64 Kapitel IV. Nachfrage und Angebot von Arbeits kräften, (Landarbeiternot oder Uaberschuss an Arbeitskräften?) Wie wir im Kap. 111 zu zeigen versucht haben, werden verschiedene Kategorien der neurussischen Bauernschaft durch den kläglichen Zustand ihrer Wirtschaft gezwungen, nach Erwerbsquellen ausserhalb ihrer eigenen Wirtschaft zu suchen. Die Wandlungen in den wirtschaftlichen Ver hältnissen der Bauernschaft müssen also auch auf die Arbeiterfrage in der südrussischen Landwirtschaft ihren Einfluss üben und zwar in doppelter Richtung: Werden Massen der neurussischen Bauern durch ihre bedrängte Lage zu Lohnarbeitern, die sich mittels des freien Arbeitsvertrages ver dingen, so führt die Wandlung in der wirtschaftlichen Lage der neu russischen Bauernschaft auch dahin, dass viele Bauern, ohne Landarbeiter zu werden, sich doch für Naturallohn und zwar unter ungünstigen Arbeits bedingungen verdingen. Diese beiden Erscheinungen fallen aber in ihrer Bedeutung für die Arbeiterfrage in der neurussischen Landwirtschaft zusammen. — Sowohl im ersten wie auch im zweiten Falle führt die bedrängte Lage der neu russischen Bauernwirtschaft zur Vermehrung des Angebotes von Arbeits kräften und zur Verminderung des Bedarfes an Wanderarbeitern. Die Zahl der einheimischen grundbesitzenden wie besitzlosen Bauern, die sich als Landarbeiter verdingen, nimmt immer zu. Die früheren Klagen über den stetigen Mangel an Arbeitskräften werden immer seltener und trotz des immer noch grossen Bedarfes an Arbeitskräften der fort währenden grossen Erweiterung der Anbaufläche wegen, wird doch der Bedarf an Wanderarbeitern immer geringer. !m Jahre 1892 hat S. Korolenko in seiner Schrift über «Die Lohn arbeit in der gutsherrlichen Wirtschaft» die Klagen der Gutsherren über den Mangel an Arbeitskräften gerechtfertigt, indem er den zu jener Zeit