41 II. Staatlicher Schutz der Unternehmer- und Arbeiterklasse. von Abendkursen an eine Mittelschule empfehlen^). In kurzer Zeit wird sich auch ein Tagesunterricht anschließen, da ein solcher schon für die gewöhnliche Fortbildungs schule an allen großen Plätzen obligatorisch eingeführt ist. — Heute uoch sieht man die Verbindung dieser Kurse mit einer Hochschule als notwendige Voraussetzung an. Wo sich eine solche leicht ermöglichen läßt, verdient sie selbstverständlich den Vorzug vor der Isolierung. Wo aber keine Hochschule vorhanden ist, bildet dies kein Hindernis für die Errichtung der Kurse. Im Gegenteil, eine Aufgabe der Handelshochschule und der Hochschulkurse, die noch zu wenig erkannt wird, besteht, zumal Betrieb und Stoff, Lehrobjekt und Lehrzweck notwendig wesentlich anders sind, als an den Universitäten, gerade darin, eine an spornende Konkurrenz mit der traditionellen akademischen Unterrichtsmethode und der neueren systematischen Auffassung ins Leben zu rufen. Handelshochschulen und -Kurse sollen die Pfadfinder werden für eine dem Maschinenzeitalter gerecht werdende praktische Nationalökonomie, für die Auffrischung in der Richtung der Beobachtung, Erfassung und richtigen Deutung der neuesten Erscheinungen, sowie für die Popularisierung der Beobachtnngsergebnisse. Schon vor Jahren hat dies Verfasser mit folgendem ausgeführt: „Manche Männer auf dem Katheder kleben immer noch an der archäo logischen Untersuchung z. B. über die Ideen der französischen Revolution oder gar über die Einrichtung der Haus- und Bezirkswirtschaft früherer Jahrhunderte. Es ist das schon an sich ein schiefer Standpunkt; denn die Ausdehnung der modernen Transportmittel und Maschinen hat in wenigen Jahrzehnten das Angesicht der Erde total verändert, eine Verschiebung in dem öffentlichen imb sogar in dem Familien leben, in der Volks-, Produktiv-, Gewerbe-, Handels- und Bankkraft, eine Neuver teilung der Welt und der politischen Gewalten in so wesentlicher Weise zustande ge bracht, daß den aus früheren, ja aus den unmittelbar vorangegangenen Epochen abgeleiteten Schlüssen nur wenig Beweiskraft für die neueste Konzentration und Arbeitsteilung zukommt. In der Zeit der Expreßzüge gehört die Idee, wegen der heute ein Autor verketzert werden mag, schon morgen zum alten Plunder." (Beilage zur Allg. Ztg. von 1903, S. 546, und „Deutschland als Industriestaat", 1901, S. 7). Endlich wird sich ans der Volkshochschulbewegung immer deutlicher ergeben, daß die Errichtung dieser Kurse überhaupt zur modernen Ausrüstung einer jeden Großstadt gehört. Von diesem Standpunkt aus ist es nunmehr geradezu eine Ehren pflicht der deutschen Handelsstädte, welche bisher die Fürsorge für die höhere Vor bildung dem Staate überlassen haben, auch für die Handelsmiffenschaft einzutreten. — Ein großer Vorteil der Hochschulkurse besteht darin, daß sie in höherem Maße, als eine selbständige Hochschule, sich den lokalen Erfordernissen anzupassen ver mögen, ohne hiebei in einen Jnteressenwiderstreit oder in Konkurrenz mit schon be stehenden Einrichtungen zu geraten. Zwischen manchen Städten herrscht vorerst noch eine gewisse Rivalität wegen der staatlichen Zuweisung von Handelshochschulen, so z. B. zwischen München, Nürn berg und Würzburg, oder Darmstadt und Gießen, oder Karlsruhe und Mannheim, 9 Den Mittelschulen stehen neben ihrem Ziel der fachmännischen Berufsbildung für die Allgemeinbildung nur wenig Mittel und Zeit zur Verfügung. Andererseits sind die all gemeinen Fortbildungsschulen für die Lehrlinge, welche das Einjährigen-Examen abgelegt haben, darauf angewiesen, Sonderkurse einzurichten. In diese Lücke können Hochschulkurse ergänzend eintreten'.