hammedanern, die die Küste beherrschten, ein Abkommen zu treffen, durch das den Portugiesen der Weg durch ihr Land nach Abessinien verschlossen wurde. Das Reich blühte unter Fasil, im Laufe seiner fünfunddreißigjährigen Regierung wurde seine Residenz zu einer großen äthiopischen Stadt. Gondars große Zeit ist seit langem vorüber. Bürger—⸗ kriege, feindliche Einfälle und Raubzüge haben die Stadt in einen Haufen von mächtigen Ruinen verwandelt. Neben ihnen steht heute eine Ansammlung von kleinen Hütten, die in streng geteilte mohammedanische, christliche und Falascha— Viertel zerfällt. Die Einwohnerzahl von 50 000 zu Fasils Zeiten ist auf kaum mehr als ein Zehntel zusammengeschmol⸗ zen, und doch ist Gondar noch heute der gewerbliche und religiöse Mittelpunkt Athiopiens. Als ich mit meiner Karawane von ferne die Stadt er— blickte, nach der wir seit drei Wochen unterwegs waren, marschierte ich nicht gleich bis an ihr Weichbild und schlug dort mein Zelt auf, wie es der Reisende, der nicht von Freunden erwartet wird, zu tun hat, da Gondar, wie die meisten äthiopischen Städte, kein Hotel besitzt. Konsul Frangipani hatte mich in seinem Begrüßungsschreiben ein⸗ geladen, auf dem italienischen Konsulat sein Gast für die Dauer meines dortigen Aufenthalts zu sein, und bewies die Aufrichtigkeit und Herzlichkeit seiner Aufforderung, indem er mir auf Entfernung eines zweistündigen Rittes entgegen— kam. Ich glaube, er war ebenso glücklich, mich zu sehen, wie ich es war, als ich seine schneidige Figur auf dem weißen Araber erblickte. Europäer sind dortzulande seltene Besucher. Auf der ganzen Strecke zwischen Erythräa und Addis Abeba gibt es nur vier von ihnen. v Norden. Abessinien 129