114 Siebentes Kapitel. Das römische Reich als Wirtschaftskörper. betrafen, ein eigener Prätor neben dem Stadtprätor bestimmt wurde. Da in den Provinzen auf die einheimische Rechtsordnung immer Rücksicht genommen wurde und auch in Rom selbst gele gentlich der verschiedenen Handelsgeschäfte, die ja vorwiegend mit Fremden abgeschlossen wurden, fremde Rechtsanschauungen ein drangen, so entwickelte sich mit der Zeit eine ganze Reihe neuer Rechtssätze und Institutionen, welche allmählich die römischen Ge bilde überwucherten. In der Kaiserzeit wurden die altrömischen Rechtssätze geradezu von den internationalen Rechtssätzen absor biert. Ihre Kodifikation im oströmischen Reiche stellte dann für die späteren Völker den Inbegriff des römischen Rechts dar. Es wurde darin eine Menge von juristischen Ideen verarbeitet, die auf die einzelnen Völker, Römer, Griechen und Orientalen auf zuteilen der Wissenschaft noch nicht gelungen ist. Ein gewaltiges Reich war aus dem kleinen römischen Gemeinde wesen geworden, anders als bei den griechischen Staaten der vor- alexandrinischen Zeit ging hier die Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Macht parallel. Die Weltwirtschaft wurde durch den Weltstaat geschaffen. Siebentes Kapitel. Das römische Reich als Wrrtschaftskörper. (Ende der Republik und Beginn der Kaiferzeit.) Und es bringt alle, die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte dazu, daß sie sich einen Stempel machen auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn, damit niemand kaufen oder verlaufen könne, der nicht den Stempel habe mit dem Namen des Tieres- Offenbarung Johannes. In den letzten Zeiten der Republik vereinigte das römische Reich alle Völker des Mittelmeerbeckens „gleichsam wie in einem Leibe". Die Grenzen, welche das Kaiserreich erreichen sollte, waren an den wichtigsten Punkten bereits abgesteckt; von den un bekannten Welten konnte die Römer nur Indien locken, dem sie sich durch Kriege gegen das mächtige Partherreich sowie durch den Handel möglichst zu nähern suchten. Wie das Gold Amerikas später die Spanier anzog, so die Westländer der Antike das Gold jenes Indien (Herodot III, 94), wo die Natur alles in Fülle hervor brachte, wo Flüsse von Milch und Honig, von Wein und Öl