9 er eine Bemerkung Tliaers an, „dass in der Regel die Angaben der Ein-' saat sowohl wie des Körnerertrages, woraus die Kammertabellen angefertigt werden, unter der Wahrheit bleiben“. Man wird diesen Bemerkungen zustimmen müssen; denn es ist von vornherein wahrscheinlicher, dass die Landwirte bei ihren Angaben etwas übersehen oder als zu geringfügig unerwähnt lassen, als dass sie etwas hinzudichten sollten. Aber bat nicht an diesem Übelstande selbst die moderne Statistik noch bis zu einem gewissen Grade zu leiden? Es ist doch unter Umständen schon von Wert, von einer bestimmten Angabe sagen zu können, dass sie „unter“ der Wahrheit liegt; man weiss dann wenigstens, in welcher Richtung die volle Wahrheit zu suchen ist. In dem vorliegenden Falle haben wir also in den Aussaattabellen Minimal zahlen vor uns und müssen diesem Umstande Rechnung tragen; wenn aber Conrad den Marienwerder Fall verallgemeinert und meint, dass die Krug- schen Angaben über die Aussaat überhaupt nur auf allgemeiner Schätzung beruhen und darum ganz unsicher seien, so steht seine Auffassung nicht im Einklang mit den Äusserungen Krugs, der uns selbst darüber Auf schluss gibt, wie die Zahlen gewonnen worden sind. „Die Tabellen von der Aussaat“, schreibt er, 1 ) „und dem Durchschnittsertrage aller Grund stücke und von der Menge des vorhandenen Viehes aller Art sind nicht bloss die brauchbarsten Quellen zu einer berechnenden Statistik, sondern sie sind auch glücklicherweise die glaubwürdigsten unter allen, und die fortgesetzte Aufmerksamkeit der höheren Staatsbehörden kann ihnen eine Vollkommenheit und eine über alle Zweifel erhabene Sicherheit geben, welche von allen vorher genannten statistischen Notizen unmöglich ist. Diese Tabellen werden im einzelnen durch die Schulzen auf den Dörfern, die Beamten auf den Ämtern und die Magistrate in den Städten auf genommen, und hier kann der Aufmerksamkeit der örtlichen Unterbehörden nicht leicht ein Scheffel Aussaat entgehen, da diese Offizianten die Feldflur ihres Ortes genau kennen und vielleicht willkürliche und zu geringe Angabe einzelner Ackerbesitzer schon nach ihrer Kenntnis des Bodens zu beurteilen wissen; noch leichter ist’s, bei der Angabe vom Viehstande Fehler zu vermeiden und Verleugnungen zu entdecken — und so kann dieses Tabellen wesen mit völligem Rechte die sicherste Grundlage staatswirtschaftlicher Berechnungen sein.“ Man braucht den Optimismus Krugs nicht ganz zu teilen, soviel steht indessen fest: die Quellen, die er benutzte, waren amtlicher Natur und die besten, die damals überhaupt zu haben waren. Das Krugsche Werk hat denn auch den zeitgenössischen und spätem Schriftstellern, die sich mit den staats- und volkswirtschaftlichen Verhältnissen Preussens befassten, stets als Grundlage gedient. So schreibt auch August Meitzen in seinem bekannten Werke über die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preussischen Staates: 2 ) „Die Resultate dessen, was mit den damaligen b Betrachtungen über den Nationalreichtum Bd. I, S. 23. 2 ) August Meitzen, Der Boden und die landwirtschaftlichen Verhältnisse des preussischen Staates. 1. Bd. Berlin 1868. S. 2.