34 — rufen. Grundsätzlich sind die Handelskammern durchaus bereit, dem Rechnung zu tragen, daß wir in einer Zeit außerordentlicher Umwälzungen leben. Aber sie werden vier Gesichtspunkte mit Nachdruck betonen müssen: Erstens,es geht nicht an, In— landspreise ganz ohne Rücksicht auf den Welt— markt und die weltwirtschaftliche Verflechtung Deutschlands auf die Dauersohoch zuhalten,daß sich hieraus eine Verteuerung der Lebenshal— tung in Deutschland ergibt, die Deutschlands Ausfuhr wettbewerbsunfähig machen würde. Schutzmaßnahmen müssen daher so getroffen werden, daß sie den Drang der Landwirtschaft, ihre Kosten zu senken und sich den heimischen Bedürfnissen anzupassen, nicht mindern, sondern stärken. Das bedeutet, daß die heimische Agrarpolitik nicht schlechthin den Zusammenhang mit der weltwirtschaftlichen Agrarfrage verlieren darf und daher, so wenig Deutschland den Getreidebau preisgeben darf, auf die Veredelungswirtschaft entscheidenden Wert legen muß. Zweitens müssen sich Schutzmaßnahmen aufdem Boden der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung halten und dürfen eine auch für die Landwirtschaft lebenswichtige Tätigkeit anderer Berufskreise nicht ausschalten. So gehört unseres Erachtens der Gedanke der Monopolbewirtschaftung des Getreides, wie er im letzten Sommer von Vertretern der Landwirtschaft wie ganz anders gerichteten Kreisen vertreten wurde, in einem so stark von Parteien beeinflußten Staate noch weniger als früher zu den tauglichen Mitteln. Das Maismonopol ist ein nicht unge— fährliches Zugeständnis, und es ist zu bedauern, daß es nicht mög— lich schien, auf andere Weise die Lücke zu schließen. Jedenfalls glauben wir, eine weitere Ausdehnung des Monopolgedankens ab— lehnen zu müssen, hoffentlich nicht nur für, sondern auch mit der Landwirtschaft. Wenn ferner jetzt geplant wird, dem Reichskabinett die Ermächtigung zu geben, die Zölle für Weizen, Roggen und Gerste je nach Sachlage festzusetzen und die Begrenzung hierfür lediglich im Ziele eines Richt— preises von 230 und 260 RM. zu finden, so liegt in einer solchen Ermächtigung, bei aller Würdigung der Beweggründe hier— für, eine Unsicherheit der Preisberechnung begründet, die auch für die Landwirtschaft sehr bedenklich werden kann. Man darf hier die Frage nicht etwa stellen: Landwirtschaft oder Getreide—