44 den Kreisen der Wirtschaft wenig Verständnis, schon deshalb, weil der Wirtschafter von der Wirtschaft her dazu erzogen ist, Leistung und Ergebnis anzustreben, und weil er mit der Verantwortung für seine Arbeit, seinen Betrieb und die in ihm Beschäftigten in die Verantwortung des allgemeinen öffentlichen Lebens in diesen unseren Staat hineinverflochten ist, wie durch den Zwang der Tat— sachen, so immer mehr auch aus freiem Willen zur Teilhaberschaft an ihm. Darum hat sich der Deutsche Industrie- und Handelstag immer, wie in Zeiten des Hochstandes, so auch in Zeiten der Be— drückung und mühsam beginnenden Aufstiegs des Staates zu diesem bekannt. Heute ist Wirtschaftspolitik von Staatspolitik weniger und schwerer zu trennen als je. Das bedeutet die Notwendigkeit, mit wirt— schaftspolitischem immer mehr auch allgemein⸗staatspolitisches Denken, Erkennen und Wollen auszubilden, aus dem sich ungezwungen, doch zwingend Gemeinschaften weit über die gegenwärtigen Grenzen der Parteien hinweg ergeben — Grenzen, die vielfach nicht viel sinnvoller mehr für die Gegenwart sind als so manche politische Grenze zwischen diesem oder jenem Lande Deutschlands, die nicht mehr aus dem Leben der Gegenwart und lebendig fortwirkender Ver— gangenheit zu begreifen, sondern nur mehr aus Archiven zu erklären ist. Die Folgen aus solcher höheren staatspolitischen Einigung zu ziehen, ist zu gemeinsamer Abwehr drohender Gefahren nachgerade unerläßlich geworden. Die Gefahren des Radikalismus sind in Deutschland gestiegen. Wir sehen, wie bewußt verneinender Zer— störersinn an Erbgütern der nationalen und christlich-sitt— lichen Kultur, die auch heute noch wertvoll sind, haßerfüllt rüttelt, nicht selten unterstützt durch ein leichtfertiges Literaten— tum aus ganz anderen Kreisen und als sehr interessant geschont und betrachtet in einer üblen Abart von Bourgeosie, der sehr bange würde, wenn aus snobistischem Spiel einmal Wirklichkeit würde. Wir sehen gleichzeitig, wie eine Berauschung an natio— nalistischen wirklichkeitsfremden Träumen Haud in Hand geht mit unverhüllter Verleugnung des Rechts, des Eigentums und mit wirtschaftspolitischen Irrlehren, mit denen eine ernsthafte Auseinandersetzung nicht möglich ist. Von beiden Seiten wird unsere Jugend schmeichelnd und drohend umworben. Die innere Beziehung zu einem Bürgertum im echten Sinne des Wortes, das etwas anderes bedeutet als stumpfes Spießertum, blindwütigen Bereicherungsdrang oder satte Bourgeoisie, ist ihr zum