94 II. Teil. Arbeiterwohlfahrtspolitik. zur Einkommensteuer „in allen sächsischen Städten, ja im ganzen Königreich alljährlich im Herbst die Arbeitslosigkeit zahlenmäßig ohne besondere Veranstaltung festgestellt werden kann“. In Stuttgart fand die erste städtische Arbeitslosenzählung am 19. Febr. 1902 statt, die zweite am 10. Nov. 1902, die dritte am 2. Febr. 1903, und nach einem Gemeinderatsbeschluß vom 23. Okt. 1902 sollen fortan jährlich 3 Zählungen, Anfang November, Anfang Februar und Anfang Juli stattflnden. Die Aufnahme erfolgt durch Ausfüllung von Zählkarten durch die Arbeitslosen. Die ausgefüllten Karten sind in eine der verschlossenen Zählurnen zu werfen, die an verschiedenen Punkten der Stadt aufgestellt sind. Daß bei diesem System alle Arbeitslosen erfaßt werden, ist nicht anzunehmen; gleichwohl sind die Ergebnisse im einzelnen beachtenswert. Die Hauptergebnisse der 3 ersten Zählungen sind nach den ausführlichen Angaben des Reichs arbeitsblattes (I. Jahrg. Nr. 1, S. 20 ff.) folgende. 2 . Febr. 1903 10. Nov. 1902 19. Febr. 1902 Gemeldete Arbeitslose weibliche 9 13 31 männliche 605 724 1396 darunter Hausdiener, Hausknechte, Tagelöhner, Ausläufer u. dgl. . 175 178 254 Gänzlich arbeitslos waren . . 381 501 1162 darunter Hausdiener, Hausknechte Tagelöhner usw 101 123 226 Von den gänzlich arbeitlosen waren: a. verheiratet 114 185 437 = 30,0 % — 36,9- °/o = 37,6 °/o b. nicht durch Krankheit arbeitslos 337 428 1000 = 88,7% = 85,5.% = 86,8 % Mit verkürzter Arbeitszeit waren beschäftigt 267 306 701 davon waren in Stuttgart wohn- hafte verheiratete 170 203 392 - 70,0 % = 12,8 % = 61,7 % Anfang 1904 sind in Magdeburg, Hannover und Linden städtische Arbeitslosenzählungen vorgenommen worden; über ihre Hauptergebnisse gibt das Reichsarbeitsblatt (II. Jahrg. Nr. 2) einen Überblick. Regelmäßige Zählungen veranstaltet auch der Verband der deutschen (Hirsch-Dunkerschen) Gewerkvereine seit Nov. 1901, und zwar Mitte Februar, Mai, August und November. Von den rund 100 000 Mit gliedern des Verbandes hat sich regelmäßig die größere Hälfte an den Zählungen beteiligt. Die Zählungen ergaben, daß von den an den Zählungen beteiligten Mitgliedern arbeitslos waren am 15. Nov. 1901 . . . 1,7 o/o 44 Tage durchschnittlich 15. Febr. 1902 . . ■ ■ 3,1 „ 46 „ „ 15. Mai 1902 . . . . 1,2 „ 57 ,, ,, 15. Aug. 1902 . ■ • 1>05 ,, 42,5 „