18 M. H.! In schwerer Stunde sind, wie wir mit freudiger Genugtuung teststellen können, aus allen Gauen des Vater landes mehr als 6000 Vertreter jener Stände unserem Rufe gefolgt, denen der wirtschaftliche Aufschwung der letzten De zennien in erster Linie zu danken ist und deren Energie der fieberhaft zunehmenden Bevölkerung Nahrung und Beschäftigung da verschaffte, wo die Kraft der Landwirtschaft hierzu nicht mehr ausreichte. (Beifall.) Ihr weiter Blick und Ihre Arbeit, die nicht weniger staatserhaltend ist, wie die der Landwirtschaft, (Beifall) ist es vor allem gewesen, welche den deutschen Namen und die Flagge unserer erst durch Sie geschaffenen Handelsflotte im Auslande zu Ehren gebracht, den Wohlstand der Nation, ihre Kraft in guten und ihre Widerstandsfähigkeit in schlechten Zeiten erhöht, unsere Städte gekräftigt und unseren Staat in die Lage gesetzt hat, immer grösseren Aufgaben sich widmen zu können. (Beifall.) Aber, m. H., in dem atemlosen Ringen, sich selbst und das Vaterland vorwärts zu bringen, in dem immer schwerer werdenden Wettbewerb mit dem Ausland, das sich häufig unter weit günstigeren natürlichen und politischen Bedingungen frei entwickeln kann, haben Sie leider keine Zeit gefunden, sich auch um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern. (Sehr gut!) Sie haben vielmehr wie unbeteiligte Zuschauer auf der Gallerie dem grossen Entwicklungskampfe zugesehen, der sich inzwischen auch auf der parlamentarischen Bühne abspielte, aber doch nur die notwendige Konsequenz Ihrer eigenen Erfolge ist, ich meine den Kampf des immobilen gegen das mobile Kapital. (Beifall.) M. H.! Dieser grenzenlosen und bedauernswerten politischen Apathie des deutschen Bürgertums verdanken wir vor allem das mehr als seltsame Schauspiel, dass die Landwirtschaft, welche bis in die neuere Zeit in fast allen deutschen Einzel staaten nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich die Vorhand hatte, die politische Macht auch dann zu behalten und sogar zu erweitern wusste, nachdem sie längst die wirtschaftliche Vorherrschaft an Handel und Industrie hatte abgeben müssen. (Sehr wahr!) _ M. H.! Diese politische Vorherrschaft hat wohl noch nie ein Stand so auszunutzen verstanden, wie die in einer einheit lichen und mächtigen Organisation zusammengefasste deutsche Landwirtschaft. (Sehr richtig!) Nie und nirgends wohl ist die Klinke der Gesetzgebung so dauernd und so kräftig zur Beschaffung von Privilegien und von Subventionen und Liebes gaben, die von den übrigen Ständen aufzubringen sind, in Be wegung gesetzt, (Sehr wahr!) nie wohl ist sie in so rücksichts loser Weise benutzt worden, um Lasten und Steuern auf andere Stände abzuwälzen,die freilich nach ihrer eigenen bisherigen Hai-