92 II. Teil. Arbeiterwohlfahrtspolitik. Man darf wohl annehmen, daß die nicht näher bezeichnten Fabrik arbeiter usw. im wesentlichen Arbeiter ohne besondere Ausbildung sind. Diese Gruppe hat im Sommer und Winter den größten Prozent satz Arbeitsloser aufzuweisen, im Sommer fast V20, im Winter über '/s; aber ihre Gesamtzahl fällt nicht sehr ins Gewicht, da im ganzen nur 28542 Arbeiter ohne nähere Bezeichnung am 14. Juni 1895 festgestellt wurden. Viel bedeutsamer ist, daß das Baugewerbe mit seinen 1,15 Mill. Arbeitnehmern im Winter 15,61 o/„ Arbeitsloser aufwies, also mehr als 5 mal so viel wie im Sommer. Die Tätigkeit des Baugewerbes wird eben im Winter sehr eingeschränkt, und wie bei allen Saisonindustrien steigert sich deshalb die Zahl der Arbeitslosen im Winter, allerdings bei keiner Gruppe bis zu so hohen Prozentsätzen und meist auch nicht in so starkem Grade. Nur bei der Landwirtschaft war die Zahl der Arbeitslosen im Winter ebenfalls mehr als 5 mal so groß wie im Sommer, im ganzen aber viel geringer als im Baugewerbe. Aus den hier nicht angeführten Einzelzahlen innerhalb der an gegebenen Berufsgruppen ergibt sich, daß die Gefahr, arbeitslos zu werden, für die ungelernten Arbeiter überall erheblich größer ist als für die höheren und besser vorgebildeten Arbeiter, und zwar auch dann, wenn die Krankheitsfälle und dgl. ausgeschieden werden. Weiter ist festgestellt, daß die jüngeren Jahrgänge stärker an der Arbeits losigkeit beteiligt sind als die älteren, und weiterhin, daß im Sommer und Winter von den männlichen Arbeitern ein größerer Bruchteil arbeitslos wird, als von den weiblichen. Die Mehrzahl der Arbeits losen (im Sommer 59,39 °/o, im Winter 51,77%) ist ledig. Die arbeits losen Haushaltungsvorstände machen im Sommer etwa % im Winter % der Arbeitslosen aus, und zwar handelt es sich dabei überwiegend um Haushaltungsvorstände mit geringerer Zahl zu ernährender Kinder. Von besonderem Interesse ist die Verteilung der Arbeitslosen auf die Größenklassen der Ortschaften. Die Statistik unterscheidet 3 Klassen: Gemeinden mit über 100 000 Einw. (Großstädte), mit 10 000 bis 100 000 Einw. (Mittelstädte) und mit weniger als 10 000 Einw. (kleine Gemeinden). Die Gesamtzahl der von der Statistik festgestellten Arbeitslosen überhaupt war am 14. Juni 1895 im ganzen in °/o aller Arbeitslosen am 2. Dez. 1895 im ganzen in °/o aller Arbeitslosen in den Großstäden . . . 116 557 „ „ Mittelstädten . . 67 734 „ „ kleinen Gemeinden 115061 38,93 176 770 22,93 22,63 139587 18,10 38,44 454 648 58,97 Zur Würdigung der Bedeutung dieser Zahlen ist zu berücksichtigen, daß die Einwohnerzahl der Großstädte bei der Sommerzählung 7,03 Mill. und bei der Winterzählung 7,27 Mill. betrug, die der Mittelstädte 8,52 und 8,77 Mill., die der kleinen Gemeinden 36,22 und 36,20 Mill.