— 32 - macht, dieselbe Partei, welche die Krakauer Insurrektion von 1846 iu'S Leben rief. In Deutschland kämpft die komumnistische Partei, sobald die Bour- geoisie revolutionär auftritt, gemeinsam mit der Bourgeoisie gegen die absolute Monarchie, das feudale Grundeigenthnm und die Kleiubürgerei. Sie unterläßt aber keinen Augenblick, bei den Arbeitern ein möglichst klares Bewußtsein über den feindlichen Gegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat herauszuarbeiten, damit die deutschen Arbeiter sogleich die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, welche die Bourgeoisie mit ihrer Herrschaft herbeiführen muß, als eben so viele Waffen gegen die Bourgeoisie kehren können, damit nach dem Sturz der reaktionären Klassen in Deutschland, sofort der Kampf gegen die Bourgeoisie selbst beginnt. Auf Deutschland richten die Kommunisten ihre Hauptanfmerksamkeit, weil Deutschland am Vorabend einer bürgerlichen Revolution steht, und weil es diese Umwälzung unter fortgeschrittneren Bedingungen der euro- päischen Zivilisation überhaupt, und mit einem viel weiter entwickelten Proletariat vollbringt, als England im 17. und Frankreich im 18. Jahr- hundert, die deutsche bürgerliche Revolution also nur das unmittelbare Vorspiel einer proletarischen Revolution sein kann. Mit einem Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede revolutio- näre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände. In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigenthnmsfrage, welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor.' Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und Verständigung der demokratischen Parteien aller Länder. Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesell- schaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer Kommuni- stischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder vereinigt Euch! Truck: Vorwärts Buchdruckern und Berlagsm,statt Paul Singer & Co.. Berlin SW. seines Erscheinens von der, damals noch wenig zahlreichen Vorhut des wissenschaftlichen Sozialismus enthusiastisch begrüßt (wie die in der ersten Vorrede angeführten Uebersetzungen beweisen), wurde es bald in den Hintergrund gedrängt durch die, mit der Niederlage der Pariser Arbeiter im Juni 1848 beginnende Reaktion, und schließlich „von Rechtswegen" in Acht und Bann erklärt durch die Verurtheilung der Kölner Kommunisten November 1852. Mit dem Verschwinden der, von der Februarrevolution datirenden, Arbeiterbewegung von der öffentlichen Bühne trat auch das Manifest in den Hintergrund. Als die europäische Arbeiterklasse sich wieder hinreichend gestärkt hatte zu einem neuen Anlauf gegen die Macht der herrschenden Klassen, ent- stand die Internationale Arbeiter-Assoziation. Sie hatte zum Zweck, die gesammte streitbare Arbeiterschaft Europas und Amerikas zu Einem großen Heereskörper zu verschmelzen. Sie konnte daher nicht a u s - gehn von den im Manifest niedergelegten Grundsätzen. Sie mußte ein Programm haben, das den englischen Trabes Unions, den franzö- sischen, belgischen, italienischen und spanischen Prondhonisten, und den deutschen Lassalleanern*) die Thür nicht verschloß. Dies Programm — die Erwägungsgründe zu den Statuten der Internationale, wurde von Marx mit einer selbst von Bakunin und den Anarchisten anerkannten Meisterschaft entworfen. Für den schließlichcn Sieg der im Manifest aufgestellten Sätze verließ sich Marx einzig und allein auf die intellek- tuelle Entwicklung der Arbeiterklasse, wie sie aus der vereinigten Aktion und der Diskussion nothwendig hervorgehn mußte. Die Ereignisse und Wechselfälle im Kampf gegen das Kapital, die Niederlagen noch mehr als die Erfolge, konnten nicht umhin, den Kämpfenden die Unzuläng- lichkeit ihrer bisherigen Allerweltsheilmittel klar zu legen und ihre Köpfe empfänglicher zu machen für eine gründliche Einsicht in die wahren Bedingungen der Arbeiter-Emanzipation. Und Marx hatte Recht. Die Arbeiterklasse von 1814, bei der Auflösung der Internationale, war eine ganz andre als die von 1864, bei ihrer Gründung, gewesen war. Der Proudhonismus in den romanischen Ländern, der spezifische Lassalleanis- mus in Deutschland, waren am Ansstcrben, und selbst die damaligen stockkonservativen englischen Trades Unions gingen allmählig dem Punkt entgegen, wo 1887 der Präsident ihres Kongresses, in Swansea, in ihrem Namen sagen konnte: „Der kontinentale Sozialismus hat seine Schrecken für uns verloren." Der kontinentale Sozialismus, der war aber schon 1887 fast nur noch die Theorie, die im Manifest verkündet wird. Und so spiegelt die Geschichte des Manifests bis zu einem ge- wissen Grade die Geschichte der modernen Arbeiterbewegung seit 1848 wieder. Gegenwärtig ist es unzweifelhaft das weitest verbreitete, das internationalste Produkt der gelammten sozialistischen Literatur, das gemeinsanie Programm vieler Millionen von Arbeitern aller Länder von Sibirien bis Kalifornien. Und doch, als es erschien, hätten wir es nicht ein sozialistisches *) Lassalle bekannte sich persönlich, uns gegenüber, stets als „Schüler" von Marx, und stand als solcher selbstredend auf dem Boden des Mani- fests. Anders mit denjenigen seiner Anhänger, die nicht über seine Forderung von Produktivgenossenschaften mit Staatskredit hinausgingen und die ganze Arbeiterklasse eintheilten in Staatshülsler und Selbsthnlfler. ly Sie sind nur allgemeine Ausdrücke thatsächlicher Verhältnisse eines existtrenden Klassenkampfs, einer unter unsern Augen vor sich gehenden geschichtlichen Bewegung. Die Abschaffung bisheriger Eigenthums- verhältnisse ist nichts den Kommunismus eigenthümlich Bezeichnendes. Alle Eigenthumsverhältnisse waren einem beständigen geschichtlichen Wechsel, einer beständigen geschichtlichen Veränderung unterworfen. Die französische Revolution z. B. schaffte das Feudal-Eigenthum zu Gunsten des bürgerlichen ab. Was den Kommunismus auszeichnet, ist nicht die Abschaffung des Eigen- thums überhaupt, sondern die Abschaffung des bürgerlichen Eigenthums. Aber das moderne bürgerliche Privateigenthum ist der letzte und vollendetste Ausdruck der Erzeugung und Aneignung der Produkte, die auf Klassengegensätzen, auf der Ausbeutung der Einen durch die Andern beruht. ^ In diesem Sinne können die Kommunisten ihre Theorie in dem einen Ausdruck: Aufhebung des Privateigenthnms, zusammenfassen. Man hat uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das persönlich erworbene, selbsterarbcitete Eigenthum abschaffen; das Eigenthum, welches die Grundlage aller persönlichen Freiheit, Thätigkeit und Selbst- ständigkeit bilde. Erarbeitetes, erworbenes, selbstverdientes Eigenthum! Sprecht Ihr von dem kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Eigenthum, welches dem bürger- lichen Eigenthum vorherging? Wir brauchen es nicht abzuschaffen, die Entwicklung der Industrie hat es abgeschafft und schafft es täglich ab. Oder sprecht Ihr vom modernen bürgerlichen Privateigenthum? Schafft aber die Lohnarbeit, die Arbeit des Proletariers ihm Eigen- thum? Keineswegs. Sie schafft das Kapital, d. h. das Eigenthum, welches die Lohnarbeit ausbeutet, welches sich nur unter der Bedingung vermehren kann, daß es neue Lohnarbeit erzeugt, um sie von Neuem auszubeuten. Das Eigenthum in seiner heutigen Gestalt bewegt sich in dem Gegensatz van Kapital und Lohnarbeit. Betrachten wir die beiden Seiten dieses Gegensatzes. Kapitalist sein, heißt nicht nur eine rein persönliche, sondern eine ge- sellschaftliche Stellung in der Produktion einnehmen. Das Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und kann nur durch eine gemeinsame Thätigkeit vieler Mitglieder, ja in letzter Instanz nur durch die ge- meinsame Thätigkeit aller Mitglieder der Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden. Das Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht. Wenn also das Kapital in gemeinschaftliches, allen Mitgliedern der Gesellschaft angehöriges Eigenthum verwandelt wird, so verwandelt sich nicht persönliches Eigenthum in gesellschaftliches. Rur der gesellschaft- liche Charakter des Eigenthums verwandelt sich. Er verliert seinen Klassen-Eharakter. Kommen wir zur Lohnarbeit: Der Durchschnittspreis der Lohnarbeit ist das Minimum des Arbeits- lohnes, d. h. die Summe der Lebensniittel, die nothwendig sind, um den Arbeiter als Arbeiter am Leben zu erhalten. Was also der Lohnarbeiter durch seine Thätigkeit sich aneignet, reicht bloß dazu hin, um sein nacktes Leben wieder zu erzeugen. Wir wollen diese persönliche Aneignung der Arbeitsprodukte zur Wicdererzeugung des unmittelbaren Lebens 11 - Wir sehen also, wie die moderne Bourgeoisie selbst das Produkt eines langen Entwicklungsganges, einer Reihe von Umwälzungen in der ProdukliouS- und Lerkehrsweise ist. Jede dieser Entwicklungsstufen der Bourgeoisie war begleitet von einem entsprechenden politischen Fortschritt. Unterdrückter Stand unter der Herrschaft der Feudalherren, bewaffnete und sich selbst verwaltende Assoziation in der Kommune*), hier unabhängige städtische Republik, dort dritter steuerpflichtiger Stand der Monarchie, daun zur Zeit der Manu- faktur Gegengewicht gegen den Adel in der ständischen oder in der absoluten Monarchie, Hanptgrnudlage der großen Monarchien überhaupt, erkämpfte sie sich endlich seit der Herstellung der großen Industrie und des Weltmarktes im modernen Repräsentativstaat die ausschließliche politische Herrschaft. Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bonrgeoisklasse verwaltet. Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt. Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die bunt- scheckigen Fendalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorge- setzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übrig gelassen, als das nackte Interesse, als die gefühllose „baare Zahlung". Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Weh- muth in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tanschwerth aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die Eine ge- wissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Aus- beutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt. Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Thätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Plann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt. Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältniß seinen rührend-sentimen- talen Schleier abgerissen und es ans ein reines Geldverhältniß zurückgeführt. Die Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäußerung, die die Reaktion so sehr am Mittelalter bewundert, in der trägsten Bärenhänterei ihre passende Ergänzung fand. Erst sie hat bewiesen, was die Thätigkeit der Menschen zu Stande bringen kann. Sie hat ganz andere Wunder- werke vollbracht als ägyptische Pyramiden, römische Wasserleitungen und gothische Kathedralen, sie hat ganz andere Züge ausgeführt, als Völker- wanderungen und Krenzzüge. Die Bourgeoisie kan» nicht existiren, ohne die Produktionsinstrumente,: also die Produktionsverhältnisse, also sämmtliche gesellschaftlichen Vcr- hältnisse fortwährend zu revolntioniren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller So nannten die Städtcbnrger Italiens und Frankreichs ihr städti- sches Gemeinwesen, nachdem sie die ersten Sclbstoerwaltnngsrechte ihren Feudalherren abgekauft oder abgezwungen hatten. 10 lutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen. In den früheren Epochen der Geschichte finden wir fast überall eine vollständige Gliederung der Gesellschaft in verschiedene Stände, eine mannigfaltige Abstufung der gesellschaftlichen Stellungen. Im alten Nom haben wir Patrizier, Ritter, Plebejer, Sklaven; im Mittelalter Feudal- herren, Vasallen, Zunftbürger, Gesellen, Leibeigene und noch dazu in fast jeder dieser Klassen wieder besondere Abstufungen. Die ans dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufge- hoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung, Nene Gestaltungen des Kampfes an die Stelle der alten gesetzt. Unsere Epoche, die Epoche der Bourgeoisie, zeichnet sich jedoch dadurch aus, daß sie die Klassengegensätze vereinfacht hat. Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr i» zwei große feindliche Lager, in zwei große,. einander direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariats Aus den Leibeigenen des Mittelalters gingen die Pfahlbürger der ersten Städte hervor; ans dieser Pfahlbürgerschaft entwickelten sich die ersten Elemente der Bourgeoisie. Die Entdeckung Amerika's, die Umschiffung Afrika's schufen der auf- kommenden Bourgeoisie ein neues Terrain. Der ostindische und chine- sische Markt, die Kolonisirnng von Amerika, der Austausch mit den Kolonien, die Vermehrung der Tauschmittel und der Waaren überhaupt gaben dem Handel, der Schifffahrt, der Industrie einen nie gekannten Aufschwung und damit dem revolutionären Element in der zerfallenden feudalen Gesellschaft eine rasche Entwicklung. Die bisherige feudale oder zünftige Betriebsweise der Industrie reichte nicht mehr ans für den mit neuen Märkten anwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat an ihre Stelle. Die Zunftmeister wurden ver- drängt durch den industriellen Mittelstand; die Theilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Korporationen verschwand vor der Theilung der Arbeit in der einzelnen Werkstatt selbst. Aber immer wuchsen die Märkte, immer stieg der Bedarf. Auch die Manufaktur reichte nicht mehr aus. Da revolutionirte der Dampf und die Maschinerie die industrielle Produktion. An die' Stelle der Manu- faktur trat die moderne große Industrie, an die Stelle des industriellen' Mittelstandes traten die industriellen Millionäre, die Chefs ganzer in- dustrieller Armeen, die modernen Bourgeois. Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die Ent- deckung Amerika's vorbereitete. Der Weltmarkt hat dem Handel, der Schifffahrt, den Land-Kommuüikationen eine unermeßliche Entwicklung gegeben. Diese hat wieder auf die Ausdehnung der Industrie zurück- gewirkt, und in demselben Maße, worin Industrie, Handel, Schifffahrt, Eisenbahnen sich ausdehnten, ln demselben Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, veriuehrte sie ihre Kapitalien, drängte sie alle vom Mittel- alter her überlieferten Klassen in den Hintergrund. Morgan's krönende Entdeckung der wahren Natur der Gens und ihrer Stellung im Stamm. Mit der Auflösung dieser ursprünglichen Gemein- wesen beginnt die Spaltung der Gesellschaft ln besondre und schließlich einander entgegengesetzte Klassen. 24 4) Konfiskation des Eigenthums aller Emigranten und Rebellen. 5) Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol. 6) Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats. 7) Vermehrung der Natioualfabriken, Produktionsinstrumente, Urbar- machung und Verbesserung der Ländereien nach einem gemein- schaftlichen Plan. 8) Gleicher Arbeitszwang für Alls, Errichtung industrieller Armeen, X besonders für den Ackerbau. 9) Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die allmälige Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land. 10) Oeffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder. Beseiti- gung der Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigen Form. Ver- einigung der Erziehung mit der materiellen Produktion u. s. w. Sind im Laufe der Entwickelung die Klassenunterschiede verschwunden und ist alle Produktion in den Händen der assoziirten Individuen kon- zentrirt, so verliert die öffentliche Gewalt den politischen Charakter. Die politische Gewalt im eigentlichen Sinne ist die organisirte Gewalt einer Klasse zur Unterdrückung einer andern. Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich nothwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als herr- schende Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes, die Klassen überhaupt und damit seine eigene Herr- schaft als Klaffe auf. An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation , worin die freie Entwick- lung eines Jeden die Bedingung für die freie Entwicklung Aller ist. III Sozialistische und kommunistische Literatur. 1) Der reaktionäre Sozialismus, a) Der feudale Sozialismus. Die französische und englische Aristokratie war ihrer geschichtlichen Stellung nach dazu berufen, Pamphlete gegen die moderne bürgerliche Gesellschaft zu schreiben. In der französischen Julirevolution von 1830, in der englischen Reformbewegung war sie noch einmal dem verhaßten Emporkömmling erlegen. Von einem ernsten politischen Kampfe konnte nicht mehr die Rede sein. Nur der literarische Kampf blieb ihr übrig. Aber auch auf dem Gebiete der Literatur waren die alten Redensarten oer Restaurationszeit unmöglich geworden. Um Sympathie zu erregen, mußte die Aristokratie scheinbar ihre Interessen aus deni Äuge verlieren und nur im Interesse der exploittrten Arbeiterklasse ihren Anklageakt gegen die Bourgeoisie formuliren. Sie bereitete so die Genugthuung vor, Schmählieder auf ihren neuen Herrscher singen und mehr oder minder unheilschwangere Prophezeiungen ihm ins Ohr raunen zu dürfen. Auf diese Art entstand der feudalistische Sozialismus, halb Klage- lied , halb Pasquill, halb Rückhall der Vergangenheit, halb Dräuen der Zukunft, mitunter die Bourgeoisie in's Herz treffend durch biti^-s, 15 Ist die Ausbeutung des Arbeiters durch den Fabrikanten so weit be- endigt, daß er seinen Arbeitslohn baar ansgezahlt erhält, so fallen die anderen Theils der Bourgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der Krämer, der Pfandleiher u. st w. Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kauf- leute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, theils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkur- renz mit den größeren Kapitalisten erliegt, theils dadurch, daß ihre Ge- schicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwerthet wird. So rekrutirt sich das Proletariat aus allen Klassen der Bevölkerung. Das Proletariat macht verschiedene Entwicklungsstufen durch. Sein Kampf gegen die Bourgeoisie beginnt mit seiner Existenz. Im Anfang kämpfen die einzelnen Arbeiter, dann die Arbeiter einer Fabrik, dann die Arbeiter eines Arbeitszweiges an einem Ort gegen den einzelnen Bourgeois, der sie direkt ausbeutet. Sie richten ihre An- griffe nicht nur gegen die bürgerlichen Produktionsverhältnisse,. sie richten sie gegen die Produktions-Instrumente selbst; sie vernichten die fremden konkurrirenden Waaren, sie zerschlagen die Maschinen, sie stecken die Fabriken in Brand, sie suchen die untergegangene Stellung des mittel- alterlichen Arbeiters wieder zu erringen. Auf dieser Stufe bilden die Arbeiter eine über das ganze Land zer- streute und durch die Konkurrenz zersplitterte Masse. Massenhaftes Zu- sammenhalten der Arbeiter ist noch nicht die Folge ihrer eigenen Ver- einigung, sondern die Folge der Bereinigung der Bourgeoisie, die zur Erreichung ihrer eigenen politischen Zwecke das ganze Proletariat in Bewegung setzen muß und es einstweilen noch kann. Auf dieser Stufe bekämpfen die Proletarier also nicht ihre Feinde, sondern die Feinde ihrer Feinde, die Reste der absoluten Monarchie, die Grundeigenthümer, die nichtindnstriellen Bourgeois, die Kleinbürger. Die ganze geschichtliche Bewegung ist so in den Händen der Bourgeoisie konzentrirt; jeder Sieg, der so errungen wird, ist ein Steg der Bourgeoisie. Aber mit der Entwicklung der Industrie vermehrt sich nicht nur das Proletariat; es wird in größeren Massen zusammengedrängt, seine Kraft wächst und es fühlt sie mehr. Die Interessen, die Lebenslagen inner- halb des Proletariats gleichen sich immer mehr ans, indem die Maschi- nerie mehr und mehr die Unterschiede der Arbeit verwischt und den Lohn fast überall auf ein gleich niedriges Niveau herabdriickt. Die wachsende Konkurrenz der Bourgeois unter sich und die daraus hervorgehenden Handelskrisen machen den Lohn der Arbeiter immer schwankender; die immer rascher sich entwickelnde, unaufhörliche Verbesserung der Maschi- nerie macht ihre ganze Lebensstellung immer unsicherer; immer mehr nehmen die Kollisionen zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem ein- zelnen Bourgeois den Charakter von Kollisionen zweier Klassen an. Die Arbeiter beginnen damit, Koalitionen gegen die Bourgeois zu bilden; sie treten zusammen zur Behauptung ihres Arbeitslohns. Sie stiften selbst dauernde Assoziationen, um sich für die gelegentlichen Empörungen zu verproviantireu. Stellenweis bricht der Kampf in Ementen aus. Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter. Sie Manifest 4"L r^vsB.,. s» Universität EEL, Das KommuniMM Ce) Sechste autorisierte deutsche Ausgabe Mit Vorreden von Karl Marx und Friedrich Engels * Kerlin 1904 Verlag: Expedition der Buchhandlung Vorwärts (Th. Glucke in Verlt») f — 6 — sitzt er in Gatschina als Kriegsgefangner der Revolution, und Rußland bildet die Vorhut der revolutionären Bewegung Europas. „Die Aufgabe des kommunistischen Mauifests war die Proklamation des unvermeidlich bevorstehenden Untergangs des heutigen bürgerlichen Eigenthums. In Rußland aber finden wir, neben der sich mit Fieber- haft entwickelnden kapitalistischen Ordnung und dem sich eben erst bil- denden bürgerlichen Grundeigenthnm, die größere Hälfte des Bodens im Gemeineigenthum der Bauern. „Es fragt sich nun: Kaun die russische Bauerngemeinde, diese aller- dings schon sehr zersetzte Form des urwüchsigen Gemeiueigenthums am Boden, unmittelbar übergehn in eine höhere kommunistische Form des Grundeigenthums, oder 'muß sie vorher denselben Auflösungsprozeß durchmachen, der sich in der historischen Entwicklung des Westens darstellt ? „Die einzige, heute mögliche Antwort auf diese Frage ist die folgende. Wenn die russische Revolution das Signal zu einer Arbeiterrevolution im Westen wird, sodaß beide einander ergänzen, dann kaun das heutige russische Gemeineigenthum zum Ausgangspunkt einer kommunistischen Entwicklung dienen. „London, 21. Januar 1882." Eine neue polnische Uebersetzung erschien um dieselbe Zeit in Genf: Manifest kommunistyczny. Ferner ist eine neue dänische Uebersetzung erschienen in „Socialdemo- kratisk Bibliothek, Kjöbenhavn 1885." Sie ist leider nicht ganz voll- ständig ; einige wesentliche Stellen, die dem Uebersetzer Schwierigkeit gemacht zu haben scheinen, sind ausgelassen, und auch sonst hier und da Spuren von Flüchtigkeit zu bemerken, die um so unangenehmer auf- fallen, als man der Arbeit ansieht, daß der Uebersetzer bei etwas mehr Sorgfalt Vorzügliches hätte leisten können. 1886 erschien eine neue französische Uebersetzung in Le Losialiste, Paris; es ist die beste bisher erschieucne. Nach ihr wurde im selben Jahr eine spanische Uebertragung zuerst im Madrider El Socialista, und dann als Broschüre veröffentlicht: Mani- fiesto del Partido Oomunista por Carlos Marx y F. Engels, Madrid, Administracion de El Socialista, Hernan Cortes 8. Als Kuriosum erwähne ich noch, daß 1887 das Manuskript einer armenischen Uebersetzung einem konstantlnopolitanischcn Verleger an- geboten wurde; der gute Mann hatte jedoch nicht den Muth, etwas zu drucken, worauf der Name Marx stand, und meinte, der Uebersetzer solle sich lieber selbst als Verfasser nennen, was dieser jedoch ablehnte. Nachdem bald die eine, bald die andre der mehr oder minder un- richtigen amerikanischen Uebersetznngen mehrfach in England wieder abgedruckt worden, erschien endlich eine authentische Uebersetzung im Jahre 1888. Sie ist von meinem Freund Samuel Moore, und vor dem Druck von uns beiden nochmals zusammen durchgesehn. Der Titel ist: Manifesto of the Communist Party, by Karl Marx and Frederick Engels. Authorized English Translation, edited and annotated by Frederick Engels. 1888. London, William Reeves, 185 Fleet st. E. C. Einige der Anmerkungen dieser Ausgabe habe ich in die gegenwärtige herübergenommen. DaS Manifest hat einen eignen Lebenslauf gehabt. Im Augenblick 28 Er bildete die süßliche Ergänzung zu den bitteren Peitschenhieben und Flintenkngeln, womit dieselben Regierungen die deutschen Arbeiter-Auf- stände bearbeiteten. Ward der „wahre" Sozialismus dergestalt eine Waffe in der Hand der Regierungen gegen die deutsche Bourgeoisie, so vertrat er auch unmittelbar ein reaktionäres Interesse, das Interesse der deutschen Pfahlbürgerschaft. In Deutschland bildet das vom 16. Jahrhundert her überlieferte und seit der Zeit in verschiedener Form hier immer neu wieder auftauchende Kleinbürgerthum die eigentliche gesellschaftliche Grundlage der bestehenden Zustände. Seine Erhaltung ist die Erhaltung der bestehenden deutschen Zu- stände. Von der industriellen und politischen Herrschaft der Bour- geoisie fürchtet es den sichern Untergang, einerseits in Folge der Konzentration des Kapitals, andrerseits durch das Aufkommen eines revolutionären Proletariats. Der „wahre" Sozialismus schien ihm beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er verbreitete sich wie eine Epidemie. Das Gewand, gewirkt aus spekulativem Spinnweb, überstickt mit schöngeistigen Redeblumen, durchtränkt von liebesschwülem Gemiithsthan, dies überschwängliche Gewand, worin die deutschen Sozialisten ihre paar knöchernen „ewigen Wahrheiten" einhüllten, vermehrte nur den Absatz ihrer Waare bei diesem Publikum. Seinerseits erkannte der deutsche Sozialismus immer mehr seinen Beruf, der hochtrabende Vertreter dieser Pfahlbürgerschaft zu sei». Er proklamirte die deutsche Nation als die normale Nation und den deutschen Spießbürger als den Normal-Menschen. Er gab jeder Nieder- tracht desselben einen verborgenen, höheren, sozialistischen Sinn, worin sie ihr Gegentheil bedeutete. Er zog die letzte Konsequenz, indem er direkt gegen die „rohdestrnktive" Richtung des Kommunismus auftrat, und seine unparteiische Erhabenheit über alle Klassenkämpfe verkündete. Mit sehr wenigen Ausnahmen gehört alles, was in Deutschland von angeblich sozialistischen und kommunistischen Schriften zirkulirt, in den Bereich dieser schmutzige», entnervenden Literatur.*) 2) Der konservative oder Bourgeois-Sozialismus. Ein Theil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Mißständen abzu- helfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern» Es gehören Hierher: Oekonomisten, Philantropen, Humanitäre, Ver- besserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohlthätigkeits-Organisirer, Abschaffer der Thierqnälerei, Mäßigkeits-Vereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten Art. Und auch zu ganzen Systemen ist dieser Bonr- geoissozialismus ausgearbeitet worden. Als Beispiel führen wir Prondhon's kbilosoxbie cke la Misere an. Die sozialistischen Bourgeois wollen die Lebensbedingnngen der mo- dernen Gesellschaft ohne die nothwendig daraus hervorgehenden Kämpfe und Gefahren. Sie wollen die bestehende Gesellschaft mit Abzug der *) Der Revolntionssturm von 1848 hat diese gesammte schäbige Richtung lveggefegt und ihren Trägern die Lust benommen, noch weiter in Sozialismus zu machen. Hanptvertreter und klassischer Typus dieser Richtung ist Herr Karl Grün. geistreich zerreißendes Urtheil, stets komisch wirkend durch gänzliche Un- fähigkeit, den Gang der modernen Geschichte zn begreifen. Den proletarischen Bettelsack schwenkten sie als Fahne in der Hand, um das Volk hinter sich her zn versammeln. So oft es ihnen aber folgte, erblickte es ans ihrem Hintern die alten feudalen Wappen und verlief sich mit lauten! und unehrerbietigem Gelächter. Ein Theil der französischen Legitimisten und das junge England gaben dies Schauspiel zum Besten. Wenn die Feudalen beweisen, daß ihre Weise der Ausbeutung anders gestaltet war als die bürgerliche Ausbeutung, so vergessen sie nur, daß sie unter gänzlich verschiedenen und jetzt überlebten Umständen und Be- dingungen ausbeuteten. Wenn sie nachweisen, daß unter ihrer Herr- schaft nicht das moderne Proletariat existirt hat, so vergessen sie nur, daß eben die moderne Bourgeoisie ein nothwendiger Sprößling ihrer Gesellschaftsordnung war. Uebrigens verheimlichen sie den reaktionären Charakter ihrer Kritik so wenig, daß ihre Hauptanklage gegen die Bourgeoisie eben darin besteht, unter ihrem Regime entwickle sich eine Klasse, welche die ganze alte Gesellschaftsordnung in die Luft sprengen werde. Sie werfen der Bourgeoisie mehr noch vor, daß sie ein revolutionäres Proletariat, als daß sie überhaupt ein Proletariat erzeugt. In der politischen Praxis nehmen sie daher an allen Gewaltmaßregeln gegen die Arbeiterklasse Theil, und im gewöhnlichen Leben bequemen sie sich, allen ihren aufgeblähten Redensarten zum Trotz die goldnen Aepfel aufzulesen und Treue, Liebe, Ehre mit deni Schacher in Schafs- wolle, Runkelrüben und Schnaps zu vertauschen. Wie der Pfaffe immer Hand in Hand ging mit den Feudalen, so der pfäffische Sozialismus mit dem feudalistischen. Nichts leichter, als dem christlichen Asketismns einen sozialistischen Anstrich zu geben. Hat das Christenthum nicht auch gegen dasPrivat- eigenthnm, gegen die Ehe, gegen den Staat geeifert? Hat es nicht die Wohlthätigkeit und den Bettel, das Zölibat und die Fleischesertödtung, das Zellenleben und die Kirche an ihrer Stelle gepredigt? Der christ- liche Sozialismus ist nur das Weihwasser, womit der Pfaffe den Aerger des Aristokraten einsegnet. l>) Kleinbürgerlicher Sozialismus. Die feudale Aristokratie ist nicht die einzige Klasse, welche durch die Bourgeoisie gestürzt wurde, deren Lebensbedingnngen in der modernen bürgerlichen Gesellschaft verkümmerten und abstarben. Das mittel- alterliche Pfahlbürgerthum und der kleine Bauernstand waren die Vor- läufer der modernen Bourgeoisie. In den weniger industriell und kom- merziell entwickelten Ländern vegetirt diese Klasse noch fort neben der aufkommenden Bourgeoisie. In den Ländern, wo sich die moderne Zivilisation entwickelt hat, hat sich eine neue Kleinbürgerschaft gebildet, die zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie schwebt und als ergänzender Theil der bürgerlichen Gesellschaft stets von Neuem sich bildet, deren Mitglieder aber beständig durch die Konkurrenz in's Proletariat hinabgeschleudert werden, ja selbst mit der Entwicklung der großen Industrie einen Zeitpunkt herannahen sehn, wo sie als selbstständiger Theil der modernen Gesellschaft gänzlich 20 keineswegs abschaffen, eine Aneignung, die keinen Reinertrag übrig läßt, der Macht über fremde Arbeit geben könnte. Wir wollen nur den elenden Charakter dieser Aneignung aufheben, worin der Arbeiter nur lebt, um das Kapital zu vermehren, nur so weit lebt, wie es das Interesse der herrschenden Klasse erheischt. In der bürgerlichen Gesellschaft ist die lebendige Arbeit nur ein Mittel, die aufgehäufte Arbeit zu vermehren. In der kommunistischen Gesellschaft ist die aufgehäufte Arbeit nur ein Mittel, um den Lebens- prozeß der Arbeiter zu erweitern, zu bereichern, zu befördern. In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht also die Vergangenheit über die Gegenwart, in der kommunistischen die Gegenwart über die Vergangenheit. In der bürgerlichen Gesellschaft ist das Kapital selbstständig und persönlich, während das thätige Individuum unselbstständig und unpersönlich ist. Und die Aufhebung dieses Verhälinisses nennt die Bourgeoisie Auf- hebung der Persönlichkeit und Freiheit! Und mit Recht. Es handelt sich allerdings um die Aufhebung der Bourgeois-Persönlichkeit, -Selbst- ständigkeit und -Freiheit. Unter Freiheit versteht man innerhalb der jetzigen bürgerlichen Pro- duktions-Verhältnisse den freien Handel, den freien Kauf und Verkauf. Fällt aber der Schacher, so fällt auch der freie Schacher. Die Redensarten vom freien Schacher, wie alle übrigen Freiheitsbravaden unserer Bourgeoisie haben überhaupt nur einen Sinn gegenüber dem gebundenen Schacher, gegenüber dem geknechteten Bürger des Mittel- alters, nicht aber gegenüber der kommunistischen Aufhebung des Schachers, der bürgerlichen Produktionsverhältnisse und der Bourgeoisie selbst. Ihr entsetzt Euch darüber, daß wir das Privateigenthum aufheben wollen. Aber in Eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigenthnm für 9 Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben; es existirt gerade dadurch, daß es für 9 Zehntel nicht existirt. Ihr werft uns also vor, daß wir ein Eigenthum aufheben wollen, welches die Eigenthumslosigkeit der unge- heuren Mehrzahl der Gesellschaft als nothwendige Bedingung voraussetzt. Ihr werft uns mit einem Worte vor, daß wir Euer Eigenthum auf- heben wollen. Allerdings, das wollen wir. Von dem Augenblick an, wo die Arbeit nicht mehr in Kapital, Geld, Grundrente, kurz in eine monopolisirbare gesellschaftliche Macht ver- wandelt werden kann, d. h. von dem Augenblick, wo das persönliche Eigenthum nicht mehr in bürgerliches umschlagen kann, von dem Augen- blick an erklärt Ihr, die Person sei aufgehoben. Ihr gesteht also, daß Ihr unter der Person Niemanden anders ver- steht , als den Bourgeois, den bürgerlichen Eigenthümer. Und diese Person soll allerdings aufgehoben werden. Der Kommunismus nimmt Keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneig- nung fremde Arbeit zu unterjochen. Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigenthums werde alle Thätigkeit aufhören und eine allgemeine Faulheit einreißen. Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zu Grunde gegangen sein; denn Die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und Die in ihr erwerben, arbeiten nicht. Das ganze Bedenken läuft auf die Tautologie hinaus, daß es keine Lohnarbeit mehr gibt, sobald es kein Kapital mehr gibt. 12 früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Pro- duktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zu- stände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeois- epoche vor allen anderen aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle nengebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegen- seitigen Beziehungen mit nüchternen Augen agzusehn. Das Bedürfniß nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Pro- dukte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Ueberall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen. Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Pro- duktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der In- dustrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisirten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr ein- heimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Welttheilen zugleich verbraucht werden. An die Stelle der alten, durch Landeserzengnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenüg- samkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen von einander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der ein- zelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und ans den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur. Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbessernng aller Produk- tionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waaren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesi- schen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt offfT Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zu Grunde gehn wollen; sie zwingt sie, die sogeuauntc Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d. h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde. Die Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Stadt unterworfen. Sie hat enorme Städte geschaffen, sie hat die Zahl der städtischen Be- völkerung gegenüber der ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Theil der Bevölkerung dem Idiotismus des Land- lebens entrissen. Wie sie das Land von der Stadt, hat sie die barbari- schen und halb barbarischen Länder von den zivilisirten, die Baueruvölker von den Bourgeoisvölkern, den Orient vom Oecident abhängig gemacht. Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produk- tionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung ans. Sie hat die Bevöl- kerung agglomerirt, die Produktionsmittel zentralisirt und das Eigenthum 29 sie revolutionireuden und sie auflösenden Elemente. Sie wollen die Bourgeoisie ohne das Proletariat. Die Bourgeoisie stellt sich die Welt, worin sie herrscht, natürlich als die beste Welt vor. Der Bourgeois- sozialismus arbeitet diese tröstliche Vorstellung zu einem halben oder ganzen System aus. Wenn er das Proletariat ausfordert, seine Systeme zu verwirklichen, und in das neue Jerusalem einzugehn, so verlangt er im Grunde nur, daß es in der jetzigen Gesellschaft stehen bleibe, aber seine gehässigen Vorstellungen von derselben abstreife. Eine zweite, weniger systematische nur mehr praktische Form des Sozialismus suchte der Arbeiterklasse jede revolutionäre Bewegung zu verleiden, durch den Nachweis, wie nicht diese oder jene politische Ver- änderung, sondern nur eine Veränderung der materiellen Lebensver- hältnisse, der ökonomischen Verhältnisse ihr von Nutzen sein könne. Unter Veränderung der materiellen Lebensverhältnisse versteht dieser Sozialis- mus aber keineswegs Abschaffung der bürgerlichen Produktionsverhält- nisse , die nur auf revolutionärem Wege möglich ist, sondern admini- strative Verbesserungen, die auf dem Boden dieser Produktionsverhältnisse vor sich gehn, also an dem Verhältniß von Kapital und Lohnarbeit nichts ändern, sondern im besten Fall der Bourgeoisie die Kosten ihrer Herrschaft vermindern und ihren Staatshaushalt vereinfachen. Seinen entsprechenden Ausdruck erreicht der Bourgeoissozialismus erst da, wo er zur bloßen rednerischen Figur wird. Freier Handel! im Interesse der arbeitenden Klasse; Schutzzölle I im Interesse der arbeitenden Klasse; Zellengefängnisse! im Interesse der arbeitenden Klasse: das ist das letzte, das einzige ernst gemeinte Wort des Bourgeoissozialismus. Der Sozialismus der Bourgeoisie besteht eben in der Behauptung, daß die Bourgeois Bourgeois sind — im Interesse der arbeitenden Klasse. 3) Der k r i t i s ch - u t o p i st i s ch e S o z i a l i s m u s » n d K om- ni u n i s m u s. Wir reden hier nicht von der Literatur, die in allen großen modernen Revolutionen die Forderungen des Proletariats aussprach. (Schriften Baboeuf's rc.) Die ersten Versuche des Proletariats, in einer Zeit allgemeiner Auf- regung , in der Periode des Umsturzes der feudalen Gesellschaft direkt sein eigenes Klasseninteresse durchzusetzen, scheiterten nothwendig au der unentwickelten Gestalt des Proletariats selbst, wie an dem Mangel der materiellen Bedingungen seiner Befreiung, die eben erst das Produkt der bürgerlichen Epoche sind. Die revolutionäre Literatur, welche diese ersten Bewegungen des Proletariats begleitete, ist dem Inhalt nach nothwendig reaktionär. Sie lehrt einen allgemeinen Asketismus und eine rohe Gleichmacherei. Die eigentlich sozialistischen und kommunistischen Systeme, die Sy- steme St. Simons, Fouriers, Owens u. s. w. tauchen auf in der ersten unentwickelten Periode des Kampfes zwischen Proletariat und Bour- geoisie, die wir oben dargestellt haben. (S. Bourgeoisie und Proletariat.) Die Erfinder dieser Systeme sehen zwar den Gegensatz der Klassen, wie die Wirksamkeit der auflösenden Elemente in der herrschenden Gesell- schaft selbst. Aber sie erblicken auf der Seite des Proletariats keine ge- schichtliche Selbstthätigkeit, keine ihm eigenthümliche politische Bewegung. 16 wird befördert durch die wachsenden Koinmunikationsmittel, die von der großen Industrie erzeugt werden und die Arbeiter der verschiedenen Lokali- täten mit einander in Verbindung setzen. Es bedarf aber blos der Verbin- dung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zn einem Klassenkampf zu zentralisiren. Jeder Klaffenkampf ist aber ein politischer Kamps. Und die Vereinigung, zu der die Bürger des Mittelalters mit ihren Vizinalwegen Jahrhunderte bedurften, bringen die modernen Proletarier mit den Eisenbahnen in wenigen Jahren zn Stande. Diese Organisation der Proletarier zur Klasse, und damit zur poli- tischen Partei, wird jeden Augenblick wieder gesprengt durch die Kon- kurrenz unter den Arbeitern selbst. Aber sie ersteht immer wieder, stärker, fester, mächtiger. Sie erzwingt die Anerkennung einzelner Interessen der Arbeiter in Gesetzesform, indem sie die Spaltungen der Bourgeoisie unter sich benutzt. So die Zehnstundenbill in England. Die Kollisionen der alten Gesellschaft überhaupt fördern mannichfach den Entwicklungsgang des Proletariats. Die Bourgeoisie befindet sich im fortwährendem Kampfe: anfangs gegen die Aristokratie; später gegen die Theile der Bourgeoisie selbst, deren Interessen mit dem Fortschritt der Industrie in Widerspruch gerathen; stets gegen die Bourgeoisie aller auswärtigen Länder. In allen diesen Kämpfen sieht sie sich genöthigt, an das Proletariat zu appelliren, seine Hülfe in An- spruch zu nehmen und es so in die politische Bewegung hineinznreißen. Sie selbst fuhrt also dem Proletariat ihre eigenen Bildungselemente, d. h. Waffen gegen sich selbst zu. Es werden ferner, wie wir sahen, durch den Fortschritt der Industrie ganze Bestandtheile der herrschenden Klasse in's Proletariat hinab- geworfen oder wenigstens in ihren Lebcnsbedingnngen bedroht. Auch sie führen dem Proletariat eine Masse Bildungselemente zn. In Zeiten endlich, wo der Klaffenkampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der Auflösungsprozeß innerhalb der herrschenden Klasse, inner- halb der ganzen alten Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, daß ein kleiner Theil der herrschenden Klasse sich von ihr lossagt und sich der revolutionären Klasse anschließt, der Klasse, welche die Zukunft in ihren Händen trägt. Wie daher früher ein Theil des Adels zur Bourgeoisie überging, so geht jetzt ein Theil der Bourgeoisie zum Proletariat über, und namentlich ein Theil der Bourgeois-Ideologen, welche zum theoretischen Verständniß der ganzen geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet haben. Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klaffen verkommen und gehen unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt. Die Mittelstände, der kleine Industrielle, der kleine Kaufmann, der Handwerker, der Bauer, sie Alle bekänipfcn die Bourgeoisie, um ihre Existenz als Mittelstände vor dem Untergang zu sichern. Sie sind also nicht revolutionär, sondern konservativ. Noch mehr, sie sind reaktionär, sie suchen das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Sind sie revolutionär, so sind sie es im Hinblick auf den ihnen bevorstehenden Uebergang in's Proletariat, so vertheidigen sie nicht ihre gegenwärtigen, sondern ihre zukünftigen Interessen, so verlassen sie ihren eigenen Standpunkt, um sich auf den des Proletariats zn stellen. — f— ^ Buchhiuidluiig Vorwärts, Berlin SW. 68, Kndrnstr. 66 Wir empfehlen Schriften v, DaS Kapital. Kritik der poli- tischen Oekonomie. Bd.: Der Produktionsprozeß des Kapitals. 4. Ausl. Mk.9,—; inHalbfrz. gebd. Mk. 11,—. 2. Bd.: Der Airknlntionsprozeß des Kapitals. 2. Stuft. Mk. 8,—; in Halbfrz. gebd. Mk. 10,—. L. Bd.: Der Gesamtprozetz der kapi- talistischen Produktion. 2 Teile. Mk. 10.—; in Halbfrz. gebd. Mk. 14,—. DieKlassenkämpfe in Frank- reich 1848—30. Mit einer Einleitung von Friedrich Engels. Mk. l.—. In dieser meisterhaften Studie wendet der Begründer der materia- listischen Geschichtsauffassung zum ersten Mal diese Methode an zur Auf Heilung der treibenden sozialen Mo- mente der 48 er Revolutionspertode. Die Engelssche Einleitung gibt in uieisterhasterKürzcmitscharscnSchlag- lichtern auf die Gegenwart eine Ge schichte der Entwicklung der rcvolutio - niiren proletarischen Taktik Pom Barri kadcnkainpf bis znni allgemeinen Stimmrecht und — zum Umsturz. Der Bürgerkrieg in Frank- reich. Adresse des Genernlrats der Jnternation. Arbeiter-Assoziation. Mk. —,80. Die neue Auflage ist vermehrt durch die beiden Adressen des Gene ralrats über den deutsch-französischen Krieg und durch eine in Form einer Anleitung gekleidete historische kritische Skizze über die Komnmne, aus der Feder von F ri e d ri ch Engels. In der Literatur Über die Pariser Kom mnne ninnnt diese, wenige Tage nach ihrem Fall fertiggestellte Schrift — eine glanzende Rechtfertigung jener glorreichen Erhebung —mit den ersten Rang ein. Enthüllungen über den Kom- »nrnistenprozes? z» Köln. Mit Einleitung von Fr. Engels und Dokumenten. Mk. -,28. Der Prozeß endigte mit Verur- teilung der Angeklagten; gebrnndinarlt aber war das infame Lockspitzeltreibcn der preußischen Polizei unter Leitung des berüchtigten Stieb er, der in diese,n Prozesse auch als Meister des Diensteides sich entpuppte. Die >„ Karl Marx: Engelssche Einleitung gibt in der Geschichtsskizze über den „Bund der Koinmunisten" ein Bild der prole- tarischen Bewegung in den Mer und 4» er Jahren. Lohnarbeit und Kapital. Separatabdruck aus der „Neuen Rhein. Ztg."v. Jahre 1840. Mk.—,20. In der Einleitung, die Fried ri ch Engels dieser vorzüglichen Agitati- onsschrift über das Wesen der heutigen Produktionsweise vorausschickt, ent- wickelt er die Gründe, warn,,, einzelne Stellen und Wendungen geändert sind und knüpft daran eine klare ökono- mische Auseinandersetzung iiber die verschiedenartigen Begriffe: Arbeit und Arbeitskraft, Das Elend der Philosophie. Antwort ankProndhons„PhiIosophie des Elends". Deutsch von Eb.B ern- st e i n und K. K a u t s k h. Mit Vor- wort und Noten von Fr. Engels. Brosch. Mk. 1,50; gebd. Mk. 2,-. Marx vor den Kölner Ge- schworenen. Prozeß gegen den Ausschuß der rheinischenDemokraten wegen Ausrufs zum beivnffneten Widerstand ,0- Februar 1840). Mit Vorwort von Fr. Engels. Neue Aust. Mk. —,20. Die Mansche Verteidigungsrede ist bedeutungsvoll nach zwei Rich- tungen: der Kommunist Marx macht den bürgerlichen Geschworenen klar, daß die chm zur Last gelegten Hand- lungen eigentlich Aufgabe und Pflicht ihrer Klasse, der Bourgeoisie seien: er wahrt den revolutionären Stand- punkt, das Recht des bewaffneten Widerstandes gegen die gesetzes- brüchige, contrerevolutionäre Regie- rung bis i» die letzte Konsequenz. Revolution und Eontre- Revolution in Deutschland. Deutsch von Karl Kautsky. Brosch. Mk. 1,50; gebd. Mk. 2,—. Der 18.Bru»»airedes Louis Bonaparte. Mk. i,—. Diese Broschüre gegen den Or- ganisator des Lumpenproletariats ist wohl die glänzendste Streitschrift von Marx; sie enthält auch eine ätzende Kritik der politischen Feigheit und Halbheit des „Bürgertums". sy Vorreden. i. Der „Bund der Kommunisten", eine internationale Arbeiterverbindung, die unter den damaligen Verhältnissen selbstredend nur eine geheime sein konnte, beauftragte auf dem in London im November 1847 abgehaltenen Kongresse die Unterzeichneten mit der Abfassung eines für die Oeffentlichkeit bestimmten, ausführlichen theoretischen und praktischen Parteiprogramms. So entstand das nachfolgende Manifest, dessen Manuskript wenige Wochen vor der Februarrevolution nach London znm Druck wanderte. Zuerst deutsch veröffentlicht, ist es in dieser Sprache in Deutschland, England und Amerika in mindestens zwölf verschiedenen Ausgaben abgedruckt worden. Englisch erschien es zuerst 1850 in London im „Lock Rs- publiean“, übersetzt von Miß Helen Macfarlane, und 1871 tu wenigstens drei verschiedenen llebersetznngen in Amerika. Französisch zuerst in Paris kurz vor der Juniinsurrektion 1848, neuerdings in „Le Socialist*“ von New-Dork. Eine neue Uebersetznng wird vorbereitet. Polnisch in London kurz nach seiner ersten deutschen Herausgabe. Russisch in Genf in den sechziger Jahren. Ins Dänische wurde es ebenfalls bald nach seinem Erscheinen übersetzt. Wie sehr sich auch die Verhältnisse in den letzten fünfundzwanzig Jahren geändert haben, die in diesem Manifest entwickelten allgemeinen Grundsätze behalten im Ganzen und Großen auch heute noch ihre volle Richtigkeit. Einzelnes wäre hier und da zu bessern. Die praktische Anwendung dieser Grundsätze, erklärt das Manifest selbst, wird überall und jederzeit von den geschichtlich vorliegenden Umständen abhängen, und wird deshalb durchaus kein besonderes Gewicht auf die am Ende von Abschnitt II. vorgeschlagenen revolutionären Maßregeln gelegt. Dieser Passus würde heute in vieler Beziehung anders lauten. Gegen- über der immensen Fortentwicklung der großen Industrie in den letzten fünfundzwanzig Jahren, und der mit ihr fortschreitenden Parteiorgani- sation der Arbeiterklasse, gegenüber den praktischen Erfahrungen, zuerst der Februarrevolution und noch weit mehr der Pariser Kommune, wo das Proletariat znm ersten Mal zwei Monate lang die politische Gewalt inne hatte, ist heute dies Programm stellenlvsise veraltet. Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert, daß „die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann". (Siehe „Der Bürgerkrieg in Frankreich, Adresse des Generalraths der Internationalen Arbeiter- Assoziation", deutsche Ausgabe, Seite 19, wo dies lveiter entwickelt 'ft.) Ferner ist selbstredend, daß die Kritik der sozialistischen Literatur für heute lückenhaft ist, weil sie nur bis 1847 reicht; ebenso daß die Be- merkungen über die Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen 13 in wenigen Händen konzentrirt. Die nothwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation. Unabhängige, fast nur oerbiiiidete Provinzen mit verschiedenen Interessen, Gesetzen, Regierungen und Zöllen wurde» zusammengedrängt in Eine Nation, Eine Regierung, Ein Gesetz, Ein Snales Klasseninteresse, Eine Douanenliuie. e Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft nhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen, als alle ver- dien Generationen zusammen. Unterjochung der Naturkräfte, Ma- icyinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, Dampf- schifffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, Urbarmachung ganzer Welttheile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervor- gestaiiipfteBevölkerungen—welches frühere Jahrhundert ahnte, daß solche j^Produktionskräfte im Schooße der gesellschaftlichen Arbeit schlummerten. Wir haben also gesehn: Die Produktions- und Verkehrsmittel, auf deren Grundlage sich die Bourgeoisie heranbildete, wurden in der feudalen Gesellschaft erzeugt. Auf einer gewissen Stufe der Entwicklung dieser Produktions- und Verkehrsmittel entsprachen die Verhältnisse, worin die feudale Gesellschaft produzirte und austauschte, die feudale Organisation der Agrikultur und Manufaktur, mit einem Wort die feudalen Eigeuthnmsverhältnisse den schon entwickelten Produktivkräften nicht mehr. Sie hemmten die Produktion, statt sie zu fördern. Sie verwandelten sich in eben so viele Fesseln. Sie mußten gesprengt werden, sie wurden gesprengt. Ali ihre Stelle trat die freie Konkurrenz mit der ihr angemessenen gesellschaftlichen und politischen Konstitution, mit der ökonomischen und politischen Herrschaft der Bourgeoisklasse. Unter unsern Augen geht eine ähnliche Bewegung vor. Die bürger- / lichen Produktions- und Verkehrsverhältnisse, die bürgerlichen Eigen- thumsverhältnisse, die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor. Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels nur die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die modernen Produktionsverhältnisse, gegen die Eigeuthumsverhöltllisse, welche die Lebcnsbedingnngeu der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es genügt, die Handelskrisen zu neunen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Theil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet. In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre — die Epi- demie der Ueberproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnoth, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zn viel Zivilisation, zu viel Lebensmittel, zu viel Industrie, zu viel Handel besitzt. Die Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehn, dienen nicht mehr zur Beförderung der bürgerlichen Eigenthums- verhältnisse ; im Gegentheil, sie find zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt; und sobald sie dies Hemnu 8 Manifest nennen dürfen. Unter Sozialisten verstand man 1847 zweierlei Art von Leuten. Einerseits die Anhänger der verschiedenen ntopistischen Systeme, speziell die Owenisten in England und die Fourieristen in Frankreich, die beide schon damals zu bloßen, allmählig aussterbenden Sekten zusammengeschrumpft waren. Andrerseits die mannichfaltigsten sozialen Quacksalber, die mit ihren verschiedenen Allerweltheilmttteln und mit jeder Art von Flickarbeit die gesellschaftlichen Mißstände be- seitigen wollten, ohne dem Kapital und dem Profit im Geringsten wehe zu thun. In beiden Fällen: Leute, die außerhalb der Arbeiterbewegung standen, und die vielinehr Unterstützung suchten bei den „gebildeten" Klassen. Derjenige Theil der Arbeiter dagegen, der, von der Unzuläng- lichkeit bloßer politischer Umwälzungen überzeugt, eine gründliche Um- gestaltung der Gesellschaft forderte, der Theil nannte sich damals k o m- m u n i st i s ch. Es war ein nur im Rauhen gearbeiteter, nur instinktiver, manchmal etwas roher Kommunismus; aber er war mächtig genug, um zwei Systeme des utopischen Kommunismus zu erzeugen, in Frankreich den „ikarischen" Cabet's, in Deutschland den von Weitling. Sozialismus bedeutete 1847, eine, Bourgeoisbewegnng, Kommunismus eine Arbeiter- bewegung. Der Sozialismus war, aus dem Kontinent wenigstens, salon- fähig , der Kommunismus war das grade Gegentheil. Und da wir schon damals sehr entschieden der Ansicht waren, daß „die Emanzipation der Arbeiter das Werk der Arbeiterklasse selbst sein ninß", so konnten wir keinen Augenblick im Zweifel sein, welchen der beiden Namen zu wählen. Auch seitdem ist es uns nie eingefallen, ihn zurückzuweisen. „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Nur wenige Stimmen antworteten, als wir diese Worte in die Welt binausriefen, vor nun- mehr 42 Jahren, am Vorabend der ersten Pariser Revolution, worin das Proletariat mit eignen Ansprüchen hervortrat. Aber am 28. Sep- tember 1864 vereinigten sich Proletarier der meisten westeuropäischen Länder zur Internationalen Arbeiter-Assoziation glorreichen Angedenkens. Die Internationale selbst lebte allerdings nur neun Jahre. Aber daß der von ihr gegründete ewige Bund der Proletarier aller Länder noch lebt, und kräftiger lebt als je, dafür gibt es keinen bessern Zeugen als grade den heutigen Tag. Denn heute, wo ich diese Zeilen schreibe, hält das europäische und amerikanische Proletariat Heerschan über seine zum ersten Mal mobil gemachten Streitkräfte, mobil gemacht als Ein Heer, unter Einer Fahne und für Ein nächstes Ziel: den schon vom Genfer Kongreß der Internationale 1866, und wiederum vom Pariser Arbeiterkougreß 1889 proklamirten, gesetzlich festzustellenden, achtstündigen Normalarbeiis- tag. Und das Schauspiel des heutigen Tages wird den Kapitalisten und Grundherren aller Länder die Angen darüber öffnen, daß heute die Proletarier aller Länder in der That vereinigt sind. Stände nur Marx noch neben mir, dies mit eignen Angln zu sehn! London, am 1. Mai 1890. F. Engels s Das Kommunist! p» Manifest vuul Sechste autorisierte deutsche Ausgabe Mit Vorreden von Karl Marx = und Friedrich Engels Berlin 1904 Verlag: Expedition der Buchhandlung Vorwärts (Th. Glocke in Berlin.) J Alle Einwürfe, die gegen die kommunistische Aneignungs- und Pro- duktionsweise der materiellen Produkte gerichtet werden, sind ebenso auf die Aneignung und Produktion der geistigen Produkte ausgedehnt worden. Wie für den Bourgeois das Aufhören des Klasseneigenthums das Aufhören der Produktion selbst ist, so ist für ihn das Aufhören der Klassenbildung identisch mit dem Aufhören der Bildung überhaupt. Die Bildung, deren Verlust er bedauert, ist für die enorme Mehrzahl die Heranbildung zur Maschine. Aber streitet nicht mit uns, indem Ihr an Euren bürgerlichen Vor- stellnugen von Freiheit, Bildung, Recht u. s. w. die Abschaffung des bürgerlichen Eigenthums meßt. Eure Ideen selbst sind Erzeugnisse der bürgerlichen Prodnktions- und Eigeuthumsverhältnisse, wie Euer Recht nur der zum Gesetz erhobene Wille Eurer Klasse ist, ein Wille, dessen Inhalt gegeben ist in den materiellen Lebensbedingungen Eurer Klasse. Die interessirte Vorstellung, worin Ihr Eure Prodnktions- und Eigen- thnmsverhältnisse ans geschichtlichen, in dem Lauf der Produktion vor- übergehenden Verhältnissen in ewige Natur- und Veruunftgesctze ver- wandelt , theilt Ihr mit allen untergegangenen herrschenden Klassen. Was Ihr für das antike Eigenthum begreift, was Ihr für das feudale Eigenthum begreift, dürft Ihr nicht mehr begreifen für das bürgerliche Eigenthum. —_________________________________________________________ Aufhebung der Familie! Selbst die Radikalsten ereifern sich über diese'sMüdttch'e"AbllchHx"Konimunisten. Worauf beruht die gegenwärtige, die bürgerliche Familie? Ans dem Kapital, ans dem Privaterwerb. VollständlH entwickelt existirt sie nur für die Boilrgeoisie; aber sie findet ihre Ergänzung in der erzwungenen Familienlosigkeit der Proletarier und der "öffentlichen Prostitution. Die Familie der Bourgeois fällt natürlich weg mit dem Wegfallen dieser ihrer Ergänzung und beide verschwinden mit dem Verschwinden des Kapitals. Werft Ihr uns vor, daß wir die Ausbeutung der Kinder durch ihre Eltern aufheben wollen? Wir gestehen dieses Verbrechen ein. Aber, sagt Ihr, wir heben die trautestenVerhältnisse ans, indem wir au die Stelle der häuslichen Erziehung die gesellschaftliche setzen. Und ist nicht auch Enre^EMHü!ig"?urch die Gesellschaft bestimmt? Durch die gesellschaftlichen Verhältnisse, innerhalb derer Ihr erzieht, durch die direktere oder indirektere Einmischung der Gesellschaft, vermittelst der Schule u. s. w. ? Die Kommunisten erfinden nicht die Einwirkung der Gesellschaft auf die Erziehung; sie verändern nur ihren Charakter, sie entreißen die Erziehung dem Einfluß der herrschenden Klasse. Die bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung, über das traute Verhältniß von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr in Folge der großen Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen und die Kinder in einfache Handelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden. Aber ihr Kommunisten wollt die Weiberaemeinschaft einführen, schreit uns die ganze Bourgeoisie im Chor enkgegeii. Der BouMois sieht in seiner Frau ein bloßes Produkticmsinstru- ment. Er Hort', daß die ProdnkiioMrstrnmente gemeinschaftlich aus- gebeutet werden sollen und kann sich natürlich nichts anderes denken, als daß das Loos der Gemeinschaftlichkeit die Weiber gleichfalls treffen wird. 26 verschwinden und im Handel, in der Manufaktur, in der Agrikultur durch Arbeitsanfseher und Domestiken ersetzt werden. In Ländern wie in Frankreich, wo die Bauernklasse weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmacht, war es natürlich, daß Schrift- steller, die für das Proletariat gegen die Bourgeoisie auftraten, an ihre Kritik des Bonrgeoisregimes den kleinbürgerlichen und kleinbäuerlichen Maßstab anlegten und die Partei der Arbeiter vom Standpunkt des Kleinbürgerthums ergriffen. Es bildete sich so der kleinbürgerliche Sozialismus. Sismondi ist das Haupt dieser Literatur nicht nur für Frankreich, sondern auch für England. Dieser Sozialismus zergliederte höchst scharfsinnig die Widersprüche in den modernen Produktionsverhältnissen. Er enthüllte die gleißneri- scheu Beschönigungen der Oekonomen. Er wies unwiderleglich die zer- störenden Wirkungen der Maschinerie und der Theilung der Arbeit nach, die Konzentration der Kapitalien und des Grundbesitzes, die Ueber- produktion, die Krisen, den nothwendigen Untergang der kleinen Bürger und Bauern, das Elend des Proletariats, die Anarchie in der Pro- duktion, die schreienden Mißverhältnisse in der Vertheilung des Reich- thums, den industriellen Vernichtungskrieg der Nationen untereinander, die Auflösung der alten Sitten, der alten Familienverhältnisse, der alten Nationalitäten. Seinem positiven Gehalte nach will jedoch dieser Sozialismus ent- weder die alten Prodnktions- und Verkehrsmittel wiederherstellen und mit ihnen die alten Eigenthumsverhältnisse und die alte Gesellschaft, oder er will die modernen Produktions- und Verkehrsmittel in den Rahmen der alten Eigenthnmsverhältnisse, die von ihnen gesprengt wurden, gesprengt werden mußten, gewaltsam wieder einsperren. In beiden Fällen ist er reaktionär und utopistisch zugleich. Zunftwesen in der Manufaktur und patriarchalische Wirthschaft auf dem Lande, das sind seine letzten Worte. In ihrer weiteren Entwicklung hat sich diese Richtung in einen feigen Katzenjammer verlaufen. o) Der deutsche oder der „wahre" Sozialismus. Die sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem Druck einer herrschenden Bourgeoisie entstand und der literarische Ausdruck des Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutsch- land eingeführt zu einer Zeit, wo die Bourgeoisie soeben ihren Kampf gegen den feudalen Absolutismus begann. Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig dieser Literatur und vergaßen nur, daß bei der Einwanderung jener Schriften ans Frankreich die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach Deutschland eingewandert waren. Den deutschen Ver- hältnissen gegenüber verlor die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung und nahm ein rein literarisches Aussehen an. Als müssige Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen Wesens mußte sie erscheinen. So hatten für die deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten französischen Revo- lution nur den Sinn, Forderungen der „praktischen Vernunft" im All- gemeinen zu sein, und die Willensäußerungen der revolutionären fran- zösischen Bourgeoisie bedeuteten in ihren Augen die Gesetze des reinen Bild)band Inno Vorwärts, Berlin SEI. 6$, Cindenstrasse 69 3ii unserem Verlage erscheinen unter dem zusammenfassenden Titel Kulturhilder wichtige Abschnitte aus der Kulturgeschichte der Völker die allgemeinverständlich dargestellt und reich illustriert werden. Das Unternehmen beginnt mit der Darstellung der Vellgions- EälNstfe des 16. und 17. Jahrhunderts unter dem Titel: Wider die Pfaffenherrschaft Von Emil Rosenow Vom Standpunkt des historischen Materialismus entwerfen wir das Kulturbild der mittelalterlichen Pfaffenherrschaft. Der Leser sieht, wie inmitten der zusammenbrechenden römischen Gesellschaft die urchristlich- kommunistischen Agitationen beginnen, welche die herrschende Klasse Roms vergeblich niederzukämpfen sucht; wie sich aus dem urchristlichen Kommu- nismus die Kirchenhcrrschast entwickelt, wie sie ihren Siegeszug durch die Länder hält; wir zeigen, wie das Papsttum entsteht und den Gipfel seiner Macht erklimmt; wie die Kirche das politische und ökonomische Leben beherrscht, bis, beim Ausgange des Mittelalters, die aufkommende kapitalistische Wirtschaftsweise der Pfaffenherrschaft den Boden entreißt und in Blut und Kriegsgetümmel ihren Zusammenbruch herbeiführt. Das Papsttum, die Klösterei und Möncherei, die politisch-ökono- mische Tätigkeit des mittelalterlichen Klerus; die große Ausbeutung der Volksmassen durch Zehnten, Fronden, Ablaß usw., die blutige und grausame Bekämpfung jeglicher Opposition (Ketzerverfolgungen), die finstere Zeit der Lerenprozesse, die grausame Niederschlagung des Volkes (Bauern- kriege, Wiedertäuferverfolgungen) und schließlich das furchtbare Elend des 60jährigen Krieges . . . . das alles sieht der Leser in packender Dar- stellung an seinem geistigen Auge vorüberziehen. In die Zeit, deren Schilderung der erste Band unseres Werkes dienen soll, fällt auch die Wiedergeburt der antiken Kunst; in ihr ent- standen die unerreichten Werke eines Cranach, Dürer, Äolbein. Aus diesen Quellen sind unsere Illustrationen geschöpft. Der erste Band wird gegen 400 Bilder, darunter Abbildungen der größten Meisterwerke jener Zeiten und Völker bringen, die, wie wir erwarten, den Beifall der gesamten Arbeiterwelt finden werden. ver erste Band wird in so Lieferungen a 20 Pfennig erscheinen Jeder Band ist für sich abgeschlossen, so daß das Abonnement auf den einen Band nicht den Bezug der weiteren Bände notwendig macht. Wöchentlich erscheint ein Lest Bestellungen nehmen alle Partei-Buchhandlungen, Parteikolporteure, jede Buchhandlung oder auch der Verlag: Buchhandlung Vorwärts entgegen vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt j?aul Singer & <Zo., Berlin SW. 68, Lindenstr. 69. 17 Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebens- lage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen. Die Lebensbedingungen der alten Gesellschaft sind schon vernichtet in den Lebensbedingnngen des Proletariats. Der Proletarier ist eigen- tbumslos; sein Verhältniß zu Weib und Kindern hat nichts mehr gemein mit dem bürgerlichen Familienverhältniß; die moderne industrielle Arbeit, die moderne Unterjochung unter das Kapital, dieselbe in Eng- land wie in Frankreich, in Amerika wie in Deutschland, hat ihm allen nationalen Charakter abgestreift. Die Gesetze, die Moral, die Religion, sind für ihn eben so viele bürgerliche Vorurtheile, hinter denen sich eben so viele bürgerliche Interessen verstecken. Alle früheren Klassen, die sich die Herrschaft eroberten, suchten ihre schon erworbene Lebensstellung zu sichern, indem sie die ganze Gesell- schaft den Bedingungen ihres Erwerbes unterwarfen. Die Proletarier können sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte nur erobern, indem sie ihre eigene bisherige Aneignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweise abschaffen. Die Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu sichern, sie haben alle bisherigen Privatsicherhcitcn und Privatversicherungen zu zerstören. Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse von Minoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Bewegung der ungeheuren Mehrzahl int Interesse der ungeheuren Mehrzahl. Das Proletariat, die unterste Schicht der jetzigen Gesellschaft, kann sich nicht erheben, nicht aufrichten, ohne daß der ganze Ueberbau der Schichten, die die offizielle Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengt wird. Obgleich nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kamps des Pro' letariats gegen die Bourgeoisie zunächst ein nationaler. Das Proletaüur eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden. Indem wir die allgemeinsten Phasen der Entwicklung des Proletariats zeichneten, verfolgten wir den mehr oder minder versteckten Bürgerkrieg innerhalb der bestehenden Gesellschaft bis zu dem Punkt, wo er in eine offene Revolution ausbricht, und durch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie das Proletariat seine Herrschaft begründet. Alle bisherige Gesellschaft beruhte, wie wir gesehn haben, auf dem Gegensatz unterdrückender und unterdrückter Klassen. Um aber eine Klasse unterdrücken zu können, müssen ihr Bedingungen gesichert sein, innerhalb derer sie wenigstens ihre knechtische Existenz fristen kann. Der Leibeigene hat sich zum Mitglied der Kommune in der Leibeigen- schaft herangearbeitet, wie der Kleinbürger zum Bourgeois unter dem Joch des feudalistischen Absolutismus. Der moderne Arbeiter dagegen, statt sich mit dem Fortschritt der Industrie zu heben, sinkt immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbeiter wird zum Pauper und der Pauperismus entwickelt sich noch schneller als Bevölkerung und Reichthum. Es tritt hiermit offen hervor, daß die Bourgeoisie unfähig ist, noch länger die herrschende Klasse der Ge- sellschaft zu bleiben und die Lebensbedingnngen ihrer Klasse der Gesell- So, ialb. Bibliothek. XXXIII. 2 30 Da die Entwicklung des Klassengegensatzes gleichen Schritt hält mit der Entwicklung der Industrie, finden sie eben so wenig die materiellen Bedingungen zur Befreiung des Proletariats vor, und suchen nach einer sozialen Wissenschaft, nach sozialen Gesetzen, um diese Bedingungen zu schaffen. An die Stelle der gesellschaftlichen Thätigkeit muß ihre persönlich erfinderische Thätigkeit treten, an die Stelle der geschichtlichen Beding- ungen der Befreiung phantastische, an die Stelle der allmälig vor sich gehenden Organisation des Proletariats zur Klasse eine eigens aus- geheckte Organisation der Gesellschaft. Die kommende Weltgeschichte löst sich für sie auf in die Propaganda und die praktische Ausführung ihrer Gesellschaftspläne. Sie sind sich zwar bewußt, in ihren Plänen hauptsächlich das Inter- esse der arbeitenden Klasse als der leidendsten Klaffe zu vertreten. Nur unter diesem Gesichtspunkt der leidendsten Klasse existirt das Proletariat für sie. Die unentwickelte Form des Klassenkampfes, wie ihre eigene Lebens- lage bringen es aber mit sich, daß sie weit über jenen Klassengegensatz erhaben zu sein glauben. Sie wollen die Lebenslage aller Gesellschafts- glieder , auch der bestgestellten, verbessern. Sie appelliren daher fort- während an die ganze Gesellschaft ohne Unterschied, ja vorzugsweise an die herrschende Klasse. Man braucht ihr System ja nur zu verstehen, um es als den bestmöglichen Plan der bestmöglichen Gesellschaft anzu- erkennen. Sie verwerfen daher alle politische, namentlich alle revolutionäre Aktion, sie wollen ihr Ziel auf friedlichem Wege erreichen und ver- suchen, durch kleine, natürlich fehlschlagende Experimente durch die Macht des Beispiels dem neuen gesellschaftlichen Evangelium Bahn zu brechen. Die phantastische Schilderung der zukünftigen Gesellschaft entspringt in einer Zeit, wo das Proletariat noch höchst unentwickelt ist, also selbst noch phantastisch seine eigene Stellung auffaßt, feinern ersten ahnungs- vollen Drängen nach einer allgemeinen Umgestaltung der Gesellschaft. Die sozialen und kommunistischen Schriften bestehen aber auch aus kritischen Elementen. Sie greifen alle Grundlagen der bestehenden Ge- sellschaft an. Sie haben daher höchst werthvolles Material zur Auf- klärung der Arbeiter geliefert. Ihre positiven Sätze über die zukünf- tige Gesellschaft, z. B. Aufhebung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land, der Familie, des Privaterwerbs, der Lohnarbeit, die Verkündigung der gesellschaftlichen Harmonie, die Verwandlung des Staates in eine bloße Verwaltung der Produktion — alle diese ihre Sätze drücken bloß das Wegfallen des Klassengegensatzes aus, der eben erst sich zu ent- wickeln beginnt, den sie nur noch in seiner ersten gestaltlosen Unbe- stimmtheit kennen. Diese Sätze selbst haben daher noch einen rein utopistischen Sinn. Die Bedeutung des kritisch-utopistischen Sozialismus und Kommunis- mus steht im umgekehrten Verhältniß zur geschichtlichen Entwicklung. In demselben Maaße, worin der Klassenkampf sich entwickelt und ge- staltet, verliert diese phantastische Erhebung über denselben, diese phan- tastische Bekämpfung desselben allen praktischen Werth, alle theoretische Berechtigung. Waren daher die Urheber dieser Systeme auch in vieler Beziehung revolutionär, so bilden ihre Schüler jedes Mal reaktionäre 4 Oppositionsparteien (Abschnitt IV.), wenn in den Grundzügen auch heute noch richtig, doch in ihrer Ausführung heute schon deswegen ver- altet sind, weil die politische Lage sich total umgestaltet und die geschicht- liche Entwicklung die meisten der dort aufgezählten Parteien ans der Welt geschafft hat. Indeß, das Manifest ist ein geschichtliches Dokument, an dem zu ändern wir uns nicht mehr das Recht zuschreiben. Eine spätere Aus- gabe erscheint vielleicht begleitet von einer, den Abstand von 1847 bis jetzt überbrückenden Einleitung; der vorliegende Abdruck kam uns zu unerwartet, um uns Zeit dafür zu lassen. London, 24. Juni 1872, K a r l M a r x. F r i e d r i ch E n g e l s. II. Das Vorwort zur gegenwärtigen Ausgabe muß ich leider allein unterschreiben. Marx, der Manu, dem die gesummte Arbeiterklasse Europas und Amerikas mehr verdankt als irgend einem andern — Marx ruht ans dem Friedhof zu Highgate, und über sein Grab wächst bereits das erste Gras, Seit seinem Tode kann von einer Umarbeitung oder Ergänzung des Manifestes erst recht keine Rede mehr sein. Für um so nöthiger halte ich es, hier nochmals das Folgende ausdrücklich festzustellen. Der durchgehende Grundgedanke des Manifestes: daß die ökonomische Produktion und die aus ihr mit Nothwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer jeden Geschichtsepoche die Grundlage bildet für die politische und intellektuelle Geschichte dieser Epoche; daß demgemäß (seit Auflösung des uralten Gemeinbesitzes an Grund und Boden) die ganze Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen ist, Kämpfen zwischen ausgebeuteten und ausbeutenden, beherrschten und herrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung; daß dieser Kampf aber jetzt eine Stufe erreicht hat, >vo die ausgebeutete und unterdrückte Klasse (das Proletariat) sich nicht mehr von der sie aus- beutenden und unterdrückenden Klasse (der Bourgeoisie) befreien kann, ohne zugleich die ganze Gesellschaft für immer von Ausbeutung, Unter- drückung und Klassenkämpfeu zu befreien — dieser Grundgedanke gehört einzig und ausschließlich Marx an.*) *) „Diesem Gedanken", sage ich in der Vorrede zur englischen Ueber- setzung, „der nach meiner Ansicht berufen ist, für die Geschichtswissen- schaft denselben Fortschritt zu begründen, den Darwin's Theorie für die Naturwissenschaft begründet hat — diesem Gedanken hatten wir beide uns schon mehrere Jahre vor 1845 allmählig genähert. Wie weit ich selbständig mich in dieser Richtung voranbewegt, zeigt meine „Lage der arbeitenden Klasse in England". Als ich aber im Frühjahr 1845 Marx in Brüssel wieder traf, hatte er ihn fertig ausgearbeitet, und legte ihn mir vor in fast eben so klaren Worten wie die, worin ich ihn oben zusammengefaßt." Buchhandlung Vorwärts, Berlin SA. 08, Lindenstr. hy. Wir empfehlen: Parteitags-Protokolle. Die Protokolle bieten ein reiches Material zur Geschichte der Partei, ihrer Kämpfe, ihrer Grundsätze, ihrer Taktik. Nachstehend heben wir die Hauptpunkte der Verhandlungen aus der jeweiligen Tagesordnung in summarischer Inhaltsangabe hervor, 1890. Neuorganisation; Programmrede Liebknechts; Stellung zu isaut. Streiks und Rovkotts: Auscinandersetzuna mit den ..Unab- hängigen". Mk. —,50 1891. Festsetzung des Programms; Programmentwürse; Ausschluß OITUri. der ..unabhängigen"; Taktik der Partei. Mk. —,50. 1892. Staatssozialismus; Genossenschaftswesen, Boykott, Kontroll- tZerNN. marke. Mk. - ~,50 1893. Gewerkschaftsbewegung; Antisemitismus; Wahlrecht und V^CHn. Beteiligung an preußischen Landtagswahlen. Mk. —,40 1894. Budgetbewilliqunqssraqe in den Landtagen; Agrarfrage; franRrifrt. Trusts. Rinae und Kartelle. Mk. -,25 s? 1895. AgrarprStzramtn; Hausindustrie. Zsresl.au. Mk. —,30, geb. Mk. —,50 1896. Fraucnagitation; Literatur-Debatte. ^ 1897. Preußische Landtagswahlen; Militarismus. ZIÄNIvUrg. Broschiert Mk. -.35, gebunden Mk. -,60 1898. Koalitionsrecht; Bcrgarbeiterschutz; Preußische Landtags- NlUllAar«.. wählen: Zoll und .Handelspolitik. Broschiert Mk. —,3s», gebunden Mk. —,60 1899. Bernstein-Debatte; Zuchthausvorlage; Militärsrage. Dannover. Broschiert Mk. —.50, gebunden Mk. —,75 lyi.j... 1900. Weltpolitik; Verkehrs- und Handelspolitik; Taktik bei den (uauii. Landtaaswablen: Anbana: Belicht über die Frauenkonferenz. Broschiert Mk. —,50, gebunden Mk. —,75 Lübeck. 1901. Vergriffen. ivlüncken. 1902. Vergriffen. 1903. Taktik der Partei. Reichstagswahlen. Vizepräsidialsrage. Die xsl FOUvii. revisionistischen Beitrebunaen. Brosch. Mk. —.75. aeb. Mk. 1.— Protokolle der Internationalen Arbeiter-Kongresse. ITltivtci 1889. Mit einem Vorwort von W. Liebknecht. B,wickle der Deleaierten der einzelnen Länder: Msckatkuna der stehenden Heere; Maifeier. Dik. —,25 '7'iivtAs 1893. Stellung der Partei im Kriegsfälle; Agrarfrage; General- A,UY\\.n. streik Mk. —.50 r svndrtM 1896. Politische Aktion; wirtschastliche Aktion; Erziehung und J^OIIUUU. körperliche Entwicklun«. Mk. —.20 finvte* 1900. Der Kampf um das allgemeine Stimmrecht; die Eroberung f7*1 der politischen Macht: KolonialvolM: der Sozialismus in den Gemeinden. Mk. —,20 t 14 niß überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche Gesellschaft in Unord- nung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen Eigenthums. Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen er- zeugten Reichthum fassen. — Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte, und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltiger: Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert. Die Waffen, womit die Bourgeoisie den Feudalismus zu Boden ge- schlagen hat, richten sich jetzt gegen die Bourgeoisie selbst. Aber die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden — die modernen Arbeiter, die Proletarier. In demselben Maße, worin sich die Bourgeoisie, d. h. das Kapital, entwickelt, in demselben Maße entwickelt sich das Proletariat, die Klasse der modernen Arbeiter, die nur so lange leben, als sie Arbeit finden, und die nur so lange Arbeit finden, als ihre Arbeit das Kapital ver- mehrt. Diese Arbeiter, die sich stückweis verkaufen müssen, sind eine Waare, wie jeder andere Handelsartikel, und daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des Marktes ansgesetzt. Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Maschinerie und die Theilung der Arbeit allen selbstständigen Charakter und damit allen Reiz für die Arbeiter verloren. Er wird ein bloßes Zubehör der Maschine, von dem nur der einfachste, eintönigste, am leichtesten erlern- bare Handgriff verlangt wird. Die Kosten, die der Arbeiter verursacht, beschränken sich daher fast nur auf die Lebensmittel, die er zu seinem Unterhalt und zur Fortpflanzung seiner Race bedarf. Der Preis einer Waare, also auch der Arbeit, ist aber gleich ihren Produktionskosten. In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit wächst, nimmt daher der Lohn ab. Noch mehr, in demselben Maße, wie Maschinerie und Theilung der Arbeit zunehmen, in demselben Maße ninimt auch die Masse der Arbeit zu, sei es durch Vermehrung der Arbeitsstunden, sei es durch Vermehrung der in einer gegebenen Zeit geforderten Arbeit, beschleunigten Lauf der Maschinen u. s. w. Die moderne Industrie hat die kleine Werkstube des patriarchalischen Meisters in die große Fabrik des industriellen Kapitalisten verwandelt. Arbeitermassen, in der Fabrik zusammengedrängt, werden soldatisch orgauisirt. Sie werden als gemeine Jndustriesoldaten unter die Auf- sicht einer vollständigen Hierarchie von Unteroffizieren und Offizieren gestellt. Sie sind nicht nur Knechte der Bourgeoisklasse, des Bourgeois- staates, sie sind täglich und stündlich geknechtet von der Maschine, von dem Aufseher, und vor Allem von den einzelnen fabrizirenden Bourgeois selbst. Diese Despotie ist um so kleinlicher, gehässiger, erbitternder, je offener sie den Erwerb als ihren Zweck proklamirt. Je weniger die Handarbeit Geschicklichkeit und Kraftäußernng erheischt, d. h. je mehr die moderne Industrie sich entwickelt, desto mehr wird die Arbeit der Männer durch die der Weiber verdrängt. Geschlechts- und Alters-Unterschiede haben keine gesellschaftliche Geltung mehr für die Arbeiterklasse. Es gibt nur noch Arbeitsinstrumente, die je nach Alter und Geschlecht verschiedene Kosten machen. Ein Gespenst geht um in Europa — das Gespenst des Kommunis- mus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten. Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrieen worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositionslcnten sowohl wie ihren reak- tionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschlendert hätte? Zweierlei geht aus dieser Thatsache hervor. Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht anerkannt. Es ist hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen vom Gespenst des Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen. Zu diesem Zweck haben sich Kommunisten der verschiedensten Natio- nalität in London versammelt und das folgende Manifest entworfen, das in englischer, französischer, deutscher, italienischer, flämischer und dänischer Sprache veröffentlicht wird. I. Bourgeois und Proletarier. Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft*) ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbiirger und Gesell, kurz, llnterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zu einander, führten einen ununterbrochenen, bald ver- steckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer rcvo- *) Das heißt, genau gesprochen, die schriftlich überlieferte Ge- schichte. 1847 war die Vorgeschichte der Gesellschaft, die gesellschaftliche Organisation, die aller niedergeschriebenen Geschichte vorausging, noch so gut wie unbekannt. Seitdem hat Haxthausen das Gemeineigenthum am Boden in Rußland entdeckt, Maurer hat es nachgewiesen als die gesellschaftliche Grundlage, wovon alle deutschen Stämme geschichtlich ausgingen, und allmählig fand man, daß Dorfgemeinden mit gemein- samem Bodenbesitz die Urform der Gesellschaft waren von Indien bis Irland. Schließlich wurde die innere Organisation dieser urwüchsigen kommunistischen Gesellschaft in ihrer typischen Form bloßgelegt durch 23 Als die alte Welt im Untergehen begriffen war, wurden die alten Religionen von der christlichen Religion besiegt. Als die christlichen Ideen im 18. Jahrhundert den Aufklärungs-Ideen unterlagen, rang die feudale Gesellschaft ihren Todcskampf mit- der. damals revolutionären Bourgeoisie. Die Ideen der Gewissens- und Religionsfreiheit sprachen nur die Herrschaft der freien Konkurrenz auf dem Gebiete des Wissens aus. „Aber", wird man sagen, „religiöse, moralische, philosophische, poli- tische, rechtliche Ideen u. s. w. modifizirten sich allerdings im Lauf der geschichtlichen Entwicklung. Die Religion, die Moral, die Philosophie, die Politik, das Recht erhielten sich stets in diesem Wechsel. „Es gibt zudem ewige Wahrheiten, wie Freiheit, Gerechtigkeit u. s. w., die allen gesellschaftlichen Zuständen gemeinsam sind. Der Kommunis- mus aber schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab, die Moral, statt sie neu zu gestalten, er widerspricht also allen bisherigen geschichtlichen Entwicklungen." Worauf reduzirt sich diese Anklage? Die Geschichte der ganzen bis- herigen Gesellschaft bewegte sich in Klassengegensätzen, die in den ver- schiedenen Epochen verschieden gestaltet waren. Weiche Form sie aber auch immer angenommen, die Ausbeutung des einen Theils der Gesellschaft durch den andern ist eine allen vergangenen Jahrhunderten gemeinsame Thatsache. Kein Wunder daher, daß das gesellschaftliche Bewußtsein aller Jahrhunderte, aller Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit zum Trotz, in gewissen gemeinsamen Formen sich bewegt, in Bcwußtseinsformen, die nur mit dem gänzlichen Verschwinden des Klassengegensatzes sich vollständig auflösen. Die kommunistische Revolution ist das radikalste Brechen mit den über- lieferten Eigeuthumsverhältnissen; kein Wunder, daß in ihrem Entwick- lungsgänge am radikalsten mit den überlieferten Ideen gebrochen wird. Doch lassen wir die Einwürfe der Bourgeoisie gegen den Kommunismus. Wir sahen schon oben, daß der erste Schritt in der Arbeiter-Revolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist. Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktions- instrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisirten Proletariats zu zentralisiren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren. Es kann dies natürlich zunächst nur geschehn vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigenthumsrecht und in die bürgerlichen Produktions- verhältnisse , durch Maßregeln also, die ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst hinaus treiben und als Mittel zur Uniwälzung der ganzen Produktions- weise unvermeidlich sind. Diese Maßregeln werden natürlich je nach den verschiedenen Ländern verschieden sein. Für die fortgeschrittensten Länder werden jedoch die folgenden ziemlich allgemein in Anwendung kommen können: 1) Expropriation des Grundeigenthums und Verwendung der Grund- rente zu Staatsausgaben. 8) Starke Progressivsteuer. 3) Abschaffung des Erbrechts. I ' — ‘22 — Er ahnt nicht, daß es sich eben darum handelt, die^telliing der Weiber als bloßer PwdnktioMustrniueiiie. aufzuheben. Uebrigens ist nichts lächerlicher, als das hochnwralische Entsetzen unserer Bourgeois über die angebliche offizielle Weibergemeinschaft der Kommunisten. Die Kommunisten brauchen die Weibergemeinschast nicht einzuführen, sie hat fast immer Pstirt, Unsere Bourgeois, mcyk zufrieden Lamit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu sprechen, finden ein Hanptvergnngen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu verführen. Die bürgerliche Ehe ist in Wirklichkeit die Gemeinschaft der Ehefrauen. Man könnte höchstens den Kommunisten vorwerfen, daß sie an StelltMier heuchlerisch versteckten, eine offizielle, ofienberziae Weiberaemeinsckaft ein- führen wollten. Es versteht sich übrigens von selbst, daß mit Aufhebung der jetzigen Produktionsverhältnisse auch die ans ihnen hervorgehende Weibergeineinschaft, d. h. die offizielle und nichtoffizielle Prostitution, verschwindet. Den Kommunisten ist ferner vorgeworfen worden,'sie wollten das Vaterland, die Nationalität, abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland. Man kann ihnen nicht nehmen, was sie nicht haben. Indem das Proletariat zunächst sich die politische Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse erheben, sich selbst als Nation konstitniren muß, ist es selbst noch national, wenn auch keines- wegs im Sinne der Bourgeoisie. Die nationalen Absonderungen und Gegensätze der Völker ver- schwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der indu- striellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensverhältnisse. Die Herrschaft des Proletariats wird sie noch mehr verschwinden machen. Vereinigte Aktion, wenigstens der zivilisirten Länder, ist eine der ersten Bedingungen seiner Befreiung. In dem Maße, wie die Exploitation des einen Individuums durch das andere aufgehoben wird, wird die Exploitation einer Nation durch die andere aufgehoben. Mit dem Gegensatz der Klassen im Innern der Nation fällt die feindliche Stellung der Nationen gegen einander. Die Anklagen gegen den Kommunismus, die von religiösen, philo- sophischen und ideologischen Gesichtspunkten überhaupt erhoben werden, verdienen keine ausführlichere Erörterung. Bedarf es tiefer Einsicht, um zu begreifen, daß mit den Lebens- verhältnissen der Menschen, mit ihren gesellschaftlichen Beziehungen, mit ihrem gesellschaftlichen Dasein, auch ihre Vorstellungen, Anschauungen und Begriffe, mit einem Worte auch ihr Bewlißtsein sich ändert? Was beweist die Geschichte der Ideen anders, als daß die geistige Produktion sich mit der materiellen umgestaltet? Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse. Man spricht von Ideen, welche eine ganze Gesellschaft revolutioniren; man spricht damit nur die Thatsache ans, daß sich innerhalb der alten Gesellschaft die Elemente einer neuen gebildet haben, daß mit der Auf- lösung der alten Lebensverhältnisse die Auflösung der alten Ideen gleichen Schritt hält. 27 Willens, des Willens, wie er sein muß, deS wahrhaft menschlichen Willens. Die ausschließliche Arbeit der deutschen Literaten bestand darin, die neuen französischen Ideen mit ihrem alten philosophischen Gewissen in Einklang zu setzen oder vielniehr von ihrem philosophischen Standpunkte aus die französischen Ideen sich anzueignen. Diese Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich über- haupt eine fremde Sprache aneignet, durch die Uebersetzung. Es ist bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die klassischen Werke der alten Heidenzeit verzeichnet waren, mit abgeschmackten katholi- schen Heiligengeschichten überschrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit der profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihren philosophischen Unsinn hinter das französische Original. Z. B. hinter die französische Kritik der Geldverhältnisse schrieben sie „Ent- äußerung des menschlichen Wesens", hinter die französische Kritik des Bourgeoisstaates schrieben sie „Aufhebung der Herrschaft des abstrakt Allgemeinen" u. s. w. Die Unterschiebung dieser philosophischen Redensarten unter die fran- zösischen Entwicklungen tauften sie „Philosophie der That", „wahrer Sozialismus", „Deutsche Wisfenschast des Sozialismus", philosophische Begründung des Sozialismus" u. s. w. Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde so förmlich entmannt. Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die „französische Einseitigkeit" überwunden, statt wahrer Be- dürfnisse das Bedürfniß der Wahrheit, und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen über- haupt vertreten zu haben, des Menschen, der keiner Klasse, der über- haupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört. Dieser deutsche Sozialismus, der seine unbeholfenen Schulübnngen so ernst und feierlich nahm und so marktschreierisch ausposaunte, verlor indeß nach und nach seine pedantische Unschuld. Der Kampf der deutschen, namentlich der preußischen Bourgeoisie, gegen die Feudalen und das absolute Königthum, mit einem Wort, die liberale Bewegung wurde ernsthafter. Dem „wahren" Sozialismus war so erwünschte Gelegenheit geboten, der politischen Bewegung die sozialistischen Forderungen gegenüber- zustellen, die überlieferten Anatheme gegen den Liberalismus, gegen den Repräsentativ-Staat, gegen die bürgerliche Konkurrenz, bürgerliche Preß- freiheit, bürgerliches Recht, bürgerliche Freiheit und Gleichheit zu schleu- dern und der Volksmasse vorzupredigen, wie sie bei dieser bürgerlichen Bewegung nichts zu gewinnen, vielmehr Alles zu verlieren habe. Der deutsche Sozialismus vergaß rechtzeitig, daß die französische Kritik, deren geistloses Echo er war, die moderne bürgerliche Gesellschaft mit den entsprechenden materiellen Lebensbedingungen und der angemessenen politischen Konstitution vorausgesetzt, lauter Voraussetzungen, um deren Erkämpfung es sich erst in Deutschland handelte. Er diente den deutschen absoluten Regierungen mit ihrem Gefolge von Pfaffen, Schulmeistern, Krautjunkern und Bureaukraten als erwünschte Vogelscheuche gegen die drohend aufstrebende Bourgeoisie. Ist d endigt, anderen Krämer, j Die k leiite un fallen ii > für den renz mi schicklich sich das Das Kampf Im S Fabrik, den ein; griffe iti sie gegei konknrri Fabrikei alterlich Auf! streute > sammenl einigunc Erreicht Bewegu bekämpf ihrer F die »ich Bewegu der so < Aber Proleta wächst i halb de nerie m fast übe Konkuri Handels immer nerie m nehmen zelnen l Arbeiten sie tret« selbst dc zu verp Von eigentii sondern l°|s|5|£ I o CD > O 00 sD cn CD Z > o CO | O EL «o O- o 15 s Arbeiters durch den Fabrikanten so weit bc- ^ beitslohn baar ausgezahlt erhält, so fallen die j; irgeoisie über ihn her, der Hausbesitzer, der : u. s. w. Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kauf- Handwerker und Bauern, alle diese Klassen nab, theils dadurch, daß ihr kleines Kapital ^-.Zen Industrie nicht ausreicht und der Konkur- apttalisten erliegt, theils dadurch, daß ihre Ge- roduktionsweisen entwerthet wird. So rekrutirt allen Klassen der Bevölkerung, st t verschiedene Entwicklungsstufen durch. Sein is miste beginnt mit seiner Existenz, sie einzelnen Arbeiter, dann die Arbeiter einer ter eines Arbeitszweiges an einem Ort gegen der sie direkt ausbeutet. Sie richten ihre An- bürgerlichen Produktionsverhältnisse, sie richten l-Jnstrumente selbst; sie vernichten die fremden ^ sie zerschlagen die Maschinen, sie stecken die suchen die untergegangene Stellung des mittel- der zu erringen. in die Arbeiter eine über das ganze Land zer- nkurrenz zersplitterte Masse. Massenhaftes Zu- rr ist noch nicht die Folge ihrer eigenen Ver- folge der Vereinigung der Bourgeoisie, die zur t politischen Zwecke das ganze Proletariat in b es einstweilen noch kann. Auf dieser Stufe * also nicht ihre Feinde, sondern die Feinde ; er absoluten Monarchie, die Grundeigenthümer, rgeois, die Kleinbürger. Die ganze geschichtliche Händen der Bourgeoisie konzentrirt; jeder Sieg, l ein Sieg der Bourgeoisie, lung der Industrie vermehrt sich nicht nur das ^größeren Massen zusammengedrängt, seine Kraft nehc. Die Interessen, die Lebenslagen inner- eichen sich immer mehr aus, indem die Maschi- Unterschiede der Arbeit verwischt und den Lohn j: h niedriges Niveau herabdrückt. Die wachsende is unter sich und die daraus hervorgehenden n Lohn der Arbeiter immer schwankender; die ckelnde, unaufhörliche Verbesserung der Maschi- Zebensstelluiig immer unsicherer; immer mehr .wischen dem einzelnen Arbeiter und dem ein- jarakter von Kollisionen zweier Klassen an. Die , Koalitionen gegen die Bourgeois zu bilden; . Behauptung ihres Arbeitslohns. Sie stiften neu, um sich für die gelegentlichen Empörungen :llenweis bricht der Kampf in Emeuten aus. en die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das r Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, ° um sich greifende Vereinigung der Arbeiter. Sic 18 schaft als regelndes Gesetz aufzuzwingen. Sie ist unfähig zu herrschen, weil sie unfähig ist, ihrem Sklaven die Existenz selbst innerhalb seiner Sklaverei zu sichern, weil sie gezwungen ist, ihn in eine Lage herab- sinken zu lassen, wo sie ihn ernähren muß, statt von ihm ernährt zu werden. Die Gesellschaft kann nicht mehr unter ihr leben, d. h. ihr Leben ist nicht mehr verträglich mit der Gesellschaft. Die wesentliche Bedingung für die Existenz und für die Herrschaft der Bourgeoisklasse ist die Anhäufung des Neichthnms in den Händen von Privaten, die Bildung und Vermehrung des Kapitals; die Bedin- gung des Kapitals ist die Lohnarbeit. Die Lohnarbeit beruht aus- schließlich auf der Konkurrenz der Arbeiter unter sich. Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und widerstandsloser Träger die Bour- geoisie ist, setzt an die Stelle der Jsolirung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereinigung durch die Assoziation. Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogen, worauf sie prodnzirt und die Produkte sich aneignet. Sie prodnzirt vor Allem ihren eignen Todtengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich. H. Proletarier und Kommunisten. In welchem Verhältniß stehn die Kommunisten zu den Proletariern überhaupt? Die Kommunisten sind keine besondere Partei gegenüber den andern Arbeiterparteien. Sie haben keine von den Interessen des ganzen Proletariats ge- trennten Interessen. Sie stellen keine besonderen Prinzipien auf, wonach sie die proletarische Bewegung modeln wollen. Die Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen proletarischen Parteien nur dadurch, daß sie einerseits in den verschiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität un- abhängigen Interessen des gesummten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andererseits dadurch, daß sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen Proletariat und Bour- geoisie durchläuft, stets das Interesse der Gesammtbewegung vertreten. Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weiter treibende Theil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedin- gungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus. Der nächste Zweck der Kommunisten ist derselbe wie der aller übrigen proletarischen Parteien: Bildung des Proletariats zur Klasse, Sturz der Bourgeoisieherrschaft, Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat. Die theoretischen Sätze der Kommunisten beruhen keineswegs auf Ideen, auf Prinzipien, die von diesem oder jenem Weltverbesserer erfunden oder entdeckt sind. 31 Selten. Sie halten die alten Anschauungen der Meister fest gegenüber der geschichtlichen Fortentwicklung des Proletariats. Sie suchen daher konsequent den Klassenkampf wieder abzustumpfen und die Gegensätze zu vermitteln. Sie träumen noch immer die versuchsweise Verwirklich- ung ihrer gesellschaftlichen Utopien, Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von Home-Kolonien, Errichtung eines kleinen Jkariens*), — Duodez-Ausgabe des neuen Zerusalems — und zum Aufbau aller dieser spanischen Schlösser müssen sie an die Philantropie der bürgerlichen Herzen und Geldsäcke appelliren. Allmählig fallen sie in die Kategorie der oben geschilderten reaktionären oder konservativen Sozialisten und unterscheiden sich nur noch von ihnen durch mehr systematische Pedanterie, durch den fanatischen Aberglauben an die Wunderwirkungen ihrer sozialen Wissenschaft. Sie treten daher mit Erbitterung aller politischen Bewegung der Arbeiter entgegen, die nur ans blindem Unglauben an das neue Evan- gelium hervorgehen konnte. Die Owenisten in England, die Fourieristen in Frankreich reagiren dort gegen die Chartisten, hier gegen die Reformisten. IV. Stellung der Kommunisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien. Nach Abschnitt II. versteht sich das Verhältniß der Kommunisten zu den bereits konstitnirten Arbeiterparteien von selbst, also ihr Verhältniß zu den Chartisten in England und den agrarischen Reformern in Nord- amerika. Sie kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden Zwecke und Interessen der Arbeiterklasse, aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung. In Frankreich schließen sich die Kommunisten an die sozialistisch-demokratische**) Partei an gegen die konservative und radikale Bourgeoisie, ohne darum das Recht auf- zugeben, sich kritisch zu den aus der revolutionären Ueberlieferung her- rührenden Phrasen und Illusionen zu verhalten. In der Schweiz unterstützen sie die Radikalen, ohne zu verkennen, daß diese Partei aus widersprechenden Elementen besteht, theils ans demokratischen Sozialisten im französischen Sinn, theils aus radikalen Bourgeois. Unter den Polen unterstützen die Kommunisten die Partei, welche eine agrarische Revolution zur Bedingung der nationalen Befreiung *) Home-Kolonien (Kolonien im Inland) nennt Owen seine kommu- nistischen Mustergesellschaften. Phalanstere war der Name der von Fourier geplanten gesellschaftlichen Paläste. Jkarien hieß das utopische Phantasieland, dessen kommunistische Einrichtungen Cabet schilderte. **) Die damals sich sozialistisch-demokratisch nennende Partei in Frank- reich war die durch Ledru-Rollin politisch und durch Louis Blanc lite- rarisch vertretene; sie war also himmelweit bersch! den von der heutigen deutschen Sozialdemokratie. 5 Ich habe das schon oft ausgesprochen; eS ist aber gerade jetzt nöthig, daß es auch vor dem Manifest selbst steht. London, 28. Juni 1883. F. Engels. III. Seit Vorstehendes geschrieben, ist wieder eine neue deutsche Auflage des Manifestes nöthig geworden, und es hat sich auch allerlei mit dem Manifest zugetragen, das hier zu erwähnen ist. Eine zweite russische Uebersetzung — von Vera Sassulitsch — erschien 1882 in Genf; die Vorrede dazu wurde von Marx und mir verfaßt. Leider ist mir das deutsche Originalmanuskript abhanden gekommen, ich muß also aus dem Russischen zurückübersetzen, wodurch die Arbeit keines- wegs gewinnt. Sie lautet: „Die erste russische Ausgabe des „Manifests der Kommunistischen Partei", in Bakunin's Uebersetzung, erschien Anfangs der sechziger Jahre in der Druckerei des „Kolokol". Damals hatte eine russische Ausgabe dieser Schrift für den Westen höchstens die Bedeutung eines literarischen Kuriosums. Heute ist eine solche Auffassung nicht mehr möglich. Einen wie beschränkten Umfang das Verbreitungsgebiet der proletarischen Be- wegung hatte, zur Zeit der ersten Veröffentlichung des Manifests (Januar 1848), zeigt am besten das letzte Kapitel: „Stellung der Kom- munisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien". Hier fehlen vor allen Rußland und die Vereinigten Staaten. Es war die Zeit, wo Rußland die letzte große Reserve der europäischen Reaktion bildete, und wo die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten die über- schüssigen Kräfte des europäischen Proletariats absorbirte. Beide Länder versorgten Europa mit Rohstoff und dienten gleichzeitig als Märkte für den Absatz seiner Jndnstrieprodukte. Beide erschienen also, in dieser oder jener Weise, als Stützen der europäischen gesellschaftlichen Ordnung. „Wie hat sich das alles heute geändert! Grade die europäische Auswanderung hat die kolossale Entwicklung des nordamerikanischen Ackerbaus ermöglicht, die durch ihre Konkurrenz das große wie das kleine Grundeigenthnm in Europa in seinen Grundfesten erschüttert. Sie hat zugleich dm Vereinigten Staaten die Möglichkeit gegeben, an die Ausbeutung ihrer reichhaltigen industriellen Hülfsquellen zu gehn, und zwar mit solcher Energie und auf solchem Maßstab, daß dies in kurzer Zeit dem industriellen Monopol des europäischen Westens ein Ende machen muß. Und diese beiden Umstände wirken auch auf Amerika in revolutionärer Richtung zurück. Das kleine und mittlere Grundeigenthum der selbstarbeitenden Farmer, die Grundlage der ganzen politischen Ordnung Amerikas, erliegt mehr und mehr der Konkurrenz der Riesenfarmen, während gleichzeitig in den-Jndustriebezirken sich zum ersten Mal ein zahlreiches Proletariat bildet neben einer fabelhaften Konzentration der Kapitale. „Gehn wir nach Rußland. Zur Zeit der Revolution von 1848—49 sahen nicht nur die europäischen Monarchen, sondern auch die europä- ischen Bourgeois in der russischen Intervention die einzige Rettung vor dem, damals eben erst seine Kräfte gewahr werdenden Proletariat. Sie proklamirten den Zaren zum Haupt der europäischen Reaktion. Heute