Verfahren kann man beim Gatiungsbegriff und beim Typus die Unterscheidung in Ideal- und Realbegriff vornehmen. Der reale Begriff wird in allen Fällen Abweichungen vom idealen Begriff aufweisen, die wiederum „typisch“ sein müssen beim Typus, dagegen Massenerscheinungen beim Gattungsbegriff und zeitliche Ab- weichungen beim Individualbegriff sind. 3. Die Begriffe im System Nach einem bekannten Ausspruch Schmollers war es dessen Meinung (und diese Meinung darf als die herrschende angesehen werden), daß die Wissenschaft der Nationalökonomie entstände durch die Zusammenfassung der „nationalökonomischen Erschei- aungen‘“ zu einem System. Diese Auffassung ist doch wohl nicht haltbar. Danach müßte es „nationalökonomische Erscheinungen“ geben, deren wir uns nur zu bemächtigen hätten. Aber was sollte sie erzeugen? In Wirklichkeit liegt die Sache wohl umgekehrt: erst müssen wir ein nationalökonomisches System, d. h. eine Grundidee haben und dann erst können wir bestimmen, was eine mational- ökonomische Erscheinung ist. Für jeden (wissenschaftlichen) Be-