22 nisse dort in keiner Weise gestört werden. Die neue Brau steuer gilt nur sür Norddeutschland. Hier ist alles in wilder Aufregung und Bedrängnis, hier fast 70 Millionen Steuern mehr fürs Jahr, dort Ruhe und Sicherheit und dazu noch eine sehr wesentliche Begünstigung für ihren Versand nach Nord deutschland. Eine wesentliche Begünstigung! Das ist sie in der Tat. Wir wiesen früher nach, daß unsere hiesigen Aktien- Brauereien, bei einer durchschnittlichen Dividenden-Verteilung von 10,02 pCt., am Hektoliter Bier 76 Pf. verdienen. 76 Pf. Gewinn und die Konkurrenz hat ein Voraus von 1 Mk.! Stellen wir selbst einmal hier die Trebereinnahme mit als Gewinn ein, so wird dies immer nur 1,25 Mk. pro Hektoliter ergeben, und dies bloß bei Brauereien, welche 10,02 pCt. Dividende verteilen, und die somit den durch schnittlichen Gewinn um fast die Hälfte übersteigen. Man sagt, daß die Brauereien die Steuern, welche sie un möglich tragen können, abwälzen sollen. Wie ist dies bei den an der Grenze gelegenen Brauereien möglich? Dem ist auch nicht ein Wort hinzuzufügen! Die norddeutschen Brauereien würden nicht den geringsten Einwand erheben, wenn alle Schranken fielen zwischen Bayern und Norddeutschland. Ganz int Gegenteil. Das ist ein lange gehegter Wunsch, eine oft aus gesprochene Hoffnung. Aufhebung aller Sonderrechte, vollkommen gleiche Kampfbedingungen für beide Seiten, damit würde man gern rechnen, davon ist nun aber leider so gar keine Rede, dazu ist so gar keine Aussicht vorhanden! Dann hätte man aber doch wenigstens die seitherigen Bedingungen belassen, und, gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen, nicht noch weitere Vorteile geben sollen nach der anderen Seite, nach der Seite, welcher wir schon jetzt ein lohnendes Absatz gebiet überlassen für 2'/, Mill. Hektoliter Vier. Man könnte vielleicht einwenden: Was geht das die All gemeinheit an? Wenn Brauereien nicht mehr bestehen können, mögen sie untergehen. Ganz so einfach ist die Sache nun aber doch nicht. Der Steuerausschuß des deutschen Brauerbundes hat das Gesamtinteresse des Staats an seiner Brauereiindustrie, in welcher etwa 2 Milliarden Mark arbeiten, in der Eingabe an den Reichstag dargelegt. Übertragen wir das ans unsere hiesigen, kleinen Verhältnisse. In erster Linie kommen air der hiesigen Grenze in Frage die Kreise Meiningen, Hild burghausen und Sonneberg des Herzogtums Meiningen, weiter das Herzogtum Coburg. Im Kreise Meiningen sind etwa 10 Millionen Mark in den Brauereien angelegt. Hild burghausen und Sonneberg stellen hierzu wohl weitere 10 Millionen Mark. Das ergibt 20 Millionen Mark für diesen Teil des Herzogtums. Keine Industrie des Landes dürfte in ihren Anlagen höhere Werte nachzuweisen haben.