Phöniker, Hebräer. 21 gewöhnlich dazu, das Hinterland dem Handel zu erschließen, und bildeten für lange Seefahrten Zwischenstationen. Wenn die Völker, mit denen die Phöniker zu tun hatten, Expansionspolitik zu treiben begannen, zogen sich die Phöniker entweder als Ansiedler zurück und beschränkten sich auf den Handel, oder sie erweiterten ihre Faktoreien zu befestigten Plätzen, die sich dann zu Städten entwickelten. Kamen die Phöniker in Gegenden, in die sie nicht mehr zurückzukehren beabsichtigten, so trieben sie zunächst ein wenig Handel, um dann alles mögliche zu rauben, z. B. ein paar schöne Weiber, die sie ent weder selbst behielten oder in die Sklaverei verkauften, oder Kinder aus guten Familien, die als Sklaven hoch bezahlt wurden. Was man sonst durch Raub erlangte, Wertgegenstände aller Art, war eine angenehme Zugabe. Eine Verfolgung war meist nicht zu befürchten, da die Phöniker durch lange Zeit die besten Schiffe besaßen (Odyssee XV, 414—482). So verband sich bei den seßhaften Völkern mit dem Begriff des Handelsmannes der des Seeräubers und Feindes, und wenn diese Völker auch später, als sie selbst das Meer be fuhren, den Seeraub schätzen lernten (Thucydides I, 5), so blieb doch ein gewisses Mißtrauen dem Kaufmann gegenüber bestehen, das durch eine Reihe anderer Momente noch vielfach vermehrt wurde. Aber nicht nur wenn er als Räuber auftrat, zerstörte und schadete der phönikische Kaufmann, auch seine friedliche Tätigkeit übte oft eine unheilvolle Wirkung aus. Wo die Phöniker sich in agrarischen Ländern ansiedelten, die sie allmählich der Geldwirt schaft zuführten, waren sie häufig die ersten Wucherer, und der ungewandte Landwirt verfiel dem Fremden, der von ihm feste Summen Edelmetalls verlangte, wo jener höchstens einen Teil der Ernte ohne Schaden hergeben konnte. Die Phöniker haben auch oft Schuldknechte aufgekauft und in ferne Länder geführt, denn sie fanden immer welche, „die für Geld den Rechtschaffenen verkauften und den Dürftigen um ein paar Schuhe willen" (Amos 2,6). Eines der Völker, dem sie zuweilen recht arg mitspielten, waren die Hebräer. Sie waren etwa im 12. Jahrhundert in Kanaan ein gerückt, ein Nomadenstamm, der seßhaft werden wollte. Da die Assyrer und die Ägypter das Land gerade nicht im Besitz hatten, gelang es ihnen, einen Teil der einheimischen Bevölkerung zu unter werfen, doch blieben genug Völker übrig, mit denen sie immer wieder schwere Kämpfe zu bestehen hatten. Die Küste des Mittel meers blieb fast ausschließlich im Besitz der Philister und der Phöniker, die Küste des Roten Meeres im Besitze der Edomiter,