24 Viehwirtschaft ersetzt hatte. Mit dem Aufhören der Viehwirtschaft sind die neurussischen Landwirte zur Körnerwirtschaft übergegangen. Ab gesehen von allen äusseren, natürlichen Verhältnissen, die sich in den grossen Flächen unbebauten Landes, in der reichen Fruchtbarkeit des Bodens, im Bestehen der extensiven Wirtschaft darstellen, ist es zunächst das Streben nach einer Produktion für den Markt, das zur Körner wirtschaft geführt hat. Durch dieses Streben nach Marktproduktion werden auch die Flächen des Ackerfeldes und Saatfeldes, der Umfang des Absatzes von Bodenprodukten und überhaupt die ganze Richtung der gutsherrlichen Wirtschaft bedingt. Betrachten wir die gutsherrliche Wirtschaft als eine für den Markt produzierende und durch kaufmännisches Streben geleitete Wirtschaft, so tritt jener «reinrationalistische Geist», von dem wir schon gesprochen haben, noch viel deutlicher hervor. 1 ) Es ist die fortwährend steigende Zunahme des Ackerfeldes und auf diesem die des Saatfeldes, die das charakteristische Merkmal der neurussischen Gutswirtschaft ausmachen. Die neurussischen Gouvernements dienen als «Kornkammer», die das Getreide in grossem Masse für industrielle und dichtbevölkerte Gouvernements hersteilen. Es ist die grosse Produk tivität der Arbeit und die geringen Produktionskosten, welche die Folgen der extensiven Wirtschaft sind, die den neurussischen Ackerbau besonders günstig beeinflussen, indem sie den Gutsherrn die hohen Bodenrenten ermöglichen. Dazu kommt zunächst eine besonders günstige geographische Lage und die in Neurussland bestehenden, sehr günstigen Eisenbahn tarife. Es ist also ganz klar, dass unter solchen höchst günstigen Ver hältnissen das ganze Bestreben der gutsherrlichen Wirtschaft sich auf Erzielung des grösstmöglichsten Absatzes von Produkten richtet. Es erklärt sich also ganz von selbst, dass der Markt und alles, was auf dem Markte vorgeht, für die Richtung der Getreideproduktion in der gutsherrlichen Wirtschaft für die Betriebsverhältnisse in der südrussischen Landwirtschaft überhaupt massgebend sind. Wenden wir uns jetzt der Verteilung des Ackers in der guts herrlichen Wirtschaft zu. — Im Jahre 1881 betrug die Fläche des Acker feldes in der gutsherrlichen Wirtschaft 6 709 130 Dess. oder 42,1 Prozent des gesamten kulturfähigen Bodens. Im Jahre 1901 stieg diese Fläche auf 8 556 993 Dess., was im Vergleich mit der im Jahre 1881 eine Zunahme um 33,5 Prozent bedeutet. Besteht schon dank einer solch grossen Fläche des Ackerfeldes eine grosse Nachfrage nach Arbeits kräften, so wird diese Nachfrage noch viel grösser, da das Saatfeld 0 Vgl. Settegast, Die Landwirtschaft und ihr Betrieb, S. 86,