III. Teil. Selbständige sozialpolitische Arbeit der Selbstverwaltungskörper und der Privaten. 14. Kapitel. Sozialpolitische Arbeit der Selbstverwaltungskörper. § 1. Voraussetzungen und Organe. Die kommunalen Selbstverwal tungskörper, insbesondere die Gemeinden, sind im Verlauf der Dar stellung wiederholt in bezug auf ihre Mitarbeit an der Lösung sozial politischer Aufgaben berührt worden. Ihre ganze Stellung in der Gliederung des Gemeinwesens läßt ihre Mitarbeit wie bei der Durch führung zahlreicher staatlicher Maßnahmen überhaupt, so auch bei sozialpolitischen Aufgaben von vornherein als geboten erscheinen. Die Selbstverwaltungskörper sind in diesem Zusammenhänge aber nicht nur als Hilfsorgane der staatlichen Tätigkeit zu berücksichtigen. Als Gemeinwesen mit besonderen Kultur- und Wohlfahrtsaufgaben sind sie innerhalb des allgemeinen gesetzlichen Kähmens auch zu selbständiger Arbeit in den verschiedensten Dichtungen befähigt und berufen, und gerade auf sozialpolitischem Gebiet können sie in ihrem engeren Wir kungskreise manche Aufgaben in Angriff nehmen. Das gilt von den verschiedenen Stufen der Selbstverwaltungskörper; eine besondere Be deutung hat es für die städtischen Gemeinwesen. Daß es dem Gesamt interesse entspricht, wenn die Städte sich diesen Aufgaben nicht ent ziehen, ergibt sich schon daraus, daß sich — wie schon erwähnt — gerade in den Städten in wachsendem Umfange die Bevölkerung zu sammendrängt. In Deutschland lebte 1871 ein reichliches Drittel, jetzt lebt schon über die Hälfte der ganzen Bevölkerung in den Städten, und von der städtischen Bevölkerung, die 1900 auf rund 30 Millionen festgestellt wurde, kommen über 9 Mill. also etwa 3 /io auf die 33 Groß städte mit 100 000 und mehr Einwohnern. Mit dieser wachsenden Konzentration der Bevölkerung in den und um die Städte hat deren Be deutung für das politische Leben erheblich zugenommen. Ihre Steuer kraft ist bedeutend gewachsen; '/io des steuerpflichtigen Einkommens in Preußen werden in den Städten verdient, Gerade in ihnen sind die großen Vermögen und die großen Einkommen verhältnismäßig am häufigsten. In den Städten konzentriert sich aber auch ein großer Teil der geringen Einkommen und der Armut. Die Gegensätze stoßen