IX. Abschnitt. Entwicklungstendenzen der Industrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1. Von -er Bauernbefreiung bis zum russisch-türkischen Lrieqe (1861 bis 1877). 42. Kapitel. Staat und Gesellschaft. — Die Mobilisierung der Arbeits- und Kapitalskraft. — Europäisierung und Kapitalismus. Die Zeitperiode zwischen den beiden großen Kriegen der fünfziger und siebziger Jahre (1856 bis 1877) hatte für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung eine epochemachende Bedeutung durch den funda mentalen Umbau, dem innerhalb dieser Zeit die administrativen und rechtlichen Ordnungen nach den Plänen liberalgesinnter staatlicher Ball meister unterzogen wurden. Der Krimkrieg hatte die Schwächen und Mängel der bisherigen Wirtschaftsverfassnng so eindringlich aller Welt vor die Augen gestellt, daß es eine Pflicht der Selbsterhaltnng war, die allzulange hinausgeschobene Erneuerung der lvirtschaftlichen Unterlagen des Reichs in Angriff zu nehmen. Der sterilgewordene nationale Boden mußte zur Aufnahme neuer Entwicklungstriebe empfänglich gemacht werden. Diesem Zwecke dienten die Ailfhebnng der Leibeigenschaft, der Ausbau des Eiseu- bahnnetzes, die radikale Neugestaltung des Kreditsystems und alle jene Reformen der sechziger Jahre, lvelche der Verwaltung, Justiz und dem sozialen Leben eine modernisierte Form verliehen. Die vom dumpfen Drucke einer reglementierten Gedankeneinzwängung befreite Intelligenz nahm mit Enthusiasmus die Gelegenheit wahr, am Werke der Bauerubefreilmg und des Ausbaues der nationalen Wohlfahrt wenigstens literarisch mitarbeiten zu können. Die alten Streitpunkte zu den Fragen: Freihandel oder Schutzzoll, Industrie oder Landwirtschaft. Großindustrie oder Kustar? lebten in diesem publizistischen „Geisterkampfe" wieder auf und wurden Ende der fünfziger Jahre mit nicht geringeren: 14»