179 12 besserung ihrer Lage betrachtet, da Wohnung und Nahrung, auch die Behandlung besser als bei den Gutsbesitzern sind. Der Arbeiter, der seinen Arbeitgeber vor Ablaut der bestimmten Frist willkürlich verlassen will, macht sich ganz unerträglich. Er arbeitet so schlecht und nachlässig, dass jeder Tag dem Arbeitgeber grossen Verlust bringt, bis dieser vorzieht, den Arbeiter zu entlassen und einen neuen zu dingen. Dieses Verlassen der Arbeitgeber seitens der Arbeiter wäre aber leicht zu vermeiden, wenn die Gutsherren den Arbeitern, die von ihnen, bevor die Aussichten auf eine gute Ernte feststanden, ge dungen wurden, die Löhne bis zur üblichen Höhe erhöhen würden. Diese freiwillige, angemessene Erhöhung der Löhne wird in letzter Zeit in einigen grösseren Gutswirtschaften eingeführt, und es wird von den Gutsherren selbst zugegeben, dass man damit sehr vieles erzielen kann. «Die Massnahmen, die Arbeiter dadurch zu halten, dass man ihnen im Falle einer guten Ernte die Löhne erhöht, hat zu ganz schönen Resul taten geführt. Die Arbeiter sind daran schon so gewöhnt, dass bei uns alles ruhig ist, während auf den Nachbargütern die Arbeiter fortwährend ab- und zuwandern. Durch diese Massnahme haben wir auch das er zielt, dass jedes Jahr zu uns dieselben Arbeiter wieder kommen. Die frei willigen Lohnerhöhungen schwanken zwischen 3 und 10 Rubeln, je nach Ausfall der Ernte und den individuellen Eigenschaften der Arbeiter . . . Vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit aus sind diese Zuschüsse für das Budget gar nicht so schwerwiegend, da sie im Durchschnitt 10 °/o der bezahlten Löhne nicht überschreiten. Und für diese 10 °/o werden wir erstens durch ein intensiveres Arbeiten, zweitens — was vielleicht noch wichtiger ist -— durch verhältnismässig gute Beziehungen zu den Arbeitern entschädigt.» 1 ) Dasselbe wird auch von einer der grössten Gutswirtschaften, von der von Faltz-Fein, berichtet. Viel öfter als der niedrigen Löhne wegen verlassen die Arbeiter den Arbeitgeber der unerträglichen Nahrung und Wohnung halber. Von den bei den Landhauptmännern im Gouv. Cherson in den Jahren 1894—96 stattgefundenen 1695 Prozessen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern werden als Ursachen bezeichnet: zu niedrige Löhne in 286 Fällen, in 248 übermässige Arbeit, in 174 zu schlechte Nahrung, in 52 Nichthalten des Vertrages seitens der Arbeitgeber; hauptsächlich Nichtbezahlung des Lohnes. (Für 25 Fälle sind keine Ursachen angegeben.) «Zur Schande ') Ein Vortrag von A. A. Jaroschko (ein Grossgrundbesilzer in Taurien) in der landwirtschaftlichen Gesellschaft in Moskau.